Es ist die Frage, die die Fussballwelt schon über ein Jahrzehnt beschäftigt: Wer ist der Beste der Besten? Ist es Lionel Messi, der so unerhört talentierte Zauberfloh? Oder ist es Cristiano Ronaldo, diese so perfekt trainierte «Maschine»?
Die Jahrhundertspieler knacken Rekorde nach Belieben und stellen Bestmarken auf, die sie meilenweit von allen anderen abheben. Zum Weltfussballer des Jahres wurden beide je fünf Mal ausgezeichnet. Auch in anderen Statistiken liegen sie oft nahe beisammen.
Doch in einem Punkt hat Cristiano Ronaldo die Nase klar vorn. Er hat mit Portugal die Europameisterschaft 2016 gewonnen und nun am Wochenende auch die Nations League. Derweil wartet Argentinien immer noch darauf, dass Lionel Messi die «Albiceleste» zu einem Titel führt. Bislang schaffte er das nur mit der U20 (Weltmeister 2005) und mit der Olympia-Auswahl (Gold 2008). Mit dem A-Team kam Messi dem Triumph 2014 am nächsten, als Argentinien erst in der Verlängerung des WM-Finals an Deutschland scheiterte.
Wenn nun am Freitag in Brasilien die Copa America, das südamerikanische Pendant zur EM, beginnt, dann ist Lionel Messi also unter Zugzwang. Schliesslich wird er nicht mehr viele Chancen erhalten, um mit Argentinien etwas zu gewinnen. Derzeit gehe es ihm gut, betonte Messi vor wenigen Tagen. «Ich befinde mich physisch auf einem hohen Niveau. Aber ich bin schon bald 32 Jahre alt und ich weiss nicht, wie sich das entwickelt», sagte Messi kürzlich bei «Fox Sports Argentina». «Ich weiss nicht, ob ich es zur WM 2022 in Katar noch schaffe.» Schliesslich könne bis dahin viel passieren.
«Ich will meine Karriere mit einem Titel bei der ‹Albiceleste› beenden und wenn nicht, dann will ich es wenigstens versucht haben», betonte Messi vor der Copa America. Drei Mal (2007, 2015 und 2016) stand er dort im Final, alle drei Begegnungen verlor Argentinien.
In Diskussionen über den «GOAT» («Greatest of All Time») fällt häufig das Argument, dass Messi eben nur beim FC Barcelona funktioniere. Derweil habe Ronaldo in unterschiedlichen Teams bewiesen, was er drauf hat: Manchester United, Real Madrid, Juventus Turin. Und eben auch mit der portugiesischen Nationalmannschaft.
Führte Messi Argentinien nun an der Copa America endlich zum ersehnten Titel, wäre dieses Argument keines mehr. Die «Gauchos» treffen in der Gruppe B auf Kolumbien, Paraguay und den Copa-Gast Katar, den amtierenden Asien-Meister.
Das Traum-Szenario aller Fans der Argentinier sieht vor, am 7. Juli den Final zu gewinnen – und zwar gegen den Erzrivalen Brasilien in dessen «heiligem» Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro. In Form sind beide Fussball-Giganten des südamerikanischen Kontinents. Argentinien gewann am Samstag den Test gegen Nicaragua mit 5:1 (zwei Messi-Tore), Brasilien siegte in der Nacht auf heute ohne den verletzten Neymar 7:0 gegen Honduras.
Cristiano Ronaldo bereitete seine portugiesischen Landsleute derweil nach dem Triumph in der Nations League sanft darauf vor, dass er irgendwann kürzer treten werde. «Cristiano ist nicht ewig», sagte der 88-fache Torschütze nach seinem 158. Länderspiel.
«Es wird einen Tag geben, an dem ich nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen werde. Aber es ist noch ein weiter Weg», sagte der 34-Jährige. Sorgen müsse man sich aber keine machen um das Team, nun, da viele junge Spieler da sind. «Sie werden reifen und auch in Zukunft Pokale gewinnen können», ist Cristiano Ronaldo überzeugt.
Und der Zauberfloh angeblich in der Nationalmannschaft dem Trainer zuviel reinredet. Falls dem so ist, würde das einiges erklären.
Dennoch ist es meist ein Genuss den beiden zuzusehen.