Stell dir vor, du gehst jedes Wochenende an die Fussballspiele deines Lieblingsvereins. Einer zünftigen Keilerei mit den verhassten Anhänger des gegnerischen Teams bist du nicht abgeneigt. Und wenn deine Freunde mit Gewalttaten loslegen, machst du garantiert mit.
Die Beschreibung passt leider für einige Fussball-Fans auf der ganzen Welt. Die Gegenmassnahmen der Sicherheitsverantwortlichen zeigen aber (fast) keine Wirkung: Ob strenge Eingangskontrollen, getrennte Fan-Blöcke, Absperrgitter, Gräben oder Kameras, die jeden Winkel der Stadions aufnehmen – bisher hat die Gesellschaft kein Gegenmittel gegen die gewaltbereiten Fans gefunden. Selbst die Charme-Offensive von Sions Christian Constantin, welcher Gästefans Raclette serviert und sie gratis ins Stadion lässt, erzielt nicht die erwünschte Wirkung. Die hitzigen Köpfe sind eben auch meist ziemlich innovativ, wenn es um ihre Belange geht.
Kreativ hat sich auch der brasilianische Ableger der weltweit tätigen Werbeagentur Ogilvy betätigt. Die PR-Bude hat nämlich beim Hochrisikospiel und Derby zwischen Sport Club de Recife und Nautico Capibaribe veranlasst, dass das Heimteam Mütter als Ordner einstellt.
Ação inovadora colocou mães como seguranças: http://t.co/J1lCz0ha1G pic.twitter.com/7W3xq4gFqq
— Sport Club do Recife (@sportrecife) 9. Februar 2015
Es sind nicht irgendwelche Mamas, sondern eigens dafür gecastete Mütter von stadtbekannten Krawallmachern. Zuvor erhielten die 30 Muttis noch eine schnelle Kurz-Ausbildung als Security. Mit einer speziellen Leuchtweste mit der Aufschrift «Segurança Mãe» (Security-Mutter) wurden die rüstigen Damen an strategisch wichtigen Punkten im Stadion platziert.
Die hitzköpfigen Söhne wussten natürlich nichts von der Geheim-Aktion und staunten Bauklötze, als sie per Videobotschaft auf der Grossleinwand über die Anwesenheit der Mütter sowie ihrer Aufgabe aufgeklärt wurden.
Die Fans vom Surfermekka Recife sind in Brasilien eigentlich für ihre Gewaltexzesse bekannt. Doch durch die Anwesenheit ihrer Erzeugerinnen sind die Söhne offensichtlich plötzlich lammfromm.
Zum ersten Mal seit langer Zeit werden keine Gewaltakte verübt. Stolz verkündet der Vize-Präsident von «Ogilvy» Aricio Fortes danach: «Niemand will sich vor einer Mutter prügeln. Und schon gar nicht vor seiner eigenen.»
Das Heimteam gewinnt schliesslich mit 1:0, was auch den glücklichen Müttern ein Lächeln entlockt.
Aus neutraler Sicht tönt die Idee dermassen genial, dass man sie eigentlich 1:1 auf die hiesigen Verhältnisse adaptieren müsste. Nur ist leider zu befürchten, dass der Schweizer Nachwuchs nicht so viel Respekt vor ihren Müttern hat wie die brasilianischen Söhne.
Ob dem wirklich so ist, würde wohl ein Versuch zeigen. Vielleicht sollten sich die Sicherheitsverantwortlichen des Cup-Finals oder vor einer Partie zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel einmal darüber unterhalten.