Entweder die Young Boys oder der FC Basel: Vor einem Jahr war dies der Tenor der Prognosen für den Kampf um den Schweizer Meistertitel. Alle übrigen Mannschaften schienen nicht die Möglichkeiten zu haben, um in das Duell einzugreifen. Am Schluss jedoch wurde der FC Zürich souverän und mit erklecklichem Vorsprung Erster.
Dank den überraschenden, tollen Leistungen haben die Zürcher in den Favoritennennungen für die am Samstag beginnende Saison die Basler und die Berner eingeholt. Aber welcher der übrigen sieben Klubs könnte vom FCZ die letztjährige Rolle übernehmen und seinerseits über die 36 Runden den Favoriten die Absätze zeigen?
Servette ist nicht erst in diesem Sommer die Mannschaft mit den wenigsten Veränderungen im Kader. Cheftrainer Alain Geiger, seit vier Jahren im Amt, weiss, was er hat: ein ausgeglichenes Ensemble mit ein paar weit überdurchschnittlichen Spielern wie Miroslav Stevanovic oder Kastriot Imeri. Wenn die Genfer seit dem Wiederaufstieg im Sommer 2019 noch nie ganz vorne mitspielen konnten, so lag es daran, dass sie nicht selten in schier unerklärliche, ein paar Spiele anhaltende Baissen gerieten. Dagegen gibt es kein Rezept, aber vielleicht bleiben die kostspieligen Zwischentiefs für einmal aus.
Der FC Lugano ist unter der Ägide des US-Milliardärs Joe Mansueto und seines Statthalters Georg Heitz heute längst ein Klub mit einem gefestigten, transparenten Gefüge und mit Ambitionen, die Saison für Saison ein bisschen höher angesetzt werden dürfen. In der bisherigen Transferzeit konnten die Tessiner die Substanz wohl ungefähr bewahren.
Die Spieler des FC St.Gallen sind mittlerweile ein bisschen weniger blutjung als auch schon. Aber vielleicht ist gerade die bessere Mischung aus Jugendlichkeit und Erfahrung ein Trumpf für das Team von Trainer Peter Zeidler, der in seine fünfte Saison in der Ostschweiz steigt. Gelingt es, den Wegzug von Kwadwo Duah, dem 15-fachen Super-League-Torschützen der letzten Saison, auszugleichen, ist dem FCSG für 2022/23 eine gute Rolle zuzutrauen.
In nur einem halben Jahr konnte Trainer Mario Frick in Luzern vieles ausrichten. Mit einer deutlich positiven Bilanz war der FCL noch vor den Young Boys die viertbeste Mannschaft der Rückrunde. Diesmal hat Frick von Anfang an die Zügel in der Hand. Der schmerzhafte Transfer von Filip Ugrinic nach Bern kann eventuell durch den Zuzug des Challenge-League-Topskorers Joaquin Ardaiz aufgefangen werden. Es ist damit zu rechnen, dass Luzern bis Ende August noch Spieler verpflichten wird.
Sion und die Grasshoppers konnten sich letzte Saison nur knapp der Barrage-Teilnahme entziehen. Klammert man Sions neuen Goalie Heinz Lindner aus, haben sich beide Teams in der bisherigen Transferzeit nicht verstärkt.
Die Zürcher haben sogar deutlich an Subtanz eingebüsst. Wird es ihnen reichen, den historischen Aufsteiger Winterthur hinter sich zu lassen? Immerhin werden die schwächsten Teams der Super League nicht in Panik geraten müssen. Infolge der Aufstockung der Liga gibt es keinen Direktabsteiger. Der Letzte wird die Chance bekommen, sich über eine Barrage gegen den Dritten der Challenge League zu retten. (abu/sda)