Sie ist erst 17 Jahre alt, aber ein Versprechen für die Zukunft: Riola Xhemaili. Beim FC Basel trägt sie die Captainbinde, ist eine Führungsspielerin. Im Nationalteam kommt ihr erster grosser Auftritt am vergangenen Samstag: Sie steht gegen das Weltklasseteam Frankreich in der Startelf.
Trotz einer 0:2-Niederlage fällt sie positiv auf. Sie ist hartnäckig in den Zweikämpfen, spielstark im Aufbau und lauffreudig. Ihre besondere Aufgabe: Bei Standardsituationen ist sie für Wendie Renard zuständig. Die 1,87 m grosse Verteidigerin gilt als beste Kopfballspielerin der Welt. «Ich war schon ein bisschen nervös, schliesslich kannte ich ihre Stärken. Mit der Zeit bin ich besser ins Spiel gekommen», sagt Xhemali. Beim ersten Duell hat sie noch das Nachsehen: Renard köpfelt nach einem Freistoss zum 1:0 ein, danach gewinnt die erst 17-jährige Xhemaili all ihre Duelle.
«Es ist halt nicht einfach, wenn man gegen den Eiffelturm spielt», meinte Nationaltrainer Nils Nielsen scherzhaft. Und ernst:
Gegen die Französinnen muss Riola Xhemaili mit vielen Defensivaufgaben vorliebnehmen, dabei wären ihre grössten Stärken ihre Technik und die Spielübersicht. Beim FCB trägt sie die Nummer 10, pendelt zwischen dem offensiven und dem defensiven Mittelfeld – bei Bedarf hilft sie auch in der Innenverteidigung aus.
Führungsspielerin in Basel, schon jetzt Nationalspielerin: Für Riola Xhemaili scheint die Tür zur grossen Fussballer-Karriere sperrangelweit offen. Sie steht sinnbildlich für die neuste Generation der Schweizer Fussballerinnen. Jene, die damit aufgewachsen ist, dass der Sprung zum Profi möglich ist. Lara Dickenmann und Ramona Bachmann haben den Weg geebnet. Mit Bachmann spielt sie inzwischen sogar im Nationalteam zusammen. «Ich war am Anfang so nervös, ich konnte kaum mit ihr sprechen», sagt Xhemaili.
Doch trotz der positiven Entwicklung im Schweizer Frauenfussball: Der Weg zum Profi führt immer noch über das Ausland. Neben dem Fussball beim FC Basel absolviert Riola Xhemaili eine Ausbildung bei der Basler Kantonalbank, im Sommer ist diese abgeschlossen. Der ideale Zeitpunkt, um in eine Profiliga zu wechseln? «Wir werden sehen», sagt sie. Wenn man sie nach den Zielen befragt, kommt dafür schnell die Antwort: «Ich möchte in der englischen Premier League spielen.»
Riola Xhemaili beginnt spät mit dem Fussball. Zunächst spielt sie Volleyball, ihr Zwillingsbruder Rion kickt beim FC Solothurn. Erst mit 11 tritt Riola ebenfalls dem Klub bei. Von Beginn an ist klar: Sie ist talentiert. Mit 15 kommt das Angebot des FC Basel, ihr Bruder Rion, der jetzt in der U18 kickt, folgt ihr.
Auch beim FCB spielt Riola Xhemaili zunächst bei den Jungs mit. Für ihre Entwicklung ist dies gut. «Der Ehrgeiz bei den Jungs ist ein anderer, der Konkurrenzkampf ist höher. Man muss richtig beissen», sagt sie. Schliesslich ist sie in der U15 Captain, kurz darauf debütiert sie in der Nationalliga A. Sie ist erst 15 Jahre alt. Bereits in ihrem ersten Spiel erzielt sie ein Tor.
Es fällt auf, wie reif Xhemaili trotz des jungen Alters wirkt. Und wie gross ihr Ehrgeiz ist. Es überrascht wenig, dass sie in Sachen Trainings Cristiano Ronaldo nacheifert. «Ich möchte viel trainieren, um möglichst gut zu werden.» Ist einmal ein Nachmittag frei, werden mit einer Teamkollegin oder dem Bruder weite Bälle geschlagen – oder es gibt ein Krafttraining, um ihre Physis zu verbessern.
Diese Physis braucht sie am Dienstag wieder. Im zweiten Test gegen Frankreich ab 21.10 Uhr wird Riola Xhemaili wieder gefordert sein. Diesmal will sie alle Duelle für sich entscheiden.