Mit Zürich und Lausanne waren in dieser Saison schon zwei Super-League-Teams in Yverdon gescheitert – St.Gallen war also gewarnt. Trotzdem fanden die Ostschweizer nur langsam ins Spiel. Das 1:0 fiel erst in der 52. Minute: Nach einer Hereingabe von Kwadwo Duah traf Guillemenot vor dem leeren Tor zunächst nur den Pfosten, von dort kam der Ball zurück in seine Füsse und im zweiten Versuch war er dann erfolgreich.
So umständlich der Ball den Weg zum 1:0 ins Tor fand, so schwer tat sich der FC St. Gallen beim Zweitletzten der Challenge League. Der Favorit wirkte nervös und unsicher. Nie konnte er dauerhaft Druck erzeugen. Die wenigen guten Torchancen in der ersten Halbzeit vereitelte Yverdons Goalie Kevin Martin mit viel Klasse bei einem abgefälschten Schuss von Quintilla und mit Glück im Duell gegen Duah.
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— FC St.Gallen 1879 GRÜEWISS IM HERZ (@FCSG_1879) April 21, 2022
Nach der Pause war St.Gallen effizienter und belohnte sich für seine mit Abstand beste Phase: Jordi Quintilla traf sechs Minuten nach dem ersten Tor und drei Minuten nach dem Lattenschuss von Patrick Sutter zum 2:0. Der von Basel zurückgekehrte Mittelfeldspieler zirkelte einen Freistoss perfekt an der nicht optimal gestellten Mauer vorbei.
Die Anspannung des in diesem Jahr so überzeugenden FC St. Gallen löste sich auch mit dem Zweitore-Vorsprung nicht. Yverdon mit seinen vielen routinierten Spielern und seinem Trainer Uli Forte, Cupsieger mit dem FCZ und GC, tat sein Möglichstes und drückte in der der letzten halben Stunde auf den Anschlusstreffer, ohne dabei aber zu den ganz gefährlichen Torchancen zu kommen. Vor der Kulisse von 4500 Zuschauern – so vielen wie seit 16 Jahren nicht mehr – blieb die grosse Spannung schliesslich aus.
St.Gallen steht am 15. Mai zum sechsten Mal in einem Cupfinal. Nur einmal konnte man auch den Titel holen (1969). Im letzten Jahr unterlag die Mannschaft von Peter Zeidler dem FC Luzern.
Yverdon - St.Gallen 0:2 (0:0)
4500 Zuschauer. - SR Fähndrich.
Tore: 54. Guillemenot (Duah) 0:1. 60. Quintilla 0:2.
Yverdon: Martin; Sauthier, Hajrovic (46. Eleouet), Rodrigues, Gétaz; Ninte (11. Malula), Zock (60. Lusuena), Silva; Fargues (71. Kabacalman); Koné, Beleck (60. Beyer).
St.Gallen: Watkowiak; Sutter, Stergiou, Maglica, Schmidt (86. Cabral); Görtler, Quintilla, von Moos; Ruiz (74. Fazliji); Guillemenot (74. Toma), Duah (86. Schubert).
Bemerkungen: Yverdon ohne Salvi und Le Pogam (beide verletzt). St. Gallen ohne Münst, Stillhart und Witzig (alle verletzt). 57. Lattenschuss von Sutter. Verwarnungen: 29. Schmidt (Foul). 50. Fargues (Foul). 67. Lusuena (Foul). 70. Gétaz (Unsportlichkeit).
Luzern kann sich ab sofort auf den Abstiegskampf fokussieren. Der Titelverteidiger scheitert im verrückten und hoch spannenden zweiten Halbfinal des K.o.-Wettbewerbs in Lugano im Penaltyschiessen. Für Lugano ist es die erste Titelchance seit 2016.
Was für ein Auf und Ab, was für Stehauf-Qualitäten des FC Luzern, was für ein Happy-End für das Heimteam und die 6390 Zuschauer in dem (dank Spezialpreis) zum ersten Mal seit langer Zeit in einem Pflichtspiel ausverkauften Cornaredo. Lugano führte sowohl kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit als auch kurz vor Ende der Verlängerung. Zweimal flatterten aber die Nerven, zweimal belohnten sich die Gäste für ihren Kampfgeist, den sie nicht zum ersten Mal in den letzten Wochen an den Tag legten.
In der 89. Minute rettete Silvan Sidler die Innerschweizer in die Verlängerung. Später schaffte der Titelverteidiger das 2:2 in der 119. Minute und kam so ins Penaltyschiessen. In diesem verwertete Zan Celar den entscheidenden Versuch zum 4:3. Der Slowene hatte zuvor Lugano zweimal in Führung gebracht.
Getragen Publikum waren die Luganesi über weite Strecken die bessere Equipe auf dem Platz, aber nur so lange sie nicht in Führung lagen. Den ersten vermeintlich erlösenden Treffer erzielte Celar in der 72. Minute per Abstauber, den zweiten mittels Handspenalty zu Beginn der Verlängerung. Luzerns Martin Frydek hatte den Ball mit einer unglücklichen Bewegung an den Arm gekriegt.
Die Luzerner, die in der Meisterschaft zuletzt gegen GC aus einem 0:2 ein 2:2 und gegen St. Gallen aus einem 1:2 ein 3:2 gemacht hatten und mit rund 1500 heimischen Fans im Schlepptau angereist waren, riefen ihre grösste Stärke auch im Tessin ab und gaben sich bis zum Ertönen des Schlusspfiffs nicht geschlagen. Anders als in der Liga gab es für die späten Tore keinen Punkt. Die Zentralschweizer können die Kräfte im Saison-Endspurt nun voll auf den Kampf um den Ligaerhalt bündeln. Aufgrund der völlig missglückten Vorrunde sie in der Super League auf dem Barrageplatz.
Der erneute Finaleinzug wäre angesichts des Geschehens an diesem Donnerstagabend im Tessin auch gar schmeichelhaft gewesen – auch wenn die unter Trainer Mario Frick erstarkte Mannschaft in Rückstand liegend jeweils zu mehreren Ausgleichschancen und schliesslich aus den Ausgleichstoren kam. Unter anderem hatte Varol Tasar, im Vorjahr noch Luzerns Halbfinal-Held gegen Aarau, sechs Minuten vor Ende der turbulenten Verlängerung aus bester Position an die Latte geschossen. Am Ende waren aber Filip Ugrinic und Pascal Schürpf mit ihren vergebenen Penaltys die tragischen Figuren.
Lugano - Luzern 2:2 (1:1, 0:0) n.V., 4:3 i.P.
6390 Zuschauer. - SR San.
Tore: 72. Celar 1:0. 89. Sidler (Schürpf) 1:1. 93. Celar (Handspenalty) 2:1. 119. Abubakar 2:2.
Penaltyschiessen (Luzern beginnend): Schulz 0:1, Maric (Latte); Campo 0:2, Lovric 1:2; Ugrinic (Saipi hält), Yuri 2:2; Schürpf (Saipi hält), Ziegler 3:2; Tasar 3:3, Celar 4:3.
Lugano: Saipi; Daprelà, Maric, Ziegler; Lavanchy, Lovric, Rüegg, Valenzuela (75. Da Silva); Da Costa, Bottani (87. Durrer); Celar.
Luzern: Müller; Dräger (76. Sidler), Burch, Simani, Frydek; Ugrinic, Jashari (76. Tasar); Ndiaye (76. Schürpf), Schulz, Cumic (62. Abubakar); Sorgic (62. Kvasina).
Bemerkungen: Lugano ohne Sabbatini (gesperrt), Luzern komplett. 114. Lattenschuss Tasar. Verwarnungen: 32. Lovric (Foul). 39. Croci-Torti (Trainer Lugano/Reklamieren). 88. Abubakar (Foul). 91. Durrer (Reklamieren). 96. Valenzuela (Foul). 102. Lavanchy (Foul). 112. Schulz (Foul). (pre/sda)
Herzlichst
Marco Streller