Das ist so noch keinem Trainer passiert. Donnerstag, 30. April, irgendwo im Bernbiet. Arno Del Curto sitzt mit Kollegen in der Gartenbeiz. Auf einmal piepst ein Handy und dann grosses Hallo: Irgendein Medium verbreitet per Internet die News, Arno Del Curto habe beim HC Davos einen Einjahresvertrag unterschrieben. Grosses Erstaunen, grosses Gelächter. Der HCD-Kulttrainer sagt, was Sache ist.
watson: Also, haben Sie nun beim HC Davos einen Vertrag unterschrieben und einfach niemandem etwas gesagt?
Arno Del Curto: Nein. Ich habe keinen Vertrag unterschrieben und werde es auch in den nächsten Tagen nicht tun.
Aber Ihr Vertrag läuft heute Donnerstag aus. Ab morgen, dem 1. Mai, sind Sie vertragslos.
Ja, das erste Mal seit ich beim HC Davos bin (seit 1996 – die Red.). Und wissen Sie was: Ich geniesse jetzt erst einmal meinen vertragslosen Zustand. Jetzt darf ich ab dem 1. Mai sagen was ich will, tun was ich will und niemand kann mich verurteilen.
Aber wie kommt dann diese Meldung, Sie hätten einen Einjahresvertrag unterschrieben?
Ach, der Gaudenz (HCD-Präsident Gaudenz Domenig – die Red.) wird wohl so etwas erzählt haben.
Der Gaudenz ist ein hoch angesehener Wirtschaftsanwalt. Der erzählt nicht einfach so, Sie hätten unterschrieben, wenn es nicht so wäre.
Der Gaudenz und ich wollten eigentlich in Montréal ein paar NHL-Playoffspiele sehen und dort hätten wir dann auch über meine Vertragsverlängerung gesprochen. Ich habe ihm aber vorerst abgesagt, aber ihm auch versichert, dass ich bleiben werde. Daraus ist dann wohl diese Meldung entstanden.
Sie haben noch nicht unterschrieben. Aber Sie bleiben beim HC Davos?
Ja, das habe ich versprochen und daran halte ich mich.
Werden Sie gleich für sechs Jahre unterschreiben, wie es der Präsident gerne hätte?
Nein, das habe ich abgelehnt. Ich werde nur für ein Jahr unterschreiben. Aber damit warte ich noch etwas. Ich will, wie ich schon schon sagte, den vertragslosen Zustand noch ein wenig geniessen.
Aber es wäre doch für alle praktischer, wenn Sie für sechs Jahre unterschreiben würden. Jetzt geht das Theater um ihre Vertragsverlängerung jedes Jahr von neuem los.
Das ist doch halb so schlimm und das macht mir überhaupt nichts aus. Wir sind ja im Eishockey im Unterhaltungsbusiness. Es ist eigentlich schade, dass das nicht alle so verstehen.
Bekommen Sie, wie vom Präsidenten versprochen, eine Lohnaufbesserung von gut 20 Prozent?
Das weiss ich noch nicht. Ich habe mit dem Gaudenz ja noch nicht über die Vertragsdetails gesprochen. Ich habe ihm nur versichert, dass ich ein Jahr unterschreiben werde.
Dann haben Sie ja ab dem 1. Mai keinen Lohn mehr.
Ja, ich bekomme noch den April-Zahltag und dann vorerst nichts mehr.
Sie arbeiten also vorerst nicht mehr für den HCD bis der Vertrag unterschrieben ist?
Falsch! Am 1. Mai habe ich bereits eine Besprechung mit unserem Konditionstrainer. Obwohl ich ja offiziell nicht mehr für den HCD arbeite. Ich kümmere mich weiterhin um alles.
Es muss also niemand befürchten, Sie könnten den HCD verlassen. Alle Schweizer Klubs haben ja ihre Trainer.
Falsch!
Was? Wer sucht noch einen Trainer?
Die Lakers!
Das soll wohl ein Scherz sein.
Das sagen Sie. Aber es gibt auch die NHL, Russland ...
Ach, kommen Sie. Sie würden es nicht übers Herz bringen, Ihren HCD im Stich zu lassen.
Ja, Sie haben recht. Der HCD ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich mich selbst dann um sein Wohlergehen kümmern würde, wenn ich keinen Vertrag mehr hätte. Ich würde es nicht ertragen, wenn ich tatenlos zusehen müsste, wie der HCD verkommt. Lieber würde ich dann ohne Lohn für den HCD arbeiten, um helfen zu können.
Sie arbeiteten in der Vergangenheit ja auch schon nur auf der Basis eines mündlichen Arbeitsvertrages. Werden Sie diesmal tatsächlich so ganz altmodisch und konservativ mit einen Arbeitsvertrag, ein Papier unterschreiben?
Ja, das werde ich machen. Das ist für alle besser. Aber wie gesagt: Nur für ein Jahr und ich denke, dass ich das nun immer so halten werde. Einfach um ein Jahr verlängern. Jetzt geniesse ich aber erst noch eine Weile meinen vertragslosen Zustand.