Frankreichs führende Sportzeitung «L'Equipe» produziert für seine Samstags-Ausgabe jeweils ein separates Magazin. Morgen ist dieses ganz dem Thema «Homosexualität im Sport» gewidmet. Das ist das Cover:
Le sport face à l'homophobie en une et tout au cœur d'un numéro spécial du magazine L'Équipe ce samedi https://t.co/AuxExFQnuc pic.twitter.com/vYL0mr99yO
— le magazine L'ÉQUIPE (@lemaglequipe) 2. Mai 2019
Zwei bärtige Wasserballer, die sich küssen – das provoziert auch im Jahr 2019 noch und ruft Reaktionen hervor. So will etwa dieser Wutbürger umgehend sein Abonnement kündigen, was die «L'Equipe»-Macher eiskalt kontern:
👋
— le magazine L'ÉQUIPE (@lemaglequipe) 2. Mai 2019
Die Herausgeber des Hefts werden durch solche Reaktionen darin bestätigt, was sie im Editorial schreiben: dass es nach wie vor zu homophoben Beleidigungen komme. «Die Welt des Sports hat Mühe damit, dieses Tabu zu brechen. Aber die Akteure mobilisieren sich, um das Thema voranzubringen.» Ihnen will man eine Plattform bieten.
Erzählt wird unter anderem die Geschichte von Justin Fashanu. Der Engländer war 1990 der erste Profifussballer, der den Mut hatte, sich als schwul zu outen – und sich später nach Jahren der Anfeindungen das Leben nahm.
21 years ago today, Justin Fashanu tragically passed away, at the age of just 37.
— Goal (@goal) 2. Mai 2019
RIP 🌹 pic.twitter.com/W4fIj9Gxqm
Zu Wort kommen auch Sportler, die glauben, dass ihre sexuelle Orientierung eine grosse Karriere verhindert hat. Es geht um schwulenfeindliche Gesänge in französischen Stadien oder darum, dass es homosexuelle Sportler in Brasilien noch schwerer haben, seit der umstrittene Präsident Jair Bolsonaro im Land das Sagen hat.
Das Titelbild der Wasserballer entstand an einem Turnier in Amsterdam. Dort spielten die Vorbilder eines Films, der nun in die Kinos kommt. «Eine Ode an Sport, Wohlwollen und Nagellack», formuliert das «L'Equipe Magazine».
In der französischen Komödie gibt ein bekannter Schwimmer in einem Interview einen homophoben Kommentar ab. Zur Wiedergutmachung muss er ein Team schwuler Wasserballer auf dem Weg an die «Gay Games» betreuen, den Olympischen Spielen der Homosexuellen. «Les Crevettes Pailletées» wird auch demnächst am schwullesbischen Filmfestival «Pink Apple» in Zürich und Frauenfeld gezeigt. (ram)
Auch im Jahr 2019 dürften die zwei bärtigen Wasserballer in der Schweiz nicht heiraten.
Natürlich!
Denn die Normalität von Homosexualität steht nach wie vor zur Debatte.
Und in Ländern wie der Schweiz wird es noch lange dauern, bis diese Tatsache akzeptiert werden kann.
Solange Selbstverständlichkeiten nicht selbstverständlich sein dürfen, weil ihnen Plattformen für Hinterfragungen geboten werden, weil sie nicht vollumfänglich gleichgestellt sind, wird es auch Reaktionen und Anfeindung geben.