Fredy Bickel, YB ist nach drei Spielen in der Super League immer noch ungeschlagen. YB hat zweimal in Unterzahl einen Punkt erkämpft. Und YB hat in Zürich zu Beginn der Saison in einem Spiel, in dem es unterlegen war, ebenfalls Unentschieden gespielt.
Fredy Bickel: Ja. Das kann man so stehen lassen.
Vermissen Sie derzeit diese Betrachtungsweise?
Nein, überhaupt nicht. Man könnte es so sehen. Aber Tatsache ist, dass wir andere Erwartungen an uns selbst hatten. Die Art und Weise unserer Auftritte, vor allem in den ersten beiden Partien, war eigentlich schlimmer als das jeweilige Resultat.
Bereits zieht Basel an der Tabellenspitze einsam seine Kreise. Müssen Sie dem FCB schon zum Titel gratulieren?
Ich glaube, die anderen acht Teams hätten keine Freude, wenn ich das tun würde. Nein, das wäre völlig verfehlt. Der FC Basel ist noch lange nicht Meister! Die Tabelle zeigt vielleicht eine Tendenz, aber es ist sicher noch keine Vorentscheidung gefallen.
Woran krankt es bei YB momentan?
Ich kann die Frage verstehen. Wir sind uns selbst am Heilen momentan. Ich hoffe, der Prozess geht weiter. Vor allem die Eindrücke gegen Monaco stimmen mich optimistisch. Eigentlich gab es seit Saisonbeginn in jedem Spiel eine Tendenz gegen oben. So muss es weitergehen. Denn eines ist klar: Unser Anspruch ist ein höheres Niveau.
Sind Sie enttäuscht vom Saisonstart?
Das ist schwierig zu beantworten. Natürlich habe auch ich mir mehr erhofft. Auch wegen unserer starken Vorbereitung. In diesem Sinne: Ja, ich bin enttäuscht.
Die Diskussionen, ob Trainer Uli Forte noch der Richtige ist, haben schon nach dem ersten Spieltag begonnen, der «Blick» brachte Murat Yakin als Nachfolger von Forte ins Spiel – überrascht Sie diese rekordverdächtig frühe Debatte?
Einerseits schon. Andererseits dürfte man im Grunde zu Fragen bezüglich des Trainers nie eine Antwort geben. Weil jede Antwort, egal wie sie ausfällt, immer interpretiert werden kann. Und sofort werden die Aussagen auf die gewünschte Weise befeuert.
In einem Interview mit der «SonntagsZeitung» antworteten Sie auf die Frage, was passiert, wenn YB denselben Saisonstart hinlegt wie letztes Jahr (nach vier Runden neun Punkte hinter dem FCB): «Dann gingen die Diskussionen um den Trainer los. Es gibt keine Ausreden mehr.»
Ja, das habe ich gesagt. Ich kann das Fussballgeschäft auch nicht ändern.
Uli Forte hat im letzten Herbst bereits einmal aus einer Krise gefunden. Trauen Sie es ihm erneut zu?
Natürlich! Niemand verliert nach drei Spielen die Überzeugung und stellt alles infrage.
Wie viele Punkte erwarten Sie aus den nun folgenden Heimspielen gegen Thun und Lugano?
Sechs!
Erst folgt aber noch das Auswärtsspiel in der Champions League bei Monaco. Glauben Sie noch an eine wundersame Wende nach dem 1:3 im Hinspiel?
Man ist immer gut beraten, der Hoffnung eine Chance zu geben. Unser Fokus ist klar: Wir müssen unter allen Umständen bis Ende Jahr in einem europäischen Wettbewerb dabei sein. Die erste Chance haben wir gegen Monaco wohl verspielt. Nun gilt es, klaren Kopf zu behalten und danach die zweite Chance zu nutzen.