Sie waren optimistisch vor dem Spiel. Haben Sie eine Erklärung?
Patrick Fischer: Wir waren optimistisch, wir hatten ein gutes Gefühl, alle waren ruhig und konzentriert. Einmal mehr haben wir uns durch Geschenke in Rücklage gebracht. Wir sind sehr enttäuscht und ich bin auch enttäuscht über mich. Ich war einmal mehr nicht dazu in der Lage, die Mannschaft so vorzubereiten, dass wir dazu in der Lage waren, heute das beste Spiel abzuliefern. Es ist sehr schade für alle.
Sind Sie einverstanden mit der Einschätzung, dass der Viertelfinal das schwächste Spiel des Turniers war?
Ja, wir haben wirklich irgendwie unkonzentriert gespielt, es gab zu viele Scheibenverluste, das 0:1 hat uns verunsichert. Dann haben wir uns in der ersten Pause gesagt: So, nun müssen wir aber Hockey spielen und das zweite Drittel hat gut begonnen. Dann haben wir unnötige Strafen kassiert und den Rhythmus wieder verloren. Ja, es ist mühsam, vor allem, weil wir allen recht gegeben haben, die sagen, wir seien einfach nicht parat, wenn es drauf ankomme. Das regt mich am meisten auf. Ich kenne die Spieler. Sie sind dazu fähig, sie beweisen es immer wieder. Aber als Mannschaft haben wir es wieder einmal nicht hingekriegt.
Im Rückblick scheint es so, dass mit der Niederlage gegen Lettland die ganze Magie verloren gegangen ist. Würden Sie wieder die Spieler für diese Partie schonen?
Ja, aber klar, Nino (Niederreiter, die Red.) war krank nach dem Spiel gegen Tschechien, Nico (Hischier) hat drei Nächte hintereinander wegen des Jetlags nicht geschlafen. Wir hätten sie wieder geschont. Es stimmt, wir haben unsere Geradlinigkeit nicht mehr gefunden. Aber hinterher ist man immer schlauer. Wir haben einfach den Deutschen zu viele Geschenke gemacht.
Sie haben die ganze Vorbereitung darauf ausgerichtet, auf diesen Zeitpunkt in Bestform zu sein. Warum hat es nicht geklappt?
Ich habe keine Erklärung. Wir hatten alles im Griff und vor dem Spiel war es eigentlich das erste Mal, dass alle im grünen Bereich waren. Die Jungs waren nicht nervös und sie fühlten sich gut. Aber logisch: Das 0:1 hat uns verunsichert. Wir kamen wieder zurück, das Boxplay war gut, aber dann kassierten wir im Powerplay den dritten Gegentreffer. Es ist einfach mühsam, dass solche Sachen passieren, das darf einfach nicht sein und wir müssen uns fragen, warum das so war. Eine Erklärung habe ich jetzt auch nicht, warum wir diesen Shorthander bekommen haben.
War das frühe 0:1 an allem schuld?
Nein, aber es hat nicht geholfen, definitiv nicht geholfen. Es tut mir auch leid für Robi (Robert Mayer – die Red.). Er hatte eine sensationelle Saison, er hatte auch hier gut gespielt und er hat, wie wir alle, nun keine guten Gefühle. Es war für uns ein schwieriger Entscheid, wen wir ins Tor stellen. Und ja, das 0:1 hat sicherlich ein wenig Verunsicherung ins Spiel gebracht. Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt dominiert, wir gaben den Deutschen nicht viel, sie hatten während des ganzen Spiels nicht viele Anteile. Aber so ist es eigentlich immer. Es ist, wie es ist.
Was war die Überlegung beim Entscheid, Robert Mayer und nicht Leonardo Genoni einzusetzen?
Die Überlegung war, den besten Torhüter für dieses Spiel einzusetzen. Wir hatten zwei Topgoalies, die hier sehr gut gespielt hatten. Das war die Grundlage unseres Entscheides.
Am Anfang wirkte die Mannschaft fast wie ein Juniorenteam. So ungeduldig und stürmisch. Dabei war vorher die Ruhe und Abgeklärtheit eine Qualität der Mannschaft.
Ja, aber ich muss erst einmal das ganze Spiel noch einmal anschauen. Wir haben sicher einen ganz schlechten Match gespielt. Wir haben unsere Schüsse nicht aufs gegnerische Tor durchgebracht und vieles, was vorher gut gelungen ist, ging nicht mehr.
Aber es war keine Frage der Energie, oder?
Nein.
Wenn es nicht die Energie war, dann ist es ein mentales Problem?
Ja, es geht immer alles um den Kopf. Wir haben uns alle gut gefühlt, wir wollten unbedingt, es ist ja nicht so, dass die Spieler nicht wollten. Aber wir waren nicht so locker, wie wir uns das vorgestellt hatten. Am Anfang hatten wir diese Lockerheit, wir begannen gut. Aber dann kam die Verunsicherung und ja, am Ende war es ein mentales Problem.
Sie haben einmal eine bemerkenswerte Aussage gemacht: Wenn Sie es nicht hinbekommen, dann müsse es halt einmal ein anderer versuchen.
Ich stehe immer noch zu dieser Aussage. Ja, wir haben Ziele und ich bin nicht einer, der die Flinte ins Korn wirft. Aber schlussendlich müssen andere entscheiden. Für mich ist entscheidend, ob ich das Vertrauen der Spieler habe. Aber die Verantwortung liegt schlussendlich immer beim Coach. Diese Verantwortung übernehme ich.
Sie spüren das Vertrauen der Spieler noch?
Das werden wir sehen, das weiss ich jetzt noch nicht. Bis jetzt habe ich es gespürt. Aber das müssen nun andere herausfinden.
Gibt es einen Viertelfinal-Komplex?
Überhaupt nicht. Es war immer eine andere Geschichte. Und ich bin sicher, dass wir an diesen Niederlagen gewachsen sind.
Ihr Vertrag läuft bis 2024. Wächst der Druck?
Klar. Irgendwann müssen wir den Durchbruch schaffen. Sonst muss es ein anderer Trainer versuchen.
Wenn er konsequent ist, dann tritt er von sich aus zurück.
Zwei Punkte:
1. Gegegen Deutschland kann man nicht Ballett tanzen. Gegen Deutschland ist es kein Spiel, sondern ein Kampf.
2. Deutschland spielt Männerhockey. Unschön, aber hart. Und das können sie verdammt gut. Hört endlich auf den DEB Jahr für Jahr zu unterschätzen.
Sorry aber mit solchem Spielermaterial wie wir die Letzten Jahren zur verfügung hatten muss einfach mehr rausschauen.