In London wurden zuletzt Memorabilia aus Ihrer Karriere für 1,3 Millionen Pfund versteigert. Geld, das Ihrer Stiftung zugeführt wird. Wie schwer fiel es Ihnen, sich von diesen Stücken zu trennen?
Wir, meine Mannschaft, Mirka und ich, haben sehr lange überlegt, was wir mit den Gegenständen machen sollen. Für mich war klar, dass es für eine gute Sache sein muss. Ich habe mich sehr gefreut über den Betrag, weil es Geld ist, das Kindern zugute kommt. Es war interessant und natürlich auch emotional, die Auktion mitzuverfolgen, anderseits kann ich nicht alles behalten. Ich hoffe, dass die Menschen, die etwas ersteigert haben, wissen, was die Gegenstände mir bedeuten und dass sie sie nicht weiterverkaufen.
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Tausende Erinnerungen dürften Sie inzwischen auch an Wimbledon haben. Welche haben Sie an das Turnier vor 20 Jahren, als sie Pete Sampras besiegten und die Viertelfinals erreichten?
Es ist vermutlich der Match, an den ich die meisten Erinnerungen habe. Ich wusste schon im Vorfeld, dass ich auf Sampras treffen könnte. Er hatte etwas mehr Mühe, in die Achtelfinals vorzustossen, war aber auf der Jagd nach seinem fünften Wimbledon-Titel in Folge. Für mich war es das erste Mal auf dem Centre Court. Als wir im Gang standen, hatte ich eiskalte Hände. Dann das unglaubliche Gefühl, mit Pete Sampras einzuspielen, ich war fast schon ungläubig, dass er auf der anderen Seite steht. Ich kam dann gut ins Spiel, was natürlich sehr wichtig war, fühlte mich wohl und habe super gespielt. Die Erinnerungen daran sind immer noch sehr präsent.
Die Vorzeichen sind nun andere, nicht nur, weil sie lange pausierten, sondern auch wegen der Pandemie. Wie erleben Sie die Situation?
Es fühlt sich ganz anders an als in den letzten 20 Jahren. Früher kamen wir als Familie hierhin, die Kinder rannten umher und wir organisierten den Einkauf, richteten uns im Haus ein. Nun bin ich im Hotel und in einer Blase. Wie gross das Zimmer ist, spielt dabei keine Rolle. Ich brauchte ein paar Tage, um mich daran zu gewöhnen, und um zu verstehen, was erlaubt ist, und wo ich mich aufhalten darf, das Gleiche auf der Anlage. Es ist anders, aber es ist für mich immer noch ein grosses Privileg, dass ich in Wimbledon spielen kann. Wenn ich zurückschaue, auf das, was im letzten Jahr war, mit den Verletzungen und der Pandemie, ist es grossartig, wieder hier zu sein.
In Halle waren Sie unglücklich mit Ihrer Einstellung und sagten, Sie wollten «keine dummen Entscheidungen treffen». Welche Erklärung haben Sie nun mit ein bisschen Abstand?
Ich war nicht glücklich, wie sich die Dinge entwickelt haben, wie die Situation entgleist ist. Vielleicht hätte ich sowieso verloren, weil er gut gespielt hat. Aber es ging mir um die Art und Weise, ich habe mir diesbezüglich einen Standard gesetzt, wie ich damit umgehen will. Vielleicht hatte ich höhere Erwartungen. Wenn ich zurückschaue, bin ich stolz darauf, dass mir das nicht öfter passiert ist. Das Gute ist, dass mir das hier nicht passieren wird. Denn ich bin bereit, ich bin richtig aufgeregt. Ich weiss, ich kann es so viel besser machen. Was es genau war, weiss ich nicht. Ich nehme das Positive mit, und das ist, dass ich hier in Wimbledon bin und ich eine Chance für mich sehe.
Was trauen Sie sich in Wimbledon zu?
Meine Erwartungen sind immer hoch, sonst würde ich nicht spielen. Wenn ich in Fahrt komme und die zweite Woche erreiche, was mein Ziel ist, werde ich besser und besser und mit jedem Spiel, das vergeht, glaube ich mehr an meine Möglichkeiten.
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Wie haben Sie die Zeit zwischen Halle und Wimbledon verbracht?
Es war wichtig, den Match in Halle noch einmal Revue passieren zu lassen. Danach aber auch, das so schnell wie möglich hinter mir zu lassen, zu den Akten zu legen und wieder nach vorne zu schauen und das nächste Ziel in Angriff zu nehmen. Es war schön, ein paar Tage in der Schweiz zu verbringen, wir waren zum Beispiel mit den Kindern im See baden. Nach Halle habe ich vier Tage Pause gemacht, ging dann noch einen Tag in der Schweiz trainieren und reiste bereits am Dienstag nach London, wo ich seither sehr gut trainieren konnte. Am Samstag und Sonntag pausiere ich, am Montag werde ich noch kurz trainieren, 40 Minuten. Ich werde komplett erholt ins Turnier gehen.
Wissen Sie schon, wie es nach Wimbledon weitergeht? Haben Sie sich zum Beispiel betreffend Olympischer Spiele schon entschieden?
Wir haben entschieden, dass wir die Situation nach Wimbledon neu beurteilen, denn wie ich hier spiele, wird grossen Einfluss auf meine Entscheidungen haben - wenn ich sehr gut spiele, oder sehr schlecht. Ich würde gerne an den Olympischen Spielen teilnehmen und so viele Turniere wie möglich spielen. Ich wünschte, ich könnte mehr sagen, aber im Moment sind die Dinge nicht mehr ganz so einfach wie in der Vergangenheit. Mit dem Alter muss ich selektiver sein.
Sie treffen auf den Franzosen Adrian Mannarino, mit welchem Gefühl gehen Sie am Dienstag in diese Partie?
Es ist bizarr, habe ich hier in Wimbledon schon zwei Mal gegen ihn gespielt. Für mich ist es gut, auf jemanden zu treffen, den ich kenne, und von dem ich weiss, was zu erwarten ist. Ich gehe diese Aufgabe mit grossem Respekt an, ich darf ihn nicht unterschätzen. Rasen ist Mannarinos beste Unterlage, wie er in der letzten Woche bewiesen hat. Die Konzentration und die Taktik werden der Schlüssel sein.