Sport
Interview

«Ich werde es wieder tun»

Biel-Trainer Kevin Schläpfer hatte einen «heftigen Disput» mit Berufskollege Marc Crawford.
Biel-Trainer Kevin Schläpfer hatte einen «heftigen Disput» mit Berufskollege Marc Crawford.Bild: KEYSTONE
Kevin Schläpfer im Interview

«Ich werde es wieder tun»

Biels Trainer Kevin Schläpfer über seine Auseinandersetzung mit ZSC-Coach Marc Crawford und die Ausgangslage nach dem 5:0 im Hallenstadion.
02.03.2015, 11:45
Folge mir
Mehr «Sport»

watson: 5:0 in Zürich – was ist da passiert? Haben die Zürcher den EHC Biel unterschätzt?
Kevin Schläpfer: Unterschätzt? Das glaube ich nicht. Das wäre dann doch fahrlässig. Wir haben ja gegen die ZSC Lions in der Qualifikation dreimal gewonnen. Es war wohl eher so, dass sich die Zürcher zu viel vorgenommen hatten. Das kann eine hemmende Wirkung haben.

Haben Sie Ihrer Mannschaft diese Leistung zugetraut?
Die Leistung ja, aber das Resultat ist überraschend. Hätte mir jemand gesagt, dass wir 5:0 gewinnen, dann hätte ich das als Spinnerei abgetan. Alle reden jetzt über die schwache Leistung der ZSC Lions. Das ist ungerecht. Wir sollten auch über die gute Leistung unserer Mannschaft sprechen. Wir haben nämlich unsere beste Saisonleistung gezeigt – und das ist für mich überraschend.

Warum überraschend? Nach der wundersamen Playoff-Qualifikation kann doch kaum mehr etwas überraschen.
Wir hatten mit der Playoff-Qualifikation unser Saisonziel erreicht. Eine riesige Last fiel von unseren Schultern und das führt zu einem Spannungsabbau. Wow, geschafft! Es ist fast nicht mehr möglich, noch einmal eine Spannung aufzubauen. Als Trainer kann man dagegen einfach nichts tun. Ich habe nach dem letzten Qualifikationsspiel den Spielern erst einmal frei gegeben und gesagt: Geniessen wir den Augenblick. Aber am Donnerstag beginnen wie wieder neu und bauen die Spannung auf. Das ist uns ganz offensichtlich gelungen.

Ist auch im zweiten Spiel ein Sieg möglich?
Es wäre arrogant, jetzt zu verkünden, dass wir auch Spiel zwei gewinnen. Aber ein Sieg ist möglich, und ich bin sehr gespannt, wie die ZSC Lions reagieren werden. Die Nerven spielen eine Rolle. Bei der Analyse des ersten Spiels ist mir aufgefallen, dass die Zürcher ungewohnt viele Fehler gemacht haben. Uns sind dagegen praktisch keine Fehler unterlaufen. Das ist typisch für die Ausgangslage in dieser Serie. Wer unter Druck steht, macht mehr Fehler. Uns ist es in der Qualifikation in Spielen, die wir unbedingt gewinnen mussten, auch so ergangen. Das ist das Schöne an dieser Serie: Wir haben überhaupt keinen Druck, auch dann nicht, wenn wir ein zweites oder drittes Spiel gewinnen sollten. Die ZSC Lions sind und bleiben Favorit.

Wie ist es möglich, dass Torhüter Simon Rytz so stark spielt?
Er war mental schon immer sehr stark und gab nie auf. Seit er nun bei uns die Nummer eins ist, hat er auch noch viel Selbstvertrauen und dieses Selbstvertrauen hat bei ihm einen Leistungsschub bewirkt.​

Was war eigentlich der Grund für Ihre Auseinandersetzung mit Marc Crawford?
Ich hatte mit der Nummer 10 (Henrik Tallinder, die Red.) eine Auseinandersetzung. Er wollte Ahron Spylo provozieren und so aus dem Spiel nehmen und ich habe ihn lautstark wissen lassen, dass das nicht geht. Zumal das Spiel zu diesem Zeitpunkt längst entschieden war.

Hat er darauf reagiert?
Ja, wir hatten einen heftigen Disput. Aus den Augenwinkeln habe ich gesehen, wie auf einmal der ZSC-Trainer zu klettern beginnt und irgendetwas hinüberruft. Ich hatte keine Ahnung, was er wollte. Inzwischen bin ich aufgeklärt worden. In der NHL gehört es sich offenbar nicht, dass der Coach sich verbal mit den gegnerischen Spielern anlegt.

Also werden Sie es nicht mehr tun?
Ich werde es wieder tun. Ich kann nicht schweigen, wenn gegnerische Spieler unsere Schlüsselspieler provozieren oder wenn sie Schwalben machen. 

Der Zwist zwischen Marc Crawford und Kevin Schläpfer im Video.video: youtube/hans heureka
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Merengue
02.03.2015 16:02registriert Januar 2014
Das sind doch einfach nur pure Playoff-Emotionen! Endlich geht's um was. Diese Sticheleien (ok, es ist ziemlich heftig) gehören irgendwie dazu. Bisschen NHL würde der NLA bestimmt nicht schaden. Ausserdem wird Kevin Schläpfer locker damit umgehen können. Der lacht sich doch ins Fäustchen ...
421
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ozy
02.03.2015 12:44registriert Februar 2014
Vielleicht sollte jemand Herrn Crawford mal sagen das wir hier nicht in der NHL sind.
4533
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sir Ali
02.03.2015 17:52registriert Februar 2015
Crawford weint wie ein Schuljunge. Kevin macht genau das richtige. Die Zürcher werden diese Serie verlieren. In der Quali ist alles zu einfach gegangen. Die werden erst wenns zu spät ist im Playoffmodus sein.
Ist schön zu sehen das Mut, Kampf und Leidenschaft vor dem lieben Geld kommt.
2413
Melden
Zum Kommentar
14
Georgien schafft Historisches – auch die Ukraine und Polen sind an der EM dabei
Georgien schafft es erstmals an ein grosses Turnier. Auch die Ukraine und Polen qualifizieren sich über die Playoffs für die EM in Deutschland.

Die von Willy Sagnol trainierten Georgier setzten sich im Playoff-Final gegen Griechenland nach Penaltyschiessen durch und werden im nächsten Juni in Deutschland gegen die Türkei ihr erstes EM-Spiel bestreiten. Die weiteren Gruppengegner sind Portugal und Tschechien.

Zur Story