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SC Bern: Mannschaftsarzt erklärt, warum das SCB-Programm zu streng ist

Berns Simon Moser, Mitte, jubelt nach seinem Tor zum 1-0 mit Teamkollegen Jesper Olofsson, Postfinance Topscorer Ted Brithen, Mika Henauer und Dustin Jeffrey, von links, im Eishockey Meisterschaftsspi ...
Der SC Bern kehrt heute nach 21 Tagen aufs Eis zurück.Bild: keystone
Interview

Der SCB-Arzt über 33 Spiele in 55 Tagen: «Das geht aus medizinischer Sicht nicht»

26.01.2021, 16:1427.01.2021, 08:39
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Der SC Bern kehrt heute aufs Eis zurück. Zum ersten Mal seit dem 3:1-Sieg gegen Ambri am 5. Januar darf der SCB wieder ein Spiel austragen. Dazwischen mussten wegen diversen Corona-Fällen und den Return-To-Play-Empfehlungen der medizinischen Kommission von Swiss Ice Hockey ganze sieben Spiele verschoben werden.

Für die Berner steht nun dafür ein umso anstrengenderes Programm an. Bis zum geplanten Ende der Regular Season am 22. März 2021 sind noch 33 Spiele zu absolvieren – in 55 Tagen. Alleine bis zum 20. Februar ist der SCB 14 Mal im Einsatz.

Dichtes Programm beim SC Bern in den nächsten Wochen.
Dichtes Programm beim SC Bern in den nächsten Wochen.screenshot: sihf.ch

Vorerst muss der amtierende Meister aber einen Kaltstart heute in Lugano vermeiden. Das Team konnte erst gestern wieder richtig trainieren. Immerhin sind ausser Verteidiger Yanik Burren – er muss noch bis am Mittwoch warten – die anderen elf positiv auf das Coronavirus getesteten Spieler wieder zurück.

Doch ist ein solches Mammutprogramm überhaupt zu bewältigen? Dr. Martin Schär ist Teamarzt beim SC Bern. Wir haben ihm die dringendsten Fragen zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs beim SC Bern gestellt.

Haben Sie Bedenken, dass nach der langen Quarantäne-Abwesenheit ein höheres Verletzungsrisiko besteht?
Dr. Martin Schär:
Das Verletzungsrisiko ist auf jeden Fall höher, wenn man ohne Rhythmus direkt in den Wettkampf steigt. Man muss bedenken, dass unsere halbe Mannschaft weg war und beim SCB nicht richtig trainiert werden konnte.

Läuft alles nach Plan, hat der SCB in den nächsten 55 Tagen 33 Spiele. Können die Körper das aushalten?
Nein, aus meiner Sicht nicht. Klar, in den Playoffs hat man auch bis zu 21 Spiele in sechs Wochen. Aber der aktuelle Spielplan geht aus medizinischer Sicht nicht. Erst hatte der SCB so wenig Spiele und dann auf einmal eine so grosse Belastung. Das ist nicht praktikabel. Man müsste mehr «spatzig» haben.

Was schlagen Sie vor?
Man müsste die Meisterschaft verlängern.

Wo liegt das grösste Problem?
Bei so vielen Spielen ist es nicht nur eine hohe physische Belastung, sondern auch eine mentale. Nicht nur die Beine werden müde, sondern auch der Kopf. Das heisst, irgendwann ist man weniger konzentriert, weniger bereit. Und wer nicht mit 100 Prozent bei der Sache ist, hat wiederum ein höheres Verletzungsrisiko.

Wie steht es um die zwölf Spieler des SC Bern, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben? Sind diese wieder fit?
Wir haben uns an den Return-to-Play-Empfehlungen orientiert und die Belastung langsam gesteigert. Die Spieler sind auf einem körperlichen Niveau, um wieder ins Spiel integriert zu werden. Allerdings kennen wir die Nachwirkungen einer Corona-Infektionen natürlich nicht. Und jetzt geht es gleich los mit einer so intensiven Phase.

Der SCB hätte mehr als jeden zweiten Tag ein Spiel.
Genau. Jetzt heisst es nur noch essen, schlafen, spielen.

Training liegt nicht mehr drin?
Ein vernünftiges Training nicht, nein. Es wird an den spielfreien Tagen nur noch darum gehen, sich so gut wie möglich zu regenerieren.

Was geben Sie Ihren Spielern für Ratschläge für diese Phase?
Viel schlafen, gesund essen – aber das muss ich eigentlich nicht mehr speziell ansprechen. Wir haben zum Glück eine sehr erfahrene Mannschaft mit Spielern, die wissen, wie sie sich verhalten müssen. Zudem ist die Ablenkung in dieser Zeit sowieso gering. Freizeit gibt es praktisch keine mehr.

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DonChirschi
26.01.2021 16:32registriert Oktober 2015
Man könnte ja Junioren einsetzen und die Kräfte so managen. Erstaunlich dass der SCB nicht einmal in dieser Saison und ohne Abstiegsgefahr auf diese Idee kommt. Aber lieber 10 Ausländer fordern.
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ursus3000
26.01.2021 17:02registriert Juni 2015
Sie könnten ja das Büropersonal einsetzen , von dem haben sie ja genug
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Mönch
26.01.2021 17:12registriert Januar 2021
Klar, das ist schon happig. Aber man solls den teams mal recht machen, ist das program eher locker beschwehrt man sich, dass man nicht in den rythmus kommt, sinds zu viele ist es zu streng.
Der scb hat ein volles 25 mann kader, nur einen langzeitverletzten, ein partnerteam aus der nlb und eine der besten juniorenabteilungen der schweiz, ich bin sicher es finden sich immer 20 frische spieler. Zudem ist und bleibt das der job dieser herren, die allesamt 6stellige saläre kassieren, unsereins arbeitet auch jeden tag.
Und, mal ehrlich, viel schlimmer kanns für die berner nun wahrlich nicht laufen
19927
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