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Darum haben die jungen Schweizer Fechter gegen Israel protestiert

swiss fencing israel em
Während sich die Europameister aus Israel (Mitte) den Flaggen zuwenden, bleibt das Schweizer Team (links) stehen.Bild: x

Darum haben die jungen Schweizer Fechter neben den Israelis protestiert

Die U23-Europameisterschaften im Fechten interessieren in der Regel die Athleten, ihre Verwandten und Freunde – und sonst niemanden. Dieses Mal ist das anders und der Grund dafür liegt im Verhalten des Schweizer Teams bei der Siegerehrung im Teamwettkampf.
28.04.2025, 09:5128.04.2025, 14:36
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Silber gewann das Schweizer Männer-Quartett an der U23-EM im Fechten im estnischen Tallinn. Es unterlag im Gefecht um Gold der Mannschaft aus Israel – und sorgte durch einen Protest bei der Siegerehrung für Aufregung.

Die Europameister und die drittplatzierten Italiener drehten sich während der israelischen Hymne in Richtung der Flaggen der erfolgreichen Nationen, die vier Schweizer blickten weiter geradeaus. Das reichte, um den israelischen Aussenminister in Rage zu bringen. «Schande über die Schweizer Mannschaft für ihr respektloses Verhalten», schrieb Gideon Saar auf X.

Switzerland's bronze medalist Ian Hauri on the podium of the Epee Men
Ian Hauri gewann im vergangenen Jahr bei der Elite EM-Bronze. An der U23-EM gewann er den Einzeltitel nach einem Finalsieg über Landsmann Sven Vineis.Bild: keystone

«Sie dachten wohl, sie täten etwas Gutes»

Diese Äusserung verhalf der Aktion Publizität und führte zu einem Shitstorm gegen die drei Romands Ian Hauri, Théo Brochard und Sven Vineis, sowie gegen den Berner Jonathan Fuhrimann. Der Schweizer Verbandspräsident Max Heinzer sagte der NZZ, die vier seien «am Boden zerstört wegen des Aufruhrs, den sie verursacht haben».

Heinzer hatte mit Teamleader Hauri telefoniert. Dieser habe ihm erklärt, dass es sich bei ihrer Aktion um einen Protest gegen den Krieg in Nahost gehandelt habe. «Sie dachten wohl, sie täten etwas Gutes. Sie wollten sich ganz sicher nicht antisemitisch äussern.»

Es sei den Athleten nicht um eine Kritik an den Menschen gegangen, sondern an der Politik Israels. Noch auf dem Podest hätten sich die Schweizer bei den israelischen Gegnern für ihr Verhalten entschuldigt, man habe sich umarmt, erzählte Hauri demnach.

Medaillen rücken in den Hintergrund

Swiss Fencing, der Schweizer Fechtverband, liess verlauten, man habe kein Verständnis dafür, dass die Siegerehrung für eine politische Manifestation missbraucht worden sei. «Grundsätzlich ist Swiss Fencing der Meinung, dass sich sportliche Wettkämpfe nicht für politische Meinungsäusserungen eignen, auch wenn Sportlerinnen und Sportler natürlich ihre persönliche Meinung zum Weltgeschehen haben dürfen», schreibt der Verband.

Max Heinzer, mit dem Schweizer Degenteam Welt- und Europameister, sprach in der NZZ von «sehr jungen Männern mit wenig Lebenserfahrung». Er bedauerte, dass die sportlichen Leistungen durch die Siegerehrung in den Hintergrund gerückt sind, denn mit drei Medaillen sei es aus Schweizer Sicht die erfolgreichste U23-EM überhaupt gewesen. «Das hätten wir eigentlich feiern wollen. Nun sehen unsere nächsten Tage etwas anders aus.» (ram)

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So erleben junge jüdische Schweizer Antisemitismus
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295 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fklroo
28.04.2025 10:25registriert November 2019
Willkommen in unserer neuen Gesellschaft, in welcher ein Protest gegen Krieg kurzerhand in Antisemitismus uminterpretiert werden kann. Also immer besser Schnauze halten und immer daran denken - alles was du sagst, kann und wird gegen dich verwendet werden!
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Gina3
28.04.2025 10:25registriert September 2023
Teamleader Hauri (..) habe erklärt, dass es sich bei ihrer Aktion um einen Protest GEGEN DEN Krieg in Nahost gehandelt habe. (..) Sie wollten sich ganz sicher nicht antisemitisch äussern.
Es sei den Athleten nicht um eine Kritik an den Menschen gegangen, sondern an der Politik Israels.
Voila - ich denke, hier ist alles gesagt.
Wir einfachen Bürger - weniger brillant &weniger super genial als manche egozentrische Staatschefs - sind einfach gegen alle Kriege und für mehr Sport und mehr Solidarität.
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Pazzo:)
28.04.2025 10:21registriert Juni 2018
„ Antisemitismus ist Judenfeindlichkeit, also eine ablehnende Haltung oder Diskriminierung gegenüber Menschen, die sich als jüdisch bezeichnen oder so wahrgenommen werden. Er kann sich in verschiedenen Formen äussern, von feindseligen Überzeugungen und Stereotypen bis hin zu Gewalt und Hassreden.“

Warum sollten sie jetzt antisemitisch sein? Wo haben sie etwas gegen Juden gesagt?
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