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Die Schwimm-WM als Jekami-Plausch: Wieso eine 10-Jährige an den Start gehen darf

Alzain Tareq: Erst zehn Jahre alt und schon WM-Teilnehmerin.
Alzain Tareq: Erst zehn Jahre alt und schon WM-Teilnehmerin.Bild: kazan2015

Die Schwimm-WM als Jekami-Plausch: Wieso eine 10-Jährige an den Start gehen darf

Ist das sinnvoll oder bloss absurd? An den Schwimm-Weltmeisterschaften in Kazan sorgt ein Kind für Schlagzeilen: Alzain Tareq aus Bahrain ist mit zehn Jahren die jüngste WM-Teilnehmerin aller Zeiten.
05.08.2015, 10:3705.08.2015, 10:47
Ralf Meile
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Mitmachen kommt vor dem Gewinnen. Den Spruch haben wir alle schon zu hören bekommen. Wenn wir mal wieder beim Schüler-Skirennen ein Tor verpasst haben, wenn wir beim Grümpelturnier keinen Ball getroffen haben oder wenn wir am Sporttag nicht die Kletterstange hoch kamen.

Dass der Spruch selbst an Weltmeisterschaften Anwendung findet, ist ebenfalls alltäglich. Denn die meisten Teilnehmer wissen, wenn sie am Heimatflughafen einchecken, dass die Medaillen für sie ausser Reichweite sind. So steckt sich jeder sein eigenes Ziel: Die Halbfinals erreichen, persönliche Bestzeit schwimmen, solche Sachen.

Soll man mit 10 Jahren schon an einer WM starten dürfen?

«Ich bin halt die schnellste Schwimmerin im Land»

Auch Alzain Tareq möchte im Rahmen ihrer Möglichkeiten glänzen. Das Besondere: Das Mädchen aus Bahrain ist erst zehn Jahre alt. Es wird bei der Schwimm-WM in Kazan buchstäblich ins kalte Wasser geschmissen (das mit 25 bis 28 Grad ja grundsätzlich gar nicht so kalt ist). Am Freitag und Samstag bestreitet sie die Vorläufe über 50 Meter Schmetterling und 50 Meter Freistil.

«Ich bin halt die schnellste Schwimmerin im Land», sagt die Kleine im Interview auf der offiziellen WM-Website. «Ich habe auf dem Weg zur Weltmeisterschaft auch Erwachsene geschlagen.» Dass sie nun mitmachen darf, verdankt sie einerseits dem Umstand, dass der Schwimm-Weltverband für seine Titelkämpfe keine Alterslimite gesetzt hat. Zum anderen musste Tareq keine Normen erfüllen – jedem Landesverband ist es frei gestellt, wen er für die WM nominiert.

Alleine geschwommen: 12-Jähriger aus Myanmar im Fokus

Einer ganz alleine: Ahnt Khaung Htut aus Myanmar musste in Kazan seinen Vorlauf über 100 Meter Brust ohne Gegner absolvieren. Die beiden vorgesehenen Kontrahenten aus Guinea und Kamerun traten nicht an. Der 12-Jährige schwamm dennoch schneller als zwei andere Teilnehmer, blieb in 1:16,13 Minuten aber 18 Sekunden hinter Weltmeister Adam Peaty zurück.YouTube/Live Sport
Alterslimiten
Bei Olympischen Spielen müssen die Teilnehmer mindestens 16 Jahre alt sein. Wer jünger ist und trotzdem schon zur Elite gehört, kann auf eine Ausnahmebewilligung hoffen – wie die Litauerin Ruta Meilutyte, die 2012 als 15-Jährige Olympiasiegerin über 100 Meter Brust wurde.

Im Kunstturnen gilt die Alterslimite von 16 Jahren auch für Europa- und Weltmeisterschaften. Regelmässig steht vor allem China im Verdacht, die Pässe seiner (zu) jungen Athletinnen zu frisieren, damit sie schon vor dem 16. Geburtstag um Medaillen turnen können.

Das Ziel: Nicht Letzte werden

«Für mich steht im Vordergrund, dass ich Erfahrungen auf höchstem Niveau sammeln kann», betont die Zehnjährige und klingt dabei wie wesentlich ältere Sportler. Sie hat den Jargon vielleicht am Küchentisch aufgeschnappt, ihr Vater war Schwimmprofi; die Mutter ist Lehrerin.

Die Athletin aus Bahrain ist eine gefragte Gesprächspartnerin.
Die Athletin aus Bahrain ist eine gefragte Gesprächspartnerin.Bild: Kazan2015

Am meisten freue sie sich, ihr Idol Sarah Sjöström in Kazan zu treffen, sagte die junge Schwimmerin zu Sport360. Bei ihrem Weltrekord über 50 Meter Schmetterling (24,43 s) war die Schwedin knapp 17 Sekunden schneller als Tareqs persönliche Bestzeit (41,12 s). Die junge Araberin wird auch über 50 Meter Freistil starten – dort ist sie immerhin nicht die Starterin mit der langsamsten aller gemeldeten Zeiten, drei Konkurrenten haben eine schwächere Bestzeit.

Ihr Vater, der gleichzeitig auch ihr Trainer ist, blickt deshalb mit Zuversicht den beiden Starts seiner Tochter entgegen. «Eines unserer Ziele ist, dass sie in ihrem Vorlauf nicht Letzte wird. Ich denke, sie kann ungefähr fünf Gegnerinnen schlagen. Und wenn ihr dies gelingt, dann ist sie nicht bloss die jüngste WM-Teilnehmerin, dann hat sie auch eine Reihe älterer Schwimmerinnen hinter sich gelassen.»

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