Holland hat einen neuen Helden. Wie Superman und Spiderman trägt er einen engen Ganzkörperanzug. Aber Maarten van der Weijden fliegt nicht. Er schwimmt. Weit, sehr weit. 195 Kilometer durch die Provinz Friesland.
Rund drei Tage lang benötigte der Olympiasieger von 2008 für diese Strecke. Nach 74 Stunden im Wasser, nachts schlief er jeweils einige Stunden im Begleitboot, erreichte er am Montagabend das Ziel bei Leeuwarden. Dort empfing ihn eine begeisterte Menge. Schon unterwegs herrschte phasenweise Volksfeststimmung, wenn van der Weijden vorbeischwamm.
«Ich habe vier Jahre lang trainiert, und dass es endlich geklappt hat, darüber bin ich sehr glücklich», sagte er, und dass es ihm recht gut gehe. Das grosse Interesse seiner Landsleute habe ihn beflügelt: «Ich habe es wirklich genossen. Und zwar vor allem deshalb, weil ich die enorme Begeisterung gespürt habe. Heute war ein Arbeitstag, aber in Dokkum beispielsweise war die ganze Stadt auf den Beinen, um mich anzufeuern. Es hat lange gedauert, aber es war sehr schön.»
Im vergangenen August hatte der Schwimmer schon einmal den Versuch unternommen, die Elfstedentocht schwimmend zurückzulegen. Damals schaffte er es noch nicht, er musste nach 165 Kilometern aufgeben. Van der Weijden zog jedoch die richtigen Lehren aus dem Scheitern: Er trug dieses Mal einen dickeren Anzug und er legte mehr Ess- und Schlafpausen ein. Zudem durfte er in diesem Jahr von anderen Schwimmern begleitet werden, was im vergangenen Sommer wegen der miesen Wasserqualität nicht erlaubt war.
Mit seiner Aktion sammelte der 38-Jährige viel Geld für die Krebsforschung. Bis zu seiner Zielankunft kamen beinahe vier Millionen Euro zusammen, der Betrag dürfte sich noch erhöhen. Van der Weijden war im Alter von 22 Jahren selber an Leukämie erkrankt. Die Karriere des Talents schien vorbei zu sein. Doch er konnte geheilt werden, gab sein Comeback und wurde 2008 Weltmeister und Olympiasieger im Schwimmen in offenen Gewässern.
Der nationale TV-Sender NOS streamte die «Elfstedenzwemtocht» live. Ministerpräsident Mark Rutte liess den Schwimmer wissen, dass die ganzen Niederlanden stolz auf ihn seien. Und auch das Königspaar fieberte «mit Spannung und Bewunderung» mit. «Was für eine Höchstleistung! Unsere herzlichsten Glückwunsche», schrieben König Willem-Alexander und Königin Maxima.
Der König, damals noch Prinz, hatte 1986 unter einem Pseudonym als Schlittschuhläufer am Rennen teilgenommen. Wann die echte Elfstedentocht das nächste Mal stattfinden kann, steht in den Sternen. Seit 1997 waren die Flüsse und Kanäle nicht mehr genügend zugefroren, dass ein Wettkampf stattfinden konnte. Längst haben die holländischen «Schaatsers» deshalb in Österreich eine neue Heimat gefunden. Auf dem Weissensee in Kärnten, weit weg von Friesland, tragen sie seit Jahren eine alternative Elfstedentocht aus.
Nee
— elfstedentocht (@gietitaloan) 25. Juni 2019
Irgendwie haben die Holländer schon einen sehr schönen Zusammenhalt dem besonders in solchen Szenen wieder ziemlich zur Geltung kommt.