Was Transfers von Bayern München oder Borussia Dortmund angeht, bin ich emotional nicht involviert. Ich bin Fan eines Zweitligisten, der die vergangenen zehn Jahre kurz vor der Insolvenz stand. Ein ablösefreier ungarischer U-19-Nationalkeeper, der in diesem Sommer von Szombathelyi Haladás zu meinem Lieblingsclub wechselt, sorgt bei mir für ein Leuchten in den Augen.
Wenn die Bayern-Bosse 80 Millionen für einen charakterlich fraglichen und am Knie verletzten Verteidiger-Allrounder (Lucas Hernandez) zahlen, obwohl sie sich damit profilierten, nicht die gleichen Summen wie Fussball-Scheichs auszugeben, dann kann ich nur müde lächeln. Und bei den bisherigen Transfer-Deals des BVB – Brandt, Schulz, Hazard – kann ich anerkennend nicken. Doch Gefühle sind da nicht im Spiel.
Ganz anders aber verhält es sich bei der Nachricht, dass wohl ein Wechsel von Mats Hummels zum BVB bevorstehen könnte.«Bild» berichtet, dass Borussia Dortmund offiziell Interesse bei Bayern München hinterlegt hat, Hummels zurückzuholen.
«Die Bayern haben daraufhin ihren Trainer Niko Kovac (47) über den möglichen Verkauf von Hummels informiert. Der akzeptierte», steht dort. Die Ablöse soll zwischen 15 und 20 Millionen Euro liegen. Hummels hat in der Rückrunde der vergangenen Saison zwar extrem gut gespielt, doch mit der Ankunft der französischen Weltmeister Benjamin Pavard und Lucas Hernandez ist der 30-Jährige nicht gesetzt. Jetzt soll es wohl an Hummels liegen, ob er vielleicht auf ein bis zwei Millionen seines derzeitigen Zwölf-Millionen-Euro-Gehalts verzichten könnte, um eine gewichtigere Rolle beim BVB zu spielen.
Auf Anfrage antwortete ein Sprecher des BVBs nur damit, dass man Gerüchte nicht kommentiere. Im Transferfenster-Terminus heisst das so viel wie: «Wir melden uns dann, wenn's eingetütet ist.»
Als BVB-Fan würde mir diese Nachricht sauer aufstossen. Hummels war es, der Mario Götze für seinen Wechsel zu Bayern 2013 kritisierte, um ein paar Jahre später als Kapitän selber zum schärfsten Konkurrenten zu wechseln.
BVB-Präsident Watzke erklärte damals, dass Hummels jederzeit nach Dortmund zurückkommen könnte.
Man muss sich das mal in anderen Ländern vorstellen. Als Luis Figo als Barcelonas Kapitän zu Real Madrid wechselte, wurde er bei seinem ersten Spiel in Barcelona mit einem Schweinekopf an der Eckfahne begrüsst. Auch als er bei Real auf dem Abstellgleis landete, wäre er niemals zurück nach Barcelona gewechselt.
Doch anscheinend ist das bei den beiden vermeintlich grössten Konkurrenten im deutschen Fussball möglich. Als BVB-Fan würde ich mich fühlen wie ein Sitzengelassener, dessen Frau zu einem viel reicheren und heisseren Typen ging. Doch weil er sie nicht so gut behandelt hatte, kommt sie wieder zurück zum liebevollen und treudoofen Deppen.
Vereine wollen, dass sich Fans emotional an sie binden (Und dabei sollen sie Trikots, Dauerkarten, Bier und Auswärtstickets kaufen). Für einen Dortmund-Anhänger bedeutet das, dass er Bayern nicht mag und andersherum – was absolut nachvollziehbar ist. Doch irgendwie findet die Rivalität von FCB und BVB eher in den Kurven als in den Logen und in den Umkleidekabinen statt.
Aber was weiss ich schon von deutschem Spitzenfussball. Ich gucke jetzt erstmal, ob ich irgendwo die Highlights des ungarischen U19-Keepers von Szombathelyi Haladás finde ... Da fiebere ich wenigstens mit.