Sport
Kommentar

BVB-Bayern: Diese Niederlage zeigt, dass Sané die Bayern nicht retten kann

03.08.2019, Nordrhein-Westfalen, Dortmund: Fußball: DFL-Supercup, Borussia Dortmund - Bayern München im Signal Iduna Park. Bayerns Jerome Boateng (r) und David Alaba gehen nach Spielende mit gesenktem ...
Enttäuschte Bayern nach der Supercup-Niederlage gegen Dortmund.Bild: dpa
Kommentar

BVB gegen FC Bayern: Diese Niederlage zeigt, dass Sané die Bayern nicht retten kann

04.08.2019, 13:2305.08.2019, 07:29
dominik sliskovic / watson.de
Mehr «Sport»

Und damit war es offiziell: Borussia Dortmund ist DFL-Supercup-Sieger 2019. Der Vizemeister der abgelaufenen Saison schlug den FC Bayern München mit 2:0 durch Tore von Paco Alcacer (48. Minute) und Jadon Sancho (69. Minute) – und schickte den Rekordmeister damit noch vor dem Bundesliga-Start in eine erste Krise. Denn mehr noch als die Stärke des Dortmunder Umschaltspiels zeigte die Partie die Schwäche des Münchener Kaders auf.

Wer vermutete, der Supercup würde letzte Argumente liefern, warum der FC Bayern die Verpflichtung Leroy Sanés unter Dach und Fach bringen sollte, lag mit dieser Annahme nicht falsch – aber auch nicht komplett richtig. Denn die Niederlage in Dortmund deckte auf, dass die Probleme des FC Bayern viel gravierender sind, als nur das Fehlen eines schnellen und dribbelstarken Flügelstürmers.

Bei den Bayern hakt es hinten und vorne

Die Partie gegen hungrige Dortmunder zeigte: Bayerns Aufbauspiel hinkt, die Abstimmung zwischen den einzelnen Ketten fehlt, die Flügel werden zu schlecht bedient. Schon in der ersten Halbzeit stellte sich die Frage: Was bringt dem FC Bayern ein Leroy Sané, wenn ihn keine Bälle erreichen würden?

So entstanden die ersten drei Chancen des BVB durch uninspirierte Ballverlagerungen der Münchener Innenverteidiger Süle und Boateng auf den gewillten, aber glücklosen Kingsley Coman (Linksaussen) und den völlig indisponierten Thomas Müller (Rechtsaussen). Hätte Torhüter Manuel Neuer in den ersten 20 Minuten nicht sein ganzes überragendes Können gezeigt, die Münchener hätten dem BVB schon beim Pausentee zum ersten Titel der Saison gratulieren können.

Die Bayern fingen sich zwar nach der überfallartigen Anfangsphase der Dortmunder wieder und liessen den Ball gut im eigenen Mittelfeld zirkulieren, versäumten dabei aber das Spiel breit zu machen und mögliche Dortmunder Schwachstellen in der Aussenverteidigung (der in die Jahre gekommene Piszczek auf Rechts, der neue, noch nicht vollkommen integrierte Schulz auf Links) auszunutzen.

Bayern's Thiago, right, duels for the ball with Dortmund's Axel Witsel during the German Supercup final soccer match between Borussia Dortmund and Bayern Munich in Dortmund, Germany, Saturda ...
Setzt Thiago seine Mitspieler auf den Aussenbahnen zu wenig ein?Bild: AP

Der Grund hierfür liegt darin, dass die Bayern mit Thiago, Tolisso und Goretzka ihre Spielstärke in der Mitte zu besitzen glaubten. Auch ein Sané auf der Aussenbahn wäre bei der zwischenzeitlichen Ballverliebtheit Thiagos kaum in Szene zu setzen gewesen.

Warum Sané, wenn der FC Bayern doch Coman hat?

Hinzu kommt, dass der FC Bayern gerade auf dem linken Flügel, auf dem sich der 23-jährige Sané am wohlsten fühlt, mit Kingsley Coman bereits einen gleichaltrigen Ausnahmespieler besitzt. Der Franzose war es auch, der die grösste (und, seien wir ehrlich: einzige) Bayern-Chance im ersten Durchgang hatte, er war es, der Bälle in der Mitte forderte, um den verwaisten linken Flügel zu beleben.

Bayern's Kingsley Coman, left, duels for the ball with Dortmund's Lukasz Piszczek during the German Supercup final soccer match between Borussia Dortmund and Bayern Munich in Dortmund, Germa ...
Kingsley Coman: Gestern der beste Münchner neben Manuel Neuer.Bild: AP

Natürlich: Coman ist für seine Verletzungsanfälligkeit berühmt-berüchtigt, aber: Ist er fit, muss er den Zweikampf mit Sané nicht fürchten. Und wollen die Bayern wirklich die Gefahr eingehen, einen 100-Millionen-Rekordtransfer auf die Bank zu setzen?

Nein, Bayerns Problem ist nach den Abgängen Robbens und Ribérys nicht das Fehlen schneller und dribbelstarker Flügelspieler, dafür haben Coman und vor allem Gnabry ihre Sache im vergangenen halben Jahr zu gut gemacht. Bayerns Problem ist vielmehr, dass es an spielerischer Ausgewogenheit fehlt.

Es waren Thiagos Ausflüge nach vorne, die Lücken rissen, die keiner füllte, und die die Dortmunder Umschaltspezialisten im Überschalltempo zu nutzen wussten. Es ist die Behäbigkeit der Münchener Innenverteidigung um den bulligen Niklas Süle und den eigentlich schon vom Hof gejagten Jerome Boateng, die gedankenschnellen und kaltschnäuzigen Spielern wie Dortmunds Jadon Sancho Möglichkeiten zum Toreschiessen bietet.

Bayern verliert gegen den BVB sein «Mia-san -Mia»-Mojo

Dass unter diesem Ungleichgewicht schnell auch das «Mia-san-Mia»-Selbstbewusstsein der Bayern leiden kann, bewies der eigentlich sonst so besonnene Joshua Kimmich mit seinem abscheulichen Tritt auf Jadon Sanchos Sprunggelenk. Aus dieser Aktion, die skandalöserweise trotz Eingriffs des Videoschiedsrichters nur mit Gelb geahndet wurde, sprach der blanke Frust.

So ist es nun Aufgabe der sportlichen Leitung des FC Bayern, eben jenes verloren gegangene Gleichgewicht wiederzufinden und es der Mannschaft wieder einzutrichtern. Die Niederlage im Supercup gegen den BVB machte nämlich klar, dass die Münchener trotz über 60 Prozent Ballbesitz kaum etwas mit dem Ball anzufangen wussten. Ein Spieler wie Leroy Sané, der immer für einen magischen Moment gut ist, würde ihnen sicher helfen, wieder in die Spur zu kommen. Doch dieses Spiel machte vor allem klar: Ein Neuzugang alleine wird den FC Bayern nicht retten können.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bayern und? Diese Klubs wurden schon deutscher Meister
1 / 14
Bayern und? Diese Klubs wurden schon deutscher Meister
Bayern München ist deutscher Rekordmeister: 2023 ging die Meisterschale bereits zum 33. Mal an den Liga-Krösus, zum elften Mal in Serie holten die Bayern den Titel.
quelle: keystone / anna szilagyi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Beobachter
04.08.2019 13:44registriert November 2014
In den letzten beiden Saisons hat James Rodriguez für eine gewisse Struktur im Spiel der Bayern gesorgt. Leider konnte Kovac nicht mit James. Nun hängt quasi alles an Thiago und damit wird Bayern noch berechenbarer. Die kreative Achse nach vorne ist nicht komplett. Da fehlt jetzt vor Thiago noch einer, der das Heft in die Hand nehmen kann. Sane löst dieses Problem nicht, ist aber natürlich Klasse auf dem Flügel. Bloss, wer bedient ihn dann? Wem man in Europa mal eine Chance geben könnte auf der Position wäre Quintero von River. Der öffnet das Spiel aus der Mitte wie kaum ein anderer derzeit.
7211
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jacques #23
04.08.2019 14:01registriert Oktober 2018
Und alle wittern sie die Möglichkeit, dass die Bayern eine Krisen- und Theater Saison hinlegen! Quasi wie die Affen, Makaken 🙃

Ich auch.

Einzig Kovac wünsche ich eine richtig geile Saison. Für Unterhaltung ist gesorgt.
6910
Melden
Zum Kommentar
avatar
Baron Swagham IV
04.08.2019 15:12registriert Februar 2019
Trotzdem müsste ein Verein mit den Ansprüchen von Bayern offensiv breiter besetzt sein.
In der Saison 12/13 hatten sie mit Mandzukic, Gomez, Pizarro, Müller, Robben, Ribery, Shaqiri und Kroos der oft vor Schweinsteiger und Gustavo spielte genügend Qualität in der Breite.

Aber stimmt schon, wenn von hinten nichts kommt kann vorne nichts rein.
Ausser Neuer nimmt den Langen hervor (der zweite Satz ist bewusst 2deutig).
241
Melden
Zum Kommentar
16
Deutschland und England gehen neue Wege – die Trikots aller EM-Teilnehmer

In der letzten Woche präsentierte unter anderem Gastgeber Deutschland seine Trikots für die Europameisterschaft 2024, nun zeigte auch England, wie es im Sommer auflaufen wird. Das Heim-Trikot ist traditionell in Weiss gehalten, doch überrascht Hersteller Nike mit dem Auswärtstrikot, das in dunkler Farbe und mit einem bunten Muster an der Seite daherkommt. Bisher war das Auswärtstrikot fast immer Rot.

Zur Story