Eine Meile in lediglich 1:40 Minute rennen? Ein Ding der Unmöglichkeit. Der Frauen-Weltrekord liegt bei 4:12.33 Min. Aber weil Joasia Zakrzewski eben beim Ultra-Rennen von Manchester nach Liverpool für eine Meile (1,609 Kilometer) nur gerade 100 Sekunden benötigte, wurden die Organisatoren stutzig.
Sie nahmen die Läuferin unter die Lupe. Sie prüften Daten von Tracking-Systemen, sprachen mit Helfern, anderen Teilnehmern und auch mit Zakrzewski selber. Und so stellten die Organisatoren fest, dass die Drittplatzierte rund zweieinhalb Meilen (vier Kilometer) der 50 Meilen (80 Kilometer) langen Strecke in einem Auto zurücklegte. Sie wurde disqualifiziert.
Disqualified from an ultra-marathon for using a car! 🚘
— BBC Sport (@BBCSport) April 19, 2023
Joasia Zakrzewski finished third... but is thought to have travelled by car for 2.5 miles 😳
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Gegenüber der BBC sagte der Vorsitzende des schottischen Verbands (Scottish Athletics), David Ovens: «Die Nachricht ist sehr enttäuschend, da Joasia in den letzten Jahren so erfolgreich war. Ich hoffe, sie kann den Vorfall hinter sich lassen. Und ich hoffe, dass sie eine gute Erklärung dafür hat und sie ihre Karriere fortsetzen kann.»
Erst im Februar gewann Joasia Zakrzewski den Taipei Ultramarathon in Taiwan. Dabei legte sie in 48 Stunden 411,5 Kilometer zurück. Sie hält auch die britischen Rekorde über 100 und 200 Meilen.
Am Mittwoch, nachdem die Geschichte auf der Insel die Runde gemacht hatte, äusserte sich dann auch Zakrzewski. Sie sei am Boden zerstört, sagte die 47-Jährige. Wie es dazu kommen konnte? «Ich war müde, hatte einen Jetlag und fühlte mich krank.»
Die im australischen Sydney lebende Ärztin schilderte gegenüber BBC Scotland, sie habe sich auf halber Strecke verlaufen und weil ein Bein geschmerzt habe, habe sie begonnen zu hinken. Die Schmerzen seien immer stärker geworden. Als ein Freund sie so gesehen habe, liess sie sich von diesem mitnehmen, um den Streckenposten am nächsten Kontrollpunkt von der Aufgabe zu berichten.
«Als ich aus dem Auto stieg und ihnen meine Absicht, aufzuhören, schilderte, sagten sie: ‹Du wirst dich dafür hassen, wenn du jetzt wirklich aufhörst.› Und so stimmte ich zu, ausser Konkurrenz weiterzulaufen.» Sie habe darauf geachtet, niemanden zu überholen, um das Rennen nicht zu stören.
Ihr grosser Fehler sei es gewesen, nach dem Zieleinlauf Medaille und Pokal anzunehmen und für Siegerfotos zu posieren. Weshalb sie die Organisatoren nicht gleich auf den Fehler aufmerksam machte, liess sie offen. «Ich hätte die Preise zurückgeben sollen. Ich bin eine Idiotin und möchte mich entschuldigen.»
Besonders leid tue ihr die Drittplatzierte, Mel Sykes, die im Ziel nicht feiern konnte, was ihr zusteht. «Aber es war wirklich keine böswillige Absicht, sondern ein Missverständnis», beteuerte Zakrzewski. «Ich will mich nicht herausreden, aber ich würde niemals absichtlich betrügen.»
Dass es sich Läufer ersparen, die gesamte Strecke per Pedes zurückzulegen, ist beileibe keine Erfindung der Neuzeit. Schon bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit wurde 1896 nach dem Marathon Spyridon Belokas disqualifiziert – weil herauskam, dass der drittplatzierte Grieche unterwegs ein Stück in einer Kutsche mitgefahren war. (ram)
zu spät - das ist in dem Moment passiert als die gute Frau aus Versehen auf das Siegerpodest gestolpert ist, und dort völlig überumpelt wurde und mit einer Medallie behängt wurde...
Das Bein hat wahrscheinlich auch nicht mehr so arg weh getan, als sie auf das Podium gestiegen ist - daher hat sie das dann schlichtweg vergessen... passiert mir ja auch immer
Eine gute Erklärung dafür, unrechtmässig das Rennen zu beenden und dann auch noch die Lorbeeren entgegenzunehmen? Wie soll da noch eine "gute" Erklärung möglich sein?