Der bald 30-jährigen Mujinga Kambundji gelang in 22.18 Sekunden in diesem Jahr schon zum zweiten Mal ein Paukenschlag. Das WM-Gold über 60 m an den Hallen-Titelkämpfen in Belgrad kam unerwartet, und auch der Schweizer Rekord im Heimstadion beim Wankdorf hatte kaum jemand auf der Rechnung. «Ich bin auch überrascht», sagte die WM-Dritte von Doha 2019 über die 200 m. Sie habe damit gerechnet, dass in nächster Zeit ein Leistungsschub kommen würde. Aber nicht gerade hier in Bern und im derartigen Ausmass. «Das gibt natürlich einen mentalen Schub», sagte sie mit Blick auf die kommenden Grossanlässe in Eugene (WM) und München (EM).
Bei Windstille durchbrach Mujinga Kambundji endlich die Marke von 22.26 Sekunden, die sie zuvor gleich dreimal erreicht hatte. Auf der Zielgeraden verkrampfte sie nicht, blieb in der fliegenden Phase und setzte einem gelungenen Abend die Krone auf.
Bereits über 100 m hatte die Bernerin überzeugt. Sie gewann in 11.11 Sekunden trotz 1.3 m/s Gegenwind. Den Doppeleinsatz über 100 und 200 m bestritt sie nicht bloss wegen des Heimpublikums, sondern auch aus Gründen der Effizienz, wie sie schmunzelnd anfügte: «Einmal aufwärmen, zweimal rennen.»
Ein Viertelstunde vor ihrer älteren Schwester war Ditaji Kambundji im Rampenlicht gestanden. Innert vier Tagen senkte sie ihre persönliche Bestzeit zum zweiten Mal. Die 12.77 Sekunden über 100 m Hürden hieven sie in Europas Bestenliste auf Platz 4. In ihrem Windschatten überzeugte auch Noemi Zbären. Die Emmentalerin blieb erstmals seit dem Jahr 2015, als sie in Peking als WM-Sechste aufgetrumpft hatte, unter 13 Sekunden (12.99).
Ein Exploit gelang dem 21-jährigen Adliswiler Lionel Spitz. Der noch kaum bekannte 400-m-Läufer senkte die persönliche Bestzeit auf 45.55 Sekunden, bezwang den Olympia-Teilnehmer Ricky Petrucciani (45.79) und unterbot die EM-Limite für München.
Stark war auch der Auftritt von Julien Bonvin. Der junge Walliser benötigte für die 400-m-Hürdenstrecke 49.30 Sekunden. (dab/sda)