Als der Schiedsrichter in der zweiten Halbzeit zur Trinkpause pfeift, redet Basel-Trainer Fabio Celestini wild auf seine Spieler ein. Sein Team führt zu diesem Zeitpunkt zwar 2:1, tritt im Berner Wankdorf aber alles andere als souverän auf. Die Mission Double würde doch nicht etwa am Überraschungsteam aus Biel scheitern? Jener Mannschaft, die nur zwei Wochen zuvor in der Meisterschaft gegen die U21 der Basler 0:3 verlor.
Nein, sie sollte es nicht. Wenig später bauten die eingewechselten Marin Soticek und Moussa Cissé die Führung aus. Doch dass für den 14. Cup-Titel der Klubgeschichte ein derartiger Effort nötig war, hätten sich die Basler wohl niemals ausgemalt. Denn mit dem Duell Drittligist gegen Schweizer Meister war die Ausgangslage im Final des Wettbewerbs so klar wie nie zuvor gewesen. Zur grössten Überraschung in der 100. Ausgabe des Schweizer Cups hat wenig gefehlt.
Die Bieler gingen mit dem Rezept in die Partie, das sie im Viertelfinal gegen Lugano und im Halbfinal gegen YB zum Erfolg geführt hatte. Mit fünf Verteidigern und vier Mittelfeldspielern standen sie im und um den eigenen Strafraum und machten die Räume eng. Flanken und Pässe in die Tiefe wurden oft abgefangen und dann versucht, mit einem langen Ball auf Stossstürmer Brian Beyer einen Konter zu lancieren.
Und die Seeländer setzten den Plan zunächst gut um. Bei den Baslern schien sich nach einer halben Stunde bereits ein gewisser Frust breit zu machen. Regisseur Xherdan Shaqiri verwarf mehrmals die Arme, Trainer Fabio Celestini stand teils dirigierende ausserhalb der Trainerzone und Torhüter Marwin Hitz stauchte seine Vorderleute zusammen.
Dann kam die 35. Minute. Soeben hatte Biels Omer Dzonlagic aus guter Position im Strafraum den Ball nicht wunschgemäss getroffen. Im Gegenstoss suchten die Basler natürlich Heilsbringer Shaqiri, dem bis dahin wenig gelungen war. Dieses Mal kam seine Flanke von der linken Seite gefährlich in den Strafraum, Albian Ajeti bedrängte Biel-Captain Anthony De Freitas, dessen Klärungsversuch unglücklich im eigenen Tor landete.
Wer nun aber gedacht hat, dass der Wille der Bieler damit gebrochen wäre, wurde eines Besseren belehrt. Die Seeländer blieben hinten diszipliniert und spielten noch mutiger nach vorne. Brian Beyer hatte bereits in der 52. Minute die goldene Chance auf den Ausgleich, scheiterte mit seinem Abschluss jedoch an Goalie Hitz.
Kurz darauf wurde der Unparteiische Horisberger in seinem letzten Spiel der Karriere zum Videobildschirm gebeten. Dort sah er, wie Jonas Adjetey im Strafraum ausrutschte und so Abdoulaye Coulibaly von den Beinen holte. Beyer übernahm die Verantwortung und verwandelte den Penalty souverän. Plötzlich war alles wieder offen und Biel durfte nach der Final-Niederlage 1961 kurz vom erstmaligen Titel träumen.
Doch nur fünf Minuten später zeigte Horisberger erneut auf den Penaltypunkt, dieses Mal auf der anderen Seite. Biel-Goalie Raphael Radtke war nach einer Flanke herausgeeilt, traf statt Ball aber Albian Ajeti. Dass der Zusammenprall zum Penalty führte, war aus Sicht des Aussenseiters bitter. Shaqiri tat es Beyer gleich und verwandelte ebenfalls souverän. Auf diesen Rückschlag fanden die heroisch kämpfenden Bieler keine Antwort mehr. Stolz auf ihre Leistung gegen den haushohen Favoriten können sie dennoch sein.
Biel - Basel 1:4 (0:1)
Wankdorf, Bern. 30'897 Zuschauer. SR Horisberger.
Tor: 35. De Freitas (Eigentor) 0:1. 60. Beyer (Penalty) 1:1. 67. Shaqiri (Penalty) 1:2. 78. Soticek 1:3. 80. Cissé (Leroy) 1:4.
Biel: Radtke; Bongué, Mbongué, Kelvin, De Freitas, De Oliveira (79. Moulin); Coulibaly (84. Dib), Mveng (84. Maurer), Massombo, Dzonlagic (87. Arrivas); Beyer (84. Sartoretti).
Basel: Hitz; Kade, Adjetey (76. Barisic), Vouilloz, Schmid (46. Cissé); Avdullahu, Metinho (62. Leroy); Traoré (62. Kevin Carlos), Shaqiri, Otele (76. Soticek); Ajeti.
Bemerkungen: 2. Lattenschuss Kade.
Verwarnungen: 65. Radtke. (nih/sda)