Der 18. Major-Titel stand auf dem Programm. Roger Federer schnupperte nach einer unglaublichen Wende im vierten Satz am achten Wimbledon-Titel. Sein Konkurrent Novak Djokovic wollte dies nach drei verlorenen Grand-Slam-Finals jedoch verhindern und kam nach 3:57 Stunden zu seinem zweiten Matchball. Mit einem Backhand-Fehler schenkt ihm der Schweizer den zweiten Wimbledon-Sieg der Karriere. Djokovic wird am Montag wieder die Weltnummer 1 sein, Federer die Weltnummer 3.
Erst einmal standen sich Federer und Djokovic in einem Grand-Slam-Final gegenüber. 2007 am US Open gewann der Schweizer die Partie mit 7:6, 7:6, 6:4 in drei Sätzen. Knapp sieben Jahre später zeichnete sich früh ab, dass auch der erste Satz des Wimbledon-Finals von 2014 im Tie-Break entschieden werden muss.
Vor allem der Serbe entblösste bei eigenem Aufschlag keine Schwächen und liess Federer nicht in die Nähe eines Breaks kommen. Doch auch der noch-17-fache Grand-Salam-Sieger bewies seine Klasse und gestand seinem Konkurrenten keinen einzigen Breakball ein. Im Tie-Break dann die erste Schwächephase der Nummer 2 der Welt, die King Roger prompt zum Satzgewinn ausnutzte. Ein «Chum jetze» von Federer und eine Standing-Ovation beendeten den ersten Durchgang.
Im zweiten Satz geriet Federer bei eigenem Aufschlag gleich wieder unter Druck. Djokovic schien den bitteren Satzverlust verdaut zu haben und war am Drücker. Nur bei den Big Points zeigte der «Djoker» Nerven und wartete zu lange, eine der beiden Breakchancen zu nutzen.
Bei Service Djokovic deutete gleichzeitig weiterhin nichts auf Break Federer hin. Der Serbe hielt und powerte gleich weiter. Die dritte Chance auf einen Service-Durchbruch liess sich Nole jedoch nicht mehr nehmen und er übernahm nach einem bescheidenen Aufschlagspiel von Federer die Führung. Weil Federer im letzten Game es trotz Breakball verpasste, den Satz auszugleichen, durften sich die Zuschauer auf mindestens zwei weitere Durchgänge freuen.
Die 13 Asse auf Seiten Federers zeigen die Spielanlage des dritten Satzes deutlich auf. Allein im Game zum 5:4 haute der Schweizer seinem Gegner vier Asse um die Ohren. Auch zuvor brillierten die ebenbürtigen Finalisten weiterhin bei eigenem Aufschlag, womit nach 2:17 Stunden und zwei von Federer abgewehrten Breakbällen wieder das Tie-Break einen Satz entscheiden musste.
Dieses bewies, dass gegen einen Djokovic gute Aufschläge allein nicht reichen. Sobald ein längerer Ballwechsel auf dem Programm stand, leistete sich der siebenfache Wimbledon-Sieger zu viele Fehler. Das erste Minibreak des immer stärker werdenden Serben glich Federer noch mit einer ultraknappen Entscheidung der Challenge aus. Der Schweizer konnte die Gunst der Stunde jedoch nicht nutzen und verlor den Satz nach zwei unnötigen Fehlern mit der Rückhand.
Die ersten 20 Minuten des vierten Satzes waren kein Vergleich zu den ersten drei und an Spannung kaum zu übertreffen. Beim Stand von 2:1 für Djokovic wehrte Federer nach 0:40 gleich drei Breakbälle ab. Doch der vierte war einer zu viel: Nach einem verzogenen Vorhandball cross-court die vermeintliche Vorentscheidung für den Schützling von Boris Becker. Doch gleich im nächsten Game der erst zweite Breakball für Federer – gefolgt vom ersten Servicedurchbruch des Schweizers. Alles wieder offen.
Wie gewonnen so zerronnen. Die Partie, plötzlich voller Dramatik, entwickelte sich wieder nach Djokovics Gusto. Das dritte Break im sechsten Game leitete den unglaublichen Final wieder in neue Bahnen. Nur wäre es kein Grand-Slam-Final, würde nicht noch etwas Krasseres passieren. So auch in diesem Spiel: Djokovic servierte bereits zum Matchgewinn, als Federer nochmals zulegte und das erneute Re-Break schaffte. Weil die ehemalige Nummer 1 dem Serben gleich noch einmal den Aufschlag abnahm, war der fünfte Satz perfekt.
Während Djokovic sichtlich angeschlagen vom Medical-Timeout zurückkam – was beim Serben noch nichts heissen soll – machte Federer weiterhin elegant und frisch sein Spiel. Bis zum 3:3 passierte nichts Aufregendes, als der Schweizer mit Breakball seinem achten Wimbledon-Sieg immer näher kam – der «Djoker» wehrte sich jedoch eindrücklich. Knappe zwei Minuten später verkehrte Welt: Federer mit dem Rücken zur Wand, nachdem sich Djokovic zu drei Breakchancen kämpfte – Federer glich jedoch mirakulös aus, 4:4.
Als hätte er für ein Game noch einmal all seine Kraft zusammengerafft, kämpfte sich Djokovic im letzten Aufschlagspiel des Schweizers wie ein Tier zum zweiten Matchball. Und tatsächlich: Nach 3:57 Stunden haute Federer die Backhand ins Netz und bescherte dem Serben seinen zweiten Wimbledon-Sieg. Aus der Traum vom 18. Major-Titel.