2. Wendy Holdener (SUI) +1.05
3. Federica Brignone (ITA) +1.85
Gold und Silber für Gisin und Holdener: «Unglaublich, dass wir einen Doppelsieg feiern»
Von Position 12 nach der nicht fehlerfrei absolvierten Abfahrt fuhr Michelle Gisin am Nachmittag zwischen den Stangen traumhaft sicher zu Olympia-Gold. Die 28-jährige Obwaldnerin nahm ihrer gleichaltrigen Teamkollegin Wendy Holdener im Slalom mehr als eine Sekunde ab.
Michelle Gisin:
Es waren schwierige Tage nach der Entscheidung in der Abfahrt. Es wurde mal wieder schwierig kommuniziert und es war nicht korrekt, wie mit mir umgegangen wurde. Aber ich habe es nach der Enttäuschung geschafft, wieder fit an den Start zu gehen. Meinem Mentalcoach muss ich ein riesengrosses Kränzchen winden. Nach der Abfahrt hab ich nicht mehr dran geglaubt. Dass ich jetzt hier stehe, war eine richtige Kopfsache.»
Aber schade ist Mikaela nicht im Ziel, ich hätte gerne mit ihr um Gold gekämpft. Aber natürlich ist der Doppelsieg mit Wendy fantastisch und unglaublich schön. Bei Grossanlässen haben wir eine unglaubliche Podest-Quote.»
Die in der Abfahrt eine Hundertstel schnellere Schwyzerin, vor vier Jahren hinter Gisin und Mikaela Shiffrin mit Kombi-Bronze, verpasste als Zweite das angestrebte erste Einzelgold an Olympischen Spielen gleich um 1,05 Sekunden und konnte sich im Zielraum zunächst nicht wirklich über Silber freuen. Erst bei der Siegerehrung war die erste, grosse Enttäuschung dann überwunden und Holdener fand ihr Lächeln wieder.
Wendy Holdener:
Ich wusste am Start, dass Mikaela ausgeschieden war. Das machte es schwierig für mich, ich bin nicht ganz all-in gegangen. Aber unglaublich, dass wir diesen Doppelsieg feiern dürfen. Jetzt müssen wir es wie vor vier Jahren machen und im Team noch die Goldene holen.»
Gisin (mit Bronze im Super-G) wie Holdener (Bronze im Slalom) hatten zuvor an diesen Winterspielen schon je eine Medaille gewonnen. Vor allem für Erstere hatte es in China aber auch Enttäuschungen abgesetzt: Im Spezial-Slalom war die Engelbergerin als Halbzeit-Zweite nach zu verhaltenem Finaldurchgang noch in den 6. Rang zurückgefallen, zur Abfahrt durfte sie nicht starten, da sie in der internen Qualifikation gegen Joana Hählen verlor.
Mit dem fünften Gold sorgten die Schweizer auch für einen Rekord an Olympischen Spielen. Noch nie gewann eine Nation an den gleichen Spielen fünfmal Gold im Alpin-Bereich. Zudem war es der elfte Schweizer Doppelsieg bei Olympia. Zuletzt hatten Sarah Höfflin und Mathilde Gremaud 2018 in Pyeongchang Gold und Silber geholt. Der letzte alpine Doppelsieg datiert aus dem Jahr 1988, als Pirmin Zurbriggen vor Peter Müller die Abfahrt gewann.
Das nächte Shiffrin-Drama
Hinter dem Schweizer Top-Duo ging Bronze an Federica Brignone (1,85 Sekunden zurück). Die Italienerin, nach halbem Pensum Achte, fing zwischen den Stangen noch die Tschechin Ester Ledecka ab.
Hingegen die nach der Kombinations-Abfahrt fünftklassierte und für Gold favorisierte Mikaela Shiffrin schied im Slalom aus. Damit war für die Amerikanerin das persönliche Fiasko in China perfekt. Wie schon zu Beginn der Wettkämpfe in den Disziplinen Riesenslalom und Slalom kam sie auch im Kombinations-Slalom nur wenige Tore weit. Auch im Super-G und in der Abfahrt hatte die 26-jährige Amerikanerin eine Spitzenplatzierung verpasst.
Auch Nufer im Slalom ausgeschieden
In der Kombinations-Abfahrt lief es für Shiffrin besser, sie fuhr auf Holdener und Gisin eine knappe halbe Sekunde Vorsprung heraus. Doch im Slalom kam die 73-fache Weltcup-Siegerin nicht einmal bis zur ersten Zwischenzeit nach zwölf Fahrsekunden – womit sich die Tür zum Schweizer Doppelsieg weit öffnete. Shiffrin hatte sowohl 2014 in Sotschi (im Slalom) wie auch 2018 in Pyeongchang (Riesenslalom) je einmal Gold gewonnen.
Mit Priska Nufer schied die dritte zur Kombination gestartete Schweizerin im Slalom aus. Als letzte alpine Entscheidung steht an diesen Winterspielen am Samstag noch der Team-Parallel-Wettkampf auf dem Programm. (pre/sda)