Positiv getestet und von den «Marsmenschen» in die Isolation ausserhalb des Olympischen Dorfes verfrachtet: Dario Simion und Denis Malgin stehen Nationaltrainer Patrick Fischer bis auf weiteres nicht zur Verfügung. Sie dürfen erst nach zwei negativen Tests im Zeitraum von 24 Stunden ins Olympische Dorf zum Team zurückkehren.
«Die Bedingungen in der Isolation sind okay und die Betreuung ist gewährleistet» sagt Patrick Fischer. Man versuche die beiden aufzumuntern, so gut es eben gehe. Sie bleiben in die Kommunikation mit dem Team eingebunden und bekommen auch alle taktischen und sonstigen Informationen. Die Nabelschnur zur Aussenwelt, zum Trainer und den Mitspielern ist also nicht durchtrennt.
Die erste Partie steht am Mittwoch gegen Russland auf dem Programm. «Wir haben noch Zeit und setzen uns auch keine Frist» sagt Patrick Fischer auf die Frage, ob nun Ersatzspieler aus der Schweiz eingeflogen werden. Was jederzeit möglich ist. Zwischen Zürich und Peking gibt es während den Spielen täglich einen von Swiss Olympic organisierten Swiss-Direktflug. Ein Ersatzspieler kann in weniger als 24 Stunden hier sein.
Die Hoffnung ist berechtigt, dass sich Dario Simion und Denis Malgin aus der Isolation «heraustesten» können und von den «Marsmenschen» rechtzeitig vor dem ersten Spiel am Mittwoch zurück ins Olympische Dorf gebracht werden.
Ohnehin wäre es nicht möglich, gleichwertigen Ersatz aus der Schweiz nachkommen zu lassen. Dario Simion und Grégory Hofmann bilden zusammen mit Enzo Corvi den ersten Sturm. Denis Malgin führt als Center die zweite Linie. Ersatzspieler mit gleich viel Talent und Wirkungsgrad gibt es nicht.
Immerhin erfreulich: Patrick Fischer kann nach Grégory Hofmanns Rückkehr aus der NHL nun sein Traumpaar einsetzen: Corvis Spielintelligenz kombiniert mit Hofmanns Tempo und Schusskraft mahnt in lichten Momenten an Wayne Gretzky und Jari Kurri. An das Duo, das die besten Jahre der Edmonton Oilers in den 1980er Jahren prägte und später gemeinsam für die Los Angeles Kings stürmte. Ihr Spiel wurde als Blitz und Donner gerühmt: Was Gretzky mit seiner Intelligenz aufs Eis geblitzt hatte, donnerte Kurri ins Netz.
Enzo Corvi hat seinen Vertrag in Davos bis 2026 verlängert. Grégory Hofmanns Arbeitsverhältnis mit Zug endet im Frühjahr 2023. Gut möglich, dass er seinen Vertrag mit dem EV Zug vorzeitig um mehrere Jahre verlängern wird. Bis 2026 oder noch länger in Zug? «Alles ist möglich» sagt Grégory Hofmann mit einer Miene, die verrät, dass er sich genau das sehr wohl vorstellen kann.
Logisch: Er ist 29 und nie mehr wird sein Marktwert höher sein als jetzt nach der Rückkehr aus Nordamerika. Eine einmalige Chance, sein immenses Talent zu kapitalisieren und die Karriere bei einer der besten und reichsten Hockey-Organisationen Europas langfristig zu sichern.
Doch für solche Gedankenspiele ist vorerst keine Zeit. Er sagt, er konzentriere sich auf die Spiele hier in Peking. Auch das ist logisch: Ums geschäftliche kümmert sich sein Agent Dani Giger, einst wirbliger Flügelstürmer in Zugs Meisterteam von 1998. Auch Enzo Corvi ist ein Klient. Er kennt also das Preisschild für langfristige Verträge mit Liga-Stars in dieser Schuhgrösse.
Am Sonntag folgt nun um 18.00 Uhr das inoffizielle Testspiel gegen Finnland. Die beiden Teams legen ihre Trainingszeiten zusammen. Da anschliessend keine weiteren Trainings angesetzt sind, ist es möglich, länger als zwei Stunden zu spielen. Auch diese Partie muss vorbereitet sein und treibt den Nationaltrainer um. «Wir haben noch keine Schiedsrichter.» Man werde die Unparteiischen wohl aus dem Staff der beiden Teams rekrutieren.
Reizvoll wäre ein Comeback der ehemaligen Schiedsrichter René Fasel und Danny Kurmann. Beide befinden sich auch in der Olympischen Blase und könnten, wenn sie denn wollten, das Spiel leiten. Danny Kurmann (57) waltet hier als Schiedsrichterchef des internationalen Eishockeyverbandes seines Amtes und René Fasel (71) ist Ehrengast des IOC. Leider haben beide schon andere Termine.
Ernsthaft?!