Es zischt und knallt. Wie Donner hallen die Explosionen nach. Die Eröffnungsfeier endet mit einem martialischen Feuerwerk. Logisch. Schliesslich hantierten die Chinesen schon mit Schiesspulver als die Europäer noch mit Pfeil und Bogen Krieg führten und die Amerikaner nicht mal wussten, dass es China gibt. Diese Eröffnungsfeier unterscheidet sich von allen bisherigen. Auch von jener zur Eröffnung der Sommerspiele 2008 in der gleichen Stadt. In der gleichen Arena.
Es liegt nicht nur an der beissenden Kälte. Auch das politische Klima und das Selbstverständnis Chinas sind heute anders als noch vor 14 Jahren. Was will China? Wenn das die grosse Frage des 21. Jahrhunderts ist: Bei dieser Eröffnungsfeier haben wir eine Antwort erhalten. Wenn wir genau hingeschaut haben.
Eröffnungsfeiern zu Olympischen Spielen waren in der Neuzeit auch in totalitär regierten Staaten im Kern immer auch eine Charme-Offensive. Grosse, manchmal gar bombastische Shows zwischen martialischem Marschschritt und Tanz, Romantik und kalter Technologie, Schwermut und Grössenwahn, Licht und Dunkelheit.
Mit der dazu passenden Musik, mit Gesängen die Hühnerhaut auslösten. Klänge die manchmal nicht nur zu hören, die körperlich spürbar waren. Die Welt, die vor den TV-Schirmen sass, sollte nicht nur beeindruckt, sie sollte auch ein wenig umworben werden. Den Verstand beeindrucken. Aber auch die Seele berühren. Das war etwa 2014 bei den Spielen von Wladimir Putin in Sotschi so.
Nun ist es anders. Es ist eine schier unheimliche, seelenlose Demonstration chinesischer Präzision und Macht. Schon bevor die eigentliche Show beginnt. Die Arena wird sich ungefähr zur Hälfte füllen. Schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Feier tanzen, turnen, rennen und marschieren hunderte von jungen Menschen in bunten Kostümen. Mit mechanischer Präzision durcheinander, nebeneinander, im Kreis herum. Es ist die Masse gelenkter Menschen, die bei Grossveranstaltungen in totalitären Staaten nie fehlen dürfen.
Die Athletinnen und Athleten der teilnehmenden Nationen werden später in lockeren Gruppen einmarschieren. Aber selbst diese gespielte Leichtigkeit und Fröhlichkeit kann nicht über die kalte Präzision dieser Show, dieser perfekten Machtdemonstration hinwegtäuschen. Noch nie bei einer Eröffnungsfeier hat die Welt solche Lichtshows gesehen. Und wie fünf riesige Olympische Ringe emporsteigen als würden sie aus ewigem Eis befreit: Ganz einfach atemberaubend. Ein vergleichender Blick auf den Bildschirm zeigt: Die Lichtshows wirken auf den TV-Bilder noch besser als live vor Ort.
Die Welt hat die Pandemie noch nicht überwunden. Hier aber demonstriert China mit dieser Eröffnungsfeier der ganzen Welt, wie es alles im Griff hat. Und wenigstens für einen Augenblick denkt der Chronist im Stadion: Ja, die haben alles im Griff.
Was will China? Bei dieser Eröffnungsfeier haben wir die Antwort auf diese Frage gesehen, gespürt, erlebt. China will das, was es immer wollte: China war in seiner Geschichte so gut wie immer eine Supermacht. Nun will es wieder eine Supermacht sein und fühlt sich als solche. Militärisch, wirtschaftlich und – oft unterschätzt – auch kulturell. Es braucht die Welt nicht mehr zu umwerben. Es ist mächtiger, selbstbewusster als 2008. Das ist die Botschaft der Eröffnungsfeier dieser Spiele. Deshalb müssen sie nun, komme was wolle, so über die Bühne gehen, wie China es will. Das IOC mit dem deutschen Machtmenschen Thomas Bach an der Spitze ist zur Marionette Chinas verkommen.
Leider nicht nur sie. Die halbe Wirtschaft ist mittlerweile abhängig von Billigproduzent China. Unabhängigkeit kostet aber mehr.
Die Frage ist, was ist mehr Wert.
Sorry, ich will das nicht. Dann lieber 300% Einfuhrzoll für Produkte die so entstehen und gut ist.
Europa muss halt selbständiger werden. Das passiert aber nicht weil jedes Land sich doch lieber an China und Russland schmiegt und ansonsten zuerst an sich denkt.