Sport
Analyse

Das wahre Gesicht der Supermacht China

epa09728019 A performance is under way during the opening ceremony of the Beijing 2022 Winter Olympic Games at the National Stadium in Beijing, China, 04 February 2022. EPA/YONHAP SOUTH KOREA OUT
Momentaufnahme der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele 2022 im China.Bild: keystone
Analyse

Das wahre Gesicht der Supermacht China

Noch nie hatte in der Neuzeit die Eröffnungsfeier von Olympischen Spielen eine so klare Botschaft an die Welt. China rules the world. Das IOC mit dem deutschen Machtmenschen Thomas Bach an der Spitze ist zur Marionette Chinas verkommen.
04.02.2022, 19:5205.02.2022, 12:11
Folge mir
Mehr «Sport»

Es zischt und knallt. Wie Donner hallen die Explosionen nach. Die Eröffnungsfeier endet mit einem martialischen Feuerwerk. Logisch. Schliesslich hantierten die Chinesen schon mit Schiesspulver als die Europäer noch mit Pfeil und Bogen Krieg führten und die Amerikaner nicht mal wussten, dass es China gibt. Diese Eröffnungsfeier unterscheidet sich von allen bisherigen. Auch von jener zur Eröffnung der Sommerspiele 2008 in der gleichen Stadt. In der gleichen Arena.

Es liegt nicht nur an der beissenden Kälte. Auch das politische Klima und das Selbstverständnis Chinas sind heute anders als noch vor 14 Jahren. Was will China? Wenn das die grosse Frage des 21. Jahrhunderts ist: Bei dieser Eröffnungsfeier haben wir eine Antwort erhalten. Wenn wir genau hingeschaut haben.

Eröffnungsfeiern zu Olympischen Spielen waren in der Neuzeit auch in totalitär regierten Staaten im Kern immer auch eine Charme-Offensive. Grosse, manchmal gar bombastische Shows zwischen martialischem Marschschritt und Tanz, Romantik und kalter Technologie, Schwermut und Grössenwahn, Licht und Dunkelheit.

Mit der dazu passenden Musik, mit Gesängen die Hühnerhaut auslösten. Klänge die manchmal nicht nur zu hören, die körperlich spürbar waren. Die Welt, die vor den TV-Schirmen sass, sollte nicht nur beeindruckt, sie sollte auch ein wenig umworben werden. Den Verstand beeindrucken. Aber auch die Seele berühren. Das war etwa 2014 bei den Spielen von Wladimir Putin in Sotschi so.

Die Eröffnungsfeier in Peking 2022 in Bildern

1 / 21
Die Eröffnungsfeier in Peking 2022 in Bildern
Am 4. Februar wurden in Peking die Olympischen Winterspiele 2022 eröffnet.
quelle: keystone / brynn anderson
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Nun ist es anders. Es ist eine schier unheimliche, seelenlose Demonstration chinesischer Präzision und Macht. Schon bevor die eigentliche Show beginnt. Die Arena wird sich ungefähr zur Hälfte füllen. Schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Feier tanzen, turnen, rennen und marschieren hunderte von jungen Menschen in bunten Kostümen. Mit mechanischer Präzision durcheinander, nebeneinander, im Kreis herum. Es ist die Masse gelenkter Menschen, die bei Grossveranstaltungen in totalitären Staaten nie fehlen dürfen.

Die Athletinnen und Athleten der teilnehmenden Nationen werden später in lockeren Gruppen einmarschieren. Aber selbst diese gespielte Leichtigkeit und Fröhlichkeit kann nicht über die kalte Präzision dieser Show, dieser perfekten Machtdemonstration hinwegtäuschen. Noch nie bei einer Eröffnungsfeier hat die Welt solche Lichtshows gesehen. Und wie fünf riesige Olympische Ringe emporsteigen als würden sie aus ewigem Eis befreit: Ganz einfach atemberaubend. Ein vergleichender Blick auf den Bildschirm zeigt: Die Lichtshows wirken auf den TV-Bilder noch besser als live vor Ort.

Die Welt hat die Pandemie noch nicht überwunden. Hier aber demonstriert China mit dieser Eröffnungsfeier der ganzen Welt, wie es alles im Griff hat. Und wenigstens für einen Augenblick denkt der Chronist im Stadion: Ja, die haben alles im Griff.

Was will China? Bei dieser Eröffnungsfeier haben wir die Antwort auf diese Frage gesehen, gespürt, erlebt. China will das, was es immer wollte: China war in seiner Geschichte so gut wie immer eine Supermacht. Nun will es wieder eine Supermacht sein und fühlt sich als solche. Militärisch, wirtschaftlich und – oft unterschätzt – auch kulturell. Es braucht die Welt nicht mehr zu umwerben. Es ist mächtiger, selbstbewusster als 2008. Das ist die Botschaft der Eröffnungsfeier dieser Spiele. Deshalb müssen sie nun, komme was wolle, so über die Bühne gehen, wie China es will. Das IOC mit dem deutschen Machtmenschen Thomas Bach an der Spitze ist zur Marionette Chinas verkommen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2022 in Peking
1 / 102
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2022 in Peking
Zum Abschied gibt's wie immer ein riesiges Feuerwerk.
quelle: keystone / wu hong
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Olympia 2022? Pff! Diese 11 Alltags-Disziplinen sind viel anstrengender
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
125 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Clife
04.02.2022 20:19registriert Juni 2018
Um die Analyse etwas zu bekräftigen: in China herrscht das Politwesen, im Westen hingegen der Lobbyismus…ironisch, dass wir im Westen mehrheitlich Lobbyisten an Spitzenpositionen wählen. Noch ironischer, dass die Mehrheit aus Anwälten und Ökonomen besteht.
14319
Melden
Zum Kommentar
avatar
Liebu
04.02.2022 21:22registriert Oktober 2020
Das IOC mit dem deutschen Machtmenschen Thomas Bach an der Spitze ist zur Marionette Chinas verkommen.

Leider nicht nur sie. Die halbe Wirtschaft ist mittlerweile abhängig von Billigproduzent China. Unabhängigkeit kostet aber mehr.
Die Frage ist, was ist mehr Wert.
11412
Melden
Zum Kommentar
avatar
B-Arche
04.02.2022 21:24registriert Februar 2016
Sie möchten mit einer Kultur konkurrieren die Kindern jegliche Kindheit stiehlt und militärischen Drill bis zum Exzess abverlangt? Mit Ausschluss aus der Familie wenn man nicht danach zu den besten gehört?
Sorry, ich will das nicht. Dann lieber 300% Einfuhrzoll für Produkte die so entstehen und gut ist.
Europa muss halt selbständiger werden. Das passiert aber nicht weil jedes Land sich doch lieber an China und Russland schmiegt und ansonsten zuerst an sich denkt.
12021
Melden
Zum Kommentar
125
Kleiner Surfer, riesige Welle – ein neuer Weltrekord winkt

Der deutsche Surfer Sebastian Steudtner hat wohl seinen eigenen Weltrekord verbessert. Im portugiesischen Nazaré, bekannt für seine riesigen Wellen, bezwang Steudtner eine 28,57 Meter hohe Welle.

Zur Story