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Proteste und Absagen: Russland-Frage entzweit die Fechtfamilie

International Olympic Committee (IOC) President Thomas Bach speaks at the opening of the executive board meeting of the International Olympic Committee (IOC), at the Olympic House, in Lausanne, Switze ...
Der ehemalige Fechter Thomas Bach muss als IOC-Präsident mit ansehen, wie sich der internationale Fechtverband in der Russland-Frage immer mehr entzweit.Bild: keystone

Proteste und Absagen – die Russland-Frage entzweit die Fechtfamilie

Die Olympia-Qualifikation im Fechten wird durch den Ukraine-Krieg zur politischen und sportlichen Herausforderung.
03.05.2023, 17:1703.05.2023, 17:17
Rainer Sommerhalder / ch media
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Nirgendwo sonst im Sport ist die Frage der russischen Teilnahme an Wettkämpfen derart politisch und persönlich wie im Fechtsport. Einige Beispiele: Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees und oft als Russland-Freund betitelt, war selbst ein Weltklasse-Fechter.

Ihn wird besonders schmerzen, dass seine Heimatstadt Tauberbischofsheim die traditionelle Weltcup-Veranstaltung aus Protest gegen die Rückkehr der russischen und weissrussischen Athletinnen und Athleten ins internationale Turniergeschehen jüngst zurückgegeben hat.

Vladimir Guttsait und Stanislav Pozdnyakov gewannen 1992 in Barcelona gemeinsam Olympiagold im Fechten. Heute sind sie Vorsitzende der nationalen olympischen Komitees der Ukraine und von Russland und aktuell gerade ärgste Gegenspieler. Der Russe Podznaykov wurde zudem 2022 aufgrund seiner Unterstützung für den Krieg als Präsident des europäischen Fechtverbands abgesetzt.

Bildnummer: 02448818 Datum: 16.09.2000 Copyright: imago/Golovanov + Kivrin
Stanislav Pozdniakov (Rußland) bejubelt seinen Olympiasieg im Säbelfechten - PUBLICATIONxNOTxINxRUS; Vneg, hoch, Aufmacher, R ...
Pozdnyakov holte 2000 auch Olympiagold im Säbelfechten.Bild: imago images

Ein russischer Oligarch musste abtreten

Mit dem charismatischen und Putin-nahen Oligarchen Alisher Usmanov stammt auch der nominelle Präsident des Weltfechtverbands aus Russland. Usmanov suspendierte sich bei Kriegsbeginn allerdings gleich selbst vom Amt. Trotzdem sind die von ihm eingeschossenen Millionen weiterhin ein wesentlicher Faktor im Fechtsport.

Nachdem der Weltverband im vergangenen Monat die Rückkehr von Einzelsportlern des Kriegstreibers Russland mit 85:51 Stimmen guthiess, reagierten die unterlegenen westlichen Staaten allerdings so vehement wie in keiner anderen Sportart. Gleich sieben europäische Länder gaben ihre internationalen Turniere aus Protest zurück. Neben Tauberbischofsheim schmerzt IOC-Chef Bach wohl der Verzicht der Olympiastadt Paris auf den ersten Teamweltcup der Qualifikationsphase von Mitte Mai am meisten.

November 27, 2018. - Russia, Moscow. - President of Russia Vladimir Putin and founder of USM Holding Alisher Usmanov awarded with the 3rd degree Order For Merit to the Fatherland at the presentation o ...
Alisher Usmanov steht Wladimir Putin nahe.Bild: imago/Russian Look

Anstatt in Frankreich findet der Start ins Olympiarennen mit insgesamt sieben Quali-Wettkämpfen nun also in Istanbul statt. Die Teamwertung ist für die beiden Schweizer Equipen die einfachere Variante, sich ein Ticket für die Sommerspiele 2024 zu sichern. Denn die acht qualifizierten Nationen stellen automatisch auch drei Fechter im Einzelbewerb. Zudem bleibt Russland als Team ausgeschlossen.

Schweizer Teams treffen nicht auf Russland

Die vier besten Teams der Weltrangliste sowie je eine weitere Nation aus vier Kontinenten sind in Paris dabei. Die Schweizer Männer steigen als Weltnummer 6 mit guten Aussichten ins Rennen und auch die Frauen haben durchaus eine Chance.

Im Einzelbewerb schaffen nur zwei Europäer neben den Teamfechtern die direkte Qualifikation für Paris. Die zwei besten Schweizer Alexis Bayard und Max Heinzer sind derzeit die Nummern 10 und 20 der Weltrangliste. Der Innerschweizer Teamleader Heinzer entscheidet zudem erst kurzfristig, ob er den Einzelauftakt in Kolumbien überhaupt bestreitet. «Nur wenn mein drittes Kind bis zum vorgesehenen Abflug auf der Welt ist», sagt der 35-Jährige.

In Höchstform wird Heinzer aber so oder so noch nicht sein. Wegen eines im Februar in Heidenheim erlittenen Anrisses der Achillessehne musste der Routinier für das Techniktraining zeitweise sogar auf den Rollstuhl ausweichen. «Dafür spüre ich derzeit enorme Lust und Motivation auf Wettkämpfe», sagt Heinzer. (aargauerzeitung.ch)

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    21 Kommentare
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    Der Micha
    03.05.2023 17:35registriert Februar 2021
    In meinen Augen sollte man die Olympic boykottieren. Thomas Bach steht nicht für die Werte dessen, die er auf billige Art und Weise immer wieder vertreten will.

    Ihm ist Korruption, Autokratie, Zensur und Diktatur scheißegal, solange das Geld stimmt.
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    AlfredoGermont
    03.05.2023 17:49registriert März 2022
    Sperrt endlich alle ruzzischen Sportler ohne wenn und aber.
    Ich will für sehr lange Zeit keine Ruzzenfahnen mehr sehen, auch wenn es nur von den Zuschauern wäre.
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    So oder so
    03.05.2023 19:58registriert Januar 2020
    Währenddessen geht der Terror gegen die Zivilbevölkerung ungehemmt weiter von Russland - https://twitter.com/bayraktar_1love/status/1653787801853255680
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