Nirgendwo sonst im Sport ist die Frage der russischen Teilnahme an Wettkämpfen derart politisch und persönlich wie im Fechtsport. Einige Beispiele: Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees und oft als Russland-Freund betitelt, war selbst ein Weltklasse-Fechter.
Ihn wird besonders schmerzen, dass seine Heimatstadt Tauberbischofsheim die traditionelle Weltcup-Veranstaltung aus Protest gegen die Rückkehr der russischen und weissrussischen Athletinnen und Athleten ins internationale Turniergeschehen jüngst zurückgegeben hat.
Vladimir Guttsait und Stanislav Pozdnyakov gewannen 1992 in Barcelona gemeinsam Olympiagold im Fechten. Heute sind sie Vorsitzende der nationalen olympischen Komitees der Ukraine und von Russland und aktuell gerade ärgste Gegenspieler. Der Russe Podznaykov wurde zudem 2022 aufgrund seiner Unterstützung für den Krieg als Präsident des europäischen Fechtverbands abgesetzt.
Mit dem charismatischen und Putin-nahen Oligarchen Alisher Usmanov stammt auch der nominelle Präsident des Weltfechtverbands aus Russland. Usmanov suspendierte sich bei Kriegsbeginn allerdings gleich selbst vom Amt. Trotzdem sind die von ihm eingeschossenen Millionen weiterhin ein wesentlicher Faktor im Fechtsport.
Nachdem der Weltverband im vergangenen Monat die Rückkehr von Einzelsportlern des Kriegstreibers Russland mit 85:51 Stimmen guthiess, reagierten die unterlegenen westlichen Staaten allerdings so vehement wie in keiner anderen Sportart. Gleich sieben europäische Länder gaben ihre internationalen Turniere aus Protest zurück. Neben Tauberbischofsheim schmerzt IOC-Chef Bach wohl der Verzicht der Olympiastadt Paris auf den ersten Teamweltcup der Qualifikationsphase von Mitte Mai am meisten.
Anstatt in Frankreich findet der Start ins Olympiarennen mit insgesamt sieben Quali-Wettkämpfen nun also in Istanbul statt. Die Teamwertung ist für die beiden Schweizer Equipen die einfachere Variante, sich ein Ticket für die Sommerspiele 2024 zu sichern. Denn die acht qualifizierten Nationen stellen automatisch auch drei Fechter im Einzelbewerb. Zudem bleibt Russland als Team ausgeschlossen.
Die vier besten Teams der Weltrangliste sowie je eine weitere Nation aus vier Kontinenten sind in Paris dabei. Die Schweizer Männer steigen als Weltnummer 6 mit guten Aussichten ins Rennen und auch die Frauen haben durchaus eine Chance.
Im Einzelbewerb schaffen nur zwei Europäer neben den Teamfechtern die direkte Qualifikation für Paris. Die zwei besten Schweizer Alexis Bayard und Max Heinzer sind derzeit die Nummern 10 und 20 der Weltrangliste. Der Innerschweizer Teamleader Heinzer entscheidet zudem erst kurzfristig, ob er den Einzelauftakt in Kolumbien überhaupt bestreitet. «Nur wenn mein drittes Kind bis zum vorgesehenen Abflug auf der Welt ist», sagt der 35-Jährige.
In Höchstform wird Heinzer aber so oder so noch nicht sein. Wegen eines im Februar in Heidenheim erlittenen Anrisses der Achillessehne musste der Routinier für das Techniktraining zeitweise sogar auf den Rollstuhl ausweichen. «Dafür spüre ich derzeit enorme Lust und Motivation auf Wettkämpfe», sagt Heinzer. (aargauerzeitung.ch)
Ihm ist Korruption, Autokratie, Zensur und Diktatur scheißegal, solange das Geld stimmt.
Ich will für sehr lange Zeit keine Ruzzenfahnen mehr sehen, auch wenn es nur von den Zuschauern wäre.