Im vergangenen Oktober schockte Niels Hintermann die Ski-Welt: Der Schweizer Abfahrer gab bekannt, an Lymphdrüsenkrebs erkrankt zu sein. Weniger als ein Jahr später hat der Zürcher die Krankheit besiegt. Er schuftet auf dem Theodulgletscher in Zermatt für sein Comeback.
«Es macht alles sehr viel Spass», sagt Hintermann gegenüber SRF im Rahmen des Speed-Trainingslagers im Wallis. Natürlich gebe es immer noch Dinge, die ihm schwerfallen würden. «Ich habe noch etwas Mühe, das Tempo einzuschätzen. Es fühlt sich etwas Science-Fiction-mässig an und kommt mir vor wie Lichtgeschwindigkeit», erklärt der 30-Jährige.
Doch insgesamt sei er sehr zufrieden, betont Hintermann. Die Freude an der Sache stehe im Vordergrund und das Training sei eine Standortbestimmung. «Wir wollen herausfinden, wo ich technisch stehe und erreichen, dass ich wieder einen Rhythmus finde.» Darauf versuche man dann weiter aufzubauen.
Auch wenn es Hintermann grundsätzlich gut geht, macht der Körper nicht immer alles mit – gerade auf den rund 3800 Metern über Meer rund um das Klein Matterhorn. «An einem Tag kam ich ans Limit, mir wurde schwindlig. Da haben wir gemerkt, dass mein Nervensystem völlig überlastet war», erzählt der dreifache Weltcupsieger. Diese Belastungen könne man im Konditionstraining leider nicht simulieren, das gehe nur auf Schnee. Er müsse diese Toleranz quasi wieder von null aufbauen: «Die Chemo hat alles entfernt, was vorher da war.»
Dass der Rest des Schweizer Speed-Teams in seiner Abwesenheit die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren hat, beängstigt den Zürcher nicht. Im Gegenteil: «Ich kann viel zuschauen und lernen.» Auch von Druck, jetzt liefern zu müssen, will Hintermann nichts wissen. «Ich habe für mich viel erreicht und muss nichts mehr», sagt der siebenfache Weltcup-Podestfahrer.
Sein Ziel sei es, zum Speed-Auftakt in Beaver Creek (6. und 7. Dezember 2025) wieder am Start zu stehen. Doch auch da ist Flexibilität gefragt: «Wenn das noch nicht reicht, ist das auch okay. Dann passen wir den Plan einfach neu an.» (abu)