Die Feuertaufe im Frauen-Weltcup feierte die «Raptor» im November 2013. Damals wurde je eine Abfahrt und ein Super-G durchgeführt. Grosse Siegerin bei dieser Premiere: Lara Gut. Die Tessinerin gewann beide Speed-Rennen überlegen, im Super-G fuhr sie sogar einen Vorsprung von 92 Hundertstelsekunden auf die zweitplatzierte Anna Fenninger heraus. Lindsey Vonn verpasste die Premiere verletzungsbedingt.
Keine Piste ist so steil wie die «Raptor» in Beaver Creek, nirgends sind die Fahrerinnen schneller unterwegs. Lara liebt das, das zeigte auch das gestrige Training. Im flachen oberen Streckenabschnitt war die Tessinerin noch eher gemächlich unterwegs, kaum nahm das Gefälle aber zu, zeigte Gut eindrücklich, wie sehr ihr das hohe Tempo liegt. «Wir sind hier nicht in Lake Louise», analysierte Lara Gut gestern die Lage – und spielte damit darauf an, dass eine von Vonns Lieblingspisten deutlich flacher als jene in Beaver Creek ist.
«Wenn ich es hier nicht schaffe, dann wird es schwierig, dass ich es überhaupt irgendwo schaffe», meine Lara Gut an der gestrigen Pressekonferenz. Wie man diese Aussage auch deuten könnte: Die «Raptor» ist Lara Guts Lieblingsstrecke. Ganz so eng muss man das natürlich nicht sehen, doch Gut fühlt sich in Beaver Creek pudelwohl. Deutlich erkennbar auch auf dem Tweet, den die Tessinerin letzte Woche ins Netz stellte.
Aus der Liebe zur Piste und den Resultaten von 2013 resultiert, dass Lara Gut für das heutige Rennen bis in die Skispitze motiviert ist. Das heisst, die 23-Jährige wird Vollgas angreifen und eine aktive Fahrweise suchen. Und das ist gut so. Denn die Piste in Beaver Creek verzeiht Fehler; eine konservative Fahrweise ist hier nicht angebracht. Auch bei ihrem Triumph im Jahr 2013 beging sie einen groben Fehler, kam aber dank der Steilheit der Piste schnell wieder auf Tempo. Lara Gut darf sich voll reinhängen; «übermotiviert» kann man auf der «Raptor» gar nicht sein.
«Es ist ein schwieriger Hang, hier können nur Wenige gewinnen.» Logisch, dass Lara Gut sich bei ihrer Aussage von gestern dazuzählt. Damit manövriert sie sich automatisch in den Stand einer Topfavoritin. Der dadurch entstandene Druck macht der Tessinerin aber keine Mühe. Nach ihrem Triumph bei der «Raptor»-Premiere im Jahr 2013 meinte sie im «SRF»-Interview: «Ich gewann mit 17 Jahren mein erstes Weltcuprennen und wurde hochgejubelt. Damals empfand ich das alles als sehr verwirrend. Heute habe ich mit dem ganzen Rummel und dem Druck keine Mühe mehr.»
Fabienne Suter hat in der laufenden Saison im Super-G zwar erst 31 Punkte gesammelt, doch die Schwyzerin darf durchaus zum erweiterten Kreis der Favoritinnen gezählt werden. Bei der Super-G-Premiere auf der «Raptor» fuhr sie auf Rang 9 und im gestrigen Training resultierte der starke vierte Rang. Zeitgleich mit Lindsey Vonn. Eine solch starke Trainingspartnerin zu haben, kann für Lara nur ein Vorteil sein.