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Wir lieben unsere Super-League-Klubs heiss und innig, aber diese 10 Episoden sind uns heute noch (ein bisschen) peinlich

Vergessen verboten

Wir lieben unsere Super-League-Klubs heiss und innig, aber diese 10 Episoden sind uns heute noch (ein bisschen) peinlich

Früher war doch alles besser! Wirklich? Nostalgie gehört zu den Lieblingsdisziplinen vieler Fussballfans – doch damit lügen wir uns ja eigentlich nur selber an. Darum haben wir eine peinliche Episode aus der Vergangenheit jedes Super-League-Klubs ausgegraben.
21.02.2015, 09:5521.02.2015, 17:28
Alex Dutler
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FC Basel

Ab 1999 macht sich Gisela «Gigi» Oeri daran, mit dem FC Basel die Fussballwelt aufzumischen. Dank grosszügiger Zuwendungen der Milliardärsgattin aus der Roche-Familie kann der FCB sein wirtschaftliches Fundament aufbauen, das ihn heute landesweit konkurrenzlos macht. 

2006 wird Oeri die erste weibliche Präsidentin der Schweizer Fussballgeschichte. Die gelernte Physiotherapeutin feiert mit Basel sieben Meistertitel – und das meist mit einer gehörigen Portion Extravaganz. Noch heute treibt uns die Erinnerung an ihre Kostüme die Schamröte ins Gesicht.

Kann man tragen, muss man nicht: Gigi Oeri und ihre extravaganten Meister-Outfits..
Kann man tragen, muss man nicht: Gigi Oeri und ihre extravaganten Meister-Outfits..Bild: KEYSTONE

Young Boys

Junge Buben brauchen manchmal einen Vormund. Wenn es aber die Young Boys trifft, dann ist das doch ein starkes Stück. 1996 stehen die Berner vor einem Scherbenhaufen: Eine Geldgebergruppe zwingt den kompletten Vorstand zum Rücktritt, kann selber aber keinen neuen Präsidenten einsetzen, da ihr die nötige Vollmacht dazu fehlt. 

Gemäss ZGB ist der Verein ohne Führung komplett handlungsunfähig und steht vor dem Aus. Als Retter springt die Berner Vormundschaftsbehörde ein: Sie stellt den Klub unter den Beistand von Ex-YB-Kicker Roland Schönenberger – nur so lässt sich YB wieder aus der Sackgasse manövrieren. 

Manchmal muss eben ein Grosser ran. 1996 überlebt YB nur dank der Berner Vormundschaftskommision. 
Manchmal muss eben ein Grosser ran. 1996 überlebt YB nur dank der Berner Vormundschaftskommision. Bild: KEYSTONE

FC Zürich

Wer wie der Ur-FCZ-ler Sven Hotz seit über 50 Jahren glücklich verheiratet ist, der muss ab und zu so richtig die Sau rauslassen. Kein Wunder also, dass der ehemalige Präsident die Meistertitel von 2006 und 2007 überschwänglich feiert. Seine eigenwilligen Tänze auf dem Volkshaus-Balkon über dem Zürcher Helvetiaplatz verfolgen noch heute viele Augenzeugen bis in ihre Träume. 

Sei's drum, Hotz hat sich seinen Auftritt redlich verdient: Als 12-Jähriger wird er Klubmitglied, ab 1986 ist er der Boss. Dafür investiert er in den folgenden 20 Jahren viel Herzblut und noch mehr Millionen.

Da kann Miley Cyrus einpacken: Sven Hotz' Meistertanz auf dem Volkshaus-Balkon.video: youtube/kurzpass

FC Thun

Vom sympathischen Vorzeigeklub zur Sexgrüsel-Truppe – diesen Absturz muss der FC Thun im November 2007 verkraften. Sechs aktuelle und drei frühere Thun-Profis werden von der Staatsanwaltschaft des Berner Oberlandes wegen sexueller Handlungen und Pornografie mit einer 15-Jährigen angeklagt und grösstenteils zu bedingten Geldstrafen und Bussen verurteilt. 

Die Verhandlungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, die Urteile werden anonymisiert. Trotzdem beendet die Sex-Affäre mehrere Fussball-Karrieren frühzeitig. Thun kann den Schock auch sportlich nicht verkraften und steigt am Saisonende ab.

Nach der Sex-Affäre stürzt der FC Thun ab.
Nach der Sex-Affäre stürzt der FC Thun ab.Bild: KEYSTONE

FC St.Gallen

Auf den ersten Blick hat der FC St.Gallen seit 15 Jahren nicht mehr entscheidend ins Meisterrennen eingegriffen. 2000 reissen sich die Ostschweizer gegen Luzern dank Toren von Marc Zellweger und Sascha Müller den Titel vier Spieltage vor Schluss unter den Nagel. Doch auch fünf Jahre später entscheidet St.Gallen die Meisterschaft. Dieses Mal aber unfreiwillig, am grünen Tisch und erheblich weniger ruhmreich – durch den «Fall Muntwiler». 

Obwohl der damals 20-jährige Philipp Muntwiler am Tag zuvor mit der U21 eine Rote Karte kassiert, setzt ihn der FC St.Gallen am 1. April 2007 im Spiel gegen den FC Zürich ein. Die Verantwortlichen denken, er wäre nicht gesperrt, denn sie haben sich bei der falschen Instanz informiert. Das Spiel endet 0:0 und der FCZ legt Protest ein. Die Disziplinarkommission der Liga gibt den Zürchern recht und wertet die Partie mit 3:0 forfait zu ihren Gunsten. Am Ende der Saison wird der FCZ dank diesem Fauxpas der St.Galler mit einem Punkt Vorsprung vor Basel Meister.

St.Gallens Grünschnabel Philipp Muntwiler entscheidet 2007 unfreiwillig die Meisterschaft.
St.Gallens Grünschnabel Philipp Muntwiler entscheidet 2007 unfreiwillig die Meisterschaft.Bild: KEYSTONE

FC Vaduz

38,6 Fans pro Spieler auf dem Platz – diesen traurigen Minusrekord für die höchste Spielklasse bricht der FC Vaduz am 25. Mai 2009. Ganze 850 Zuschauer verirren sich am zweitletzten Spieltag gegen den FC Sion noch ins Fürstentum. Kein Wunder, denn Vaduz steht bereits als Absteiger fest und kann über die ganze Saison hinweg durchschnittlich nur 2'176 Fans in den Rheinpark locken. 

Mehr Beinfreiheit als zuhause auf dem Sofa: Der Vaduz-Anhang muss keine Platznot fürchten.
Mehr Beinfreiheit als zuhause auf dem Sofa: Der Vaduz-Anhang muss keine Platznot fürchten.Bild: KEYSTONE

Grasshoppers

2009 kreist über GC der Pleitegeier: Die Swiss Football League verweigert die Lizenz in erster Instanz. Deshalb sorgen die Hoppers mit einem Märchen aus tausendundeiner Nacht für den Schwank des Jahres. Der notorische Hochstapler Volker Eckel – ein Deutscher, der gerne auch unter dem falschen Namen Prinz Mohammed al Faisal auftritt – überzeugt Vize-Präsident Erich Vogel und Finanzchef Heinz Spross davon, dass er als unehelicher Sohn von Saddam Hussein einer 6000-köpfigen saudischen Familie angehört und 300 Millionen in den Klub pumpen möchte. 

Die GC-Bosse lassen sich blenden und unterzeichnen im Hotel «Baur au Lac» mit viel Tamtam einen Vertrag. Wenige Tage später erweist sich der Saudi-Retter als Fata Morgana. Eckel ist Analphabet, hat einen IQ von 92, ist selbst bankrott und wird später wegen Betrugs zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Erich Vogel muss das GC-Desaster um den falschen Prinz vor den Medien erklären.
Erich Vogel muss das GC-Desaster um den falschen Prinz vor den Medien erklären.Bild: KEYSTONE

FC Aarau

Die Saison 2008/09 ist für den FC Aarau eigentlich eine runde Sache. Unter Trainer Ryszard Komornicki ist die Mannschaft fünf Spieltage lang Tabellenführer und landet am Ende auf einem soliden fünften Platz. Doch am 8. November werden die Aarauer im Stadion Allmend zu den Farb-Deppen der Nation. 

Denn die FCA-Delegation reist zum Auswärtsspiel in Luzern nur mit einem schwarzen Trikotsatz an. Leider ist diese Farbe den dunkelblauen FCL-Dresses zu ähnlich. Schiedsrichter Grossen entscheidet: So geht das nicht. Damit die Partie trotzdem steigen kann, muss sich der FC Aarau die leuchtgelben Auswärtsdresses des Gastgeber borgen. So spielt auf dem Platz Luzern gegen Luzern – und die falschen Innerschweizer gehen mit 0:3 unter.

Der FC Aarau geht im FCL-Dress gegen Luzern mit 0:3 unter.
Der FC Aarau geht im FCL-Dress gegen Luzern mit 0:3 unter.Bild: KEYSTONE

FC Sion

Als Fussgänger lebt man am Matchtag rund um das Stade de Tourbillon gefährlich. Denn es bestehen durchaus realistische Chancen, von Christian Constantin über den Haufen gefahren zu werden. Vor seinem Fussballtempel gelten für den Sion-Zampano keine Verkehrsregeln: Er fährt und parkt wie es ihm gerade passt. Die Legende lautet, dass er bei Ferrari ein Abo habe – und so das neuste Modell immer vor dem offiziellen Verkaufsstart erhält. 

Das welsche Radio RSR will 2009 wissen, ob CC auch wirklich verkehrstauglich ist und organisiert für ihn eine Plausch-Fahrprüfung. Die wird für Constantin zum Debakel. Er missachtet einen Rechtsvortritt, vergisst einen Blinker zu setzen und bricht mit Fahrlehrer Romain Bourgeois einen Streit vom Zaun. Dessen Verdikt ist eindeutig: 33 Jahre nach seiner echten Fahrprüfung wäre Constantin dieses Mal durchgefallen. Der Sion-Boss reagiert genervt: «Dann kaufe ich mir halt ein Flugzeug.»

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Bild: KEYSTONE

FC Luzern

Investor Bernhard Alpstaeg hat ein grosses Herz für den FC Luzern. Das drückt der begnadete Unternehmer seit Jahren durch finanzielle Zuwendungen aus. Allein für die Namensrechte am Luzerner Stadion hat der Swisspor-Boss 10 Millionen Franken locker gemacht. Leider ist der 69-Jährige ein Patron alter Schule, der trotz überschaubarem Fussballsachverstand nicht nur bezahlen, sondern auch mitreden will.

Gerne und regelmässig propagiert er irrwitzige Ideen – beispielsweise leicht bekleidete Tänzerinnen im Stadion, um den FCL-Sexappeal zu steigern. Zu absoluter Hochform läuft er jeweils in Krisenzeiten auf. Als der FC Luzern 2013 Sportchef Heinz Hermann entlässt und Alex Frei als Nachfolger installiert, tritt Alpstaeg mit kuriosen Argumenten gegen den Rekordinternationalen nach: «Herr Hermann machte auf mich eher den Eindruck eines Seelsorgers. Alex Frei hat einen gepflegten Auftritt und keine Heilandsfrisur mit Haaren bis an die Schultern.» Ziemlich peinlich für einen Herrn, der eine astreine Glatze spazieren trägt.

So hätte Heinz Hermann seinen Job wohl auch gerettet: Bernhard Alpstaeg trägt eine schicke FCL-Kappe.
So hätte Heinz Hermann seinen Job wohl auch gerettet: Bernhard Alpstaeg trägt eine schicke FCL-Kappe.Bild: KEYSTONE
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