Das war definitiv eines der verrücktesten French-Open-Matches der Geschichte! Als Kiki Bertens nach ihrem hart erkämpften Sieg gegen Sara Errani zu Boden ging, hätte man meinen können, dass sie gerade das Turnier gewonnen und damit den grössten Triumph ihrer Karriere errungen hatte. Doch die Niederländerin hatte «nur» ihr Zweitrundenmatch gewonnen.
Dieses war an Drama allerdings kaum zu überbieten. Insgesamt gab es in 37 Aufschlagspielen 24 (!) Breaks, am Ende gewann Bertens nach 3:11 Stunden mit 7:6 (7:5), 3:6, 9:7 gegen die italienische French-Open-Finalistin von 2012. Zum sportlichen Drama gesellten sich ein handfester Streit und ein denkwürdiger Abgang. Aber alles der Reihe nach ...
Guts and grit. That was some effort, @kikibertens.
— Roland-Garros (@rolandgarros) September 30, 2020
The 2016 semi-finalist into the third round with a marathon 7-6(5) 3-6 9-7 win over Errani.#RolandGarros pic.twitter.com/xkSHc8qJ4k
Die zahlreichen Breaks von Errani kamen vor allem zustande, weil die Italienerin massive Probleme mit dem Ballwurf hatte. Dadurch kassierte sie mehrere Strafen wegen Zeitüberschreitung, weshalb sie fast immer über den zweiten Aufschlag gehen musste. Diesen führte sie dann immer wieder von unten aus.
Richtig dramatisch wurde es dann aber erst im dritten Durchgang: Bertens zog sich eine Oberschenkelverletzung zu, musste sich lange behandeln lassen und konnte danach trotzdem kaum noch laufen. Auf Erranis Break zum 3:2 folgten deshalb ganze zehn Breaks in Folge.
Beim Stand von 6:5 im dritten Satz kam Errani schliesslich zu einem Matchball, bekam wegen Zeitüberschreitung aber eine Verwarnung, worauf sie den Matchball nicht nutzen konnte. Kurze Zeit später gelang Bertens der Spielgewinn zum 8:7. Errani drehte zwar noch einmal ein 0:40, Bertens verwandelte wenig später aber ihren fünften Matchball.
Errani rieb sich an der schwierigen Situation auf und war schliesslich zwischendurch derart genervt, dass sie Bertens, die sich immer wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihren Schläger stützte, in der Schlussphase imitierte und so lächerlich machte.
Nach dem Matchball folgte der endgültige Höhepunkt des Zwists: Zunächst verweigerte Errani ihrer Gegnerin den Schläger-Schlag und stürmte mit dem italienischen Schimpfwort «Vaffanculo» vom Platz. Immerhin konnte die Italienerin noch selbst gehen: Bertens musste von Krämpfen geplagt im Rollstuhl vom Platz gebracht werden.
Auf der Pressekonferenz attackierte Errani ihre niederländische Konkurrentin erneut, da sie nicht daran glaubte, dass diese wirklich verletzt gewesen sei. «Sie ist gerannt wie nie zuvor. Sie hat mich wütend gemacht. Hat sie super gemacht», wütete die Italienerin und fügte an: «Ich mag es nicht, wenn jemand mit mir ‹spielt›. Sie hat den Court auf einem Rollstuhl verlassen und jetzt isst sie im Restaurant, so als ob alles gut wäre, ich habe sie gerade gesehen.» (pre)