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Fed-Chef Powell stellt Trump bloss: «Davon weiss ich nichts»

Video: twitter/maddenifico

Fed-Chef Powell weist Trump vor laufender Kamera zurecht: «Davon weiss ich nichts»

Eigentlich sollte der Umbau der US-Notenbank weniger kosten – jetzt steigen die Kosten. Doch US-Präsident Trump liegt mit einer neuen Zahl offenbar falsch.
25.07.2025, 10:2025.07.2025, 11:12
Anna-Lena Janzen / t-online
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t-online

US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat sich gegen offenbar falsche Angaben von US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz gewehrt. Die Streitszene zwischen den beiden wurde in den USA live im Fernsehen übertragen.

Video: twitter/maddenifico

Trump konfrontierte Powell mit angeblich neuen Zahlen zu den steigenden Kosten der Renovierungsarbeiten der Federal Reserve (Fed). Trump sagte am Donnerstag vor laufenden Kameras, diese seien gestiegen. «Aus den 2,7 (Milliarden Dollar) sind jetzt also 3,1 (Milliarden) geworden.»

Powell reagierte zunächst sichtlich irritiert. «Davon weiss ich nichts», sagte Powell zu Trump und schüttelte sichtbar den Kopf. «Ich habe das noch von niemandem gehört».

Trump beharrte auf seine Angaben und überreichte Powell schliesslich das Schreiben, das die Zahlen belegen sollte. Der Fed-Chef blickte kurz auf das Papier und stellte dann fest: Der Präsident rechne fälschlicherweise ein drittes Gebäude mit ein, das nicht Teil des Renovierungsprojekts sei. «Es wurde vor fünf Jahren gebaut. Wir haben das Martin-Gebäude vor fünf Jahren fertiggestellt.»

Trump will Powell schon seit Längerem loswerden

Warum Trump bei der Begehung der Fed plötzlich von Renovierungskosten in Höhe von 3,1 Milliarden Dollar sprach und dabei wohl Ausgaben für ein bereits abgeschlossenes Projekt einbezog, war zunächst unklar. Trump hatte jüngst noch von 2,5 Milliarden Dollar gesprochen.

Der Streit über die Baukosten findet allerdings vor dem Hintergrund von Spekulationen statt, dass Trump versuchen könnte, Powell vor dem Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 zu entlassen. Der Republikaner hat sich erbost darüber gezeigt, dass die Notenbank entgegen seinen wiederholten Forderungen die Zinsen nicht senkt. Nach US-Recht kann der Präsident den Fed-Chef jedoch nicht wegen seiner Zinspolitik entlassen. Die Hürden dafür sind aber hoch: Dafür ist ein «wichtiger Grund» nötig.

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Hier wird laut Trump zu viel Geld verlocht: die Baustelle in Washington.Bild: keystone

Als etwaiger Anlass gilt daher ein Streit über Kostenüberschreitungen bei der Renovierung der in die Jahre gekommenen Fed-Zentrale in Washington. Die US-Regierung wirft der Notenbank Misswirtschaft vor. Dem jüngsten Budget der Fed zufolge belaufen sich die Kosten für das Renovierungsprojekt auf 2,46 Milliarden Dollar. Juristisch ist die Frage, ob ein US-Präsident einen Notenbank-Chef entlassen kann, nicht vollständig geklärt.

Powell hat Kostenüberschreitungen eingeräumt, Vorwürfe einer luxuriösen Ausstattung jedoch zurückgewiesen. Das Projekt umfasse keine privaten Aufzüge oder VIP-Speisesäle und keinen neuen Marmor, es sei denn, der ursprüngliche Marmor sei beschädigt oder werde benötigt, um die Richtlinien des Denkmalschutzes einzuhalten. In einem Brief an Trumps Haushaltsdirektor Russell Vought schrieb er zuletzt: «Wir haben grosse Sorgfalt darauf verwandt, sicherzustellen, dass das Projekt sorgfältig überwacht wird, seit es erstmals 2017 vom Verwaltungsrat genehmigt wurde.»

Trump schlägt gegenüber Powell positivere Töne an

Auch bei Trumps Fed-Besuch am Donnerstag war eine etwaige Entlassung von Powell ein Thema. Trump schlug überraschend einen positiveren Ton an: «Das zu tun, wäre ein grosser Schritt, und ich halte es nicht für notwendig», sagte er. «Und ich glaube, dass er das Richtige tun wird.» Kurz zuvor hatte der Präsident erklärt, er habe ein produktives Gespräch mit Powell über die Zinsen geführt.

Der für die Zinspolitik zuständige Offenmarktausschuss der Fed hat den Schlüsselsatz dieses Jahr noch nicht angetastet und in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Auch für die Sitzung am Mittwoch kommender Woche wird mit einer Pause gerechnet. Powell hat signalisiert, dass sich die Notenbank zunächst ein Bild von den Folgen der von Trump eingeleiteten Zollpolitik auf Inflation und Konjunktur machen möchte.

Sen. Tim Scott, R-S.C., from foreground left, President Donald Trump and Federal Reserve Chairman Jerome Powell visit the Federal Reserve, joined by Russell Vought, director of the Office of Managemen ...
Trump und sein Gefolge bei der Baustellen-Besichtigung am 24. Juli.Bild: keystone

Während der Führung durch die Fed-Zentrale übte der Immobilienmagnat Trump Kritik an den Umbauarbeiten. Er hätte den Keller nicht so renoviert, wie es nun geschehe, sagte er. Zudem stimme er nicht mit der Entscheidung überein, die Parkplätze unterirdisch anzulegen.

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148 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ReMoo
25.07.2025 10:55registriert Dezember 2020
Finde ich genial, Powell ist so staubtrocken und tiefenentspannt, muss hart für Trump sein wenn mal einer nicht in seinen Allerwertesten kriecht, schade muss Powell spätestens in 2026 gehen, mir bangt schon was da nachkommt.
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Silvershadow
25.07.2025 10:39registriert Juni 2021
Dass Trump Mühe hat mit rechnen ist ja wohl inzwischen bekannt
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Plusplus
25.07.2025 10:51registriert Dezember 2021
Trumps Vater und Grossvater hatten durchaus die Expertise den Umbau zu begutachten und ggf zu kritisieren. Aber Donnie? Leider nein. Powell ist nicht zu beneiden, die Szene mutet recht Nordkoreanisch an.
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