Bencic agierte nach einem erneuten Break zum 0:1 im zweiten Satz sehr überzeugend. Sie nahm der French-Open-Siegerin und Weltnummer 11 gleich selbst zum ersten Mal den Aufschlag ab und lag in der Folge nie mehr im Rückstand. Die Entscheidung fiel durch Breaks zum 4:2 und 5:3 im dritten Durchgang. Den ersten Vorteil konnte die Schweizerin noch nicht nützen, den zweiten dann sehr souverän. Nach 1:54 Stunden verwertete sie den ersten Matchball mit einem Rückhand-Winner.
Bencic war miserabel in die Partie gestartet und bei starkem Wind 1:3 in Rückstand geraten, ehe die Spielerinnen durch Regen vorerst von den widrigen Bedingungen erlöst wurden. Nach eindreiviertel Stunden ging es weiter, doch es änderte sich zunächst nicht viel. Schliesslich gewann die Ostschweizerin aber immer stärker die Oberhand gegen die Tschechin, die in den letzten zwei Monaten auf Sand, Rasen und Hartplatz nur eine von 23 Partien – im Wimbledon-Achtelfinal gegen die spätere Siegerin Ashleigh Barty – verloren hatte.
Im zweiten Satz konnte sie befreit aufspielen, wie sie gegenüber SRF verriet: «Ich hatte eine starke Gegnerin und bin mit zu viel Respekt ins Spiel gegangen. Doch nach dem ersten Satz hatte ich nichts mehr zu verlieren.» Als Grund für den Wendepunkt gab sie den Aufschlag der Tschechin an, mit dem sie zunächst grosse Mühe hatte. Dies sei ihr in der Folge besser gelungen, was die fünf Breaks in den Sätzen zwei und drei zeigten.
Nun ist Bencic den Medaillen schon recht nah. Gewinnt sie im Viertelfinal gegen Anastasia Pawljutschenkowa (WTA 18), hat sie zwei Chancen auf eine Medaille – mit einem Sieg im Halbfinal oder im Spiel um Bronze. Sie hat vier von sechs Partien gegen die Russin gewonnen, die letzte im vergangenen Februar kurz vor der Corona-Pause aber verloren. Pawljutschenkowa gab auf dem Weg in die Viertelfinals in drei Partien nur gerade sieben Games ab. So sagt Bencic auch: «Sie ist sehr gut drauf, doch an Olympia gibt es keine einfachen Aufgaben.»
Deutlich dramatischer verlief am Ende der Doppel-Achtelfinal von Belinda Bencic und Viktorija Golubic gegen das spanische Duo Garbiñe Muguruza/Carla Suarez Navarro. Auch hier mussten die Schweizerinnen einen Satzrückstand aufholen, ehe sie sich 3:6, 6:1, 11:9 durchsetzten. Im Match-Tiebreak führten sie scheinbar beruhigend 8:5, ehe die Hände doch noch etwas zu zittern begannen.
Die Spanierinnen gewannen vier Punkte in Folge und kamen so zu einem Matchball. Am Ende war es aber die Zürcherin Golubic, die am Netz die drei letzten Punkte energisch für das Schweizer Duo sicherte. Die Chancen auf eine Medaille sind nun sehr realistisch, im Viertelfinal gegen die Australierinnen Ellen Perez/Samantha Stosur sind Bencic/Golubic zu favorisieren. Seit Peking 2008 gab es bei Olympischen Spielen immer eine Tennis-Medaille für die Schweiz. (nih/sda)