Besser geht nicht! Drei Schweizerinnen stehen im Mountainbike-Rennen der Frauen am Start und alle drei holen eine Medaille. Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand holen Gold, Silber und Bronze und feiern damit einen historischen Dreifachsieg – es ist erst der dritte in der Schweizer Olympiageschichte und der erste der Neuzeit.
Neff führte das Rennen früh und nach dem Sturz der französischen Konkurrentin Pauline Ferrand-Prévot bald alleine an. Dahinter konnten ihre Teamkolleginnen Frei und Indergand, die mit den nassen Bedingungen auf der schwierigen Strecke deutlich besser zurechtkamen als die Konkurrenz, ebenfalls eine Lücke schaffen. Am Ende siegte Neff über eine Minute vor Frei, die ihrerseits acht Sekunden schneller war als Indergand.
In hervorragender Form zeigen sich auch die Schweizer Tennisspielerinnen. Belinda Bencic schlägt im Achtelfinal die tschechische French-Open-Siegerin Barbora Krejicikova in drei Sätzen mit 1:6, 6:2, 6:3. Wenig später darf sich die Ostschweizerin gleich über den nächsten Erfolg freuen. Dank eines 3:6, 6:1, 11:9 Erfolgs an der Seite von Viktorija Golubic gegen das spanische Duo Garbine Mugurza und Carla Suarez Navarro steht die Schweiz auch im Doppel im Viertelfinal.
Ihren wohl letzten Auftritt bei Olympischen Spielen hatte Triathletin Nicola Spirig. Die 39-Jährige verpasst zwar das Podest, holt als starke Sechste aber noch ein olympisches Diplom. Ihre Hypothek handelte sich die Zürcherin bereits beim Schwimmen ein, den Rückstand von Rund einer Minute konnte sie nicht mehr wettmachen. Noch ist offen, ob und wie lange Spirig noch weitermacht.
Der Teamwettkampf bei den Turnerinnen sorgte für eine Überraschung und einigen Wirbel. Die amerikanische Überturnerin Simone Biles verpatzte ihren Versuch am Sprung, zeigte nur anderthalb Schrauben statt zweieinhalb. Danach zog sich die 24-Jährige vom Rest des Wettkampfs zurück. Zuerst schien man von einer Verletzung auszugehen, später hiess es, es seien mentale Probleme. «ESPN» schrieb in diesem Tweet nun wieder von einem medizinischen Problem und bezog sich dabei auf USA Gymnastics.
Simone Biles cheered on her teammates after withdrawing from the Women’s Gymnastics Team Final ❤️
— ESPN (@espn) July 27, 2021
USA Gymnastics said Biles left because of a “medical issue.”
Ultimate teammate 👏 pic.twitter.com/E7AUjgN0xI
Das Drama hatte damit aber noch kein Ende. Weil Biles nicht mehr antrat, mussten andere US-Turnerinnen in die Bresche springen, was allerdings nicht nach Wunsch gelang. Ein Sturz von Jordan Chiles am Boden begrub die Gold-Hoffnungen der Amerikanerinnen endgültig. Gold ging am Ende an die überglücklichen Russinnen, die abgesehen vom Schwebebalken einen fehlerlosen Wettkampf zeigten.
Bislang war das Hundertstelglück in Tokio nicht auf der Seite der Schweizer Schwimmerinnen und Schwimmer. Oftmals hatten sie Finaleinzüge nur um Bruchteile von Sekunden verpasst. Ganz anders sieht das in der Staffel über 4x200 Meter Freistil aus.
Antonio Djakovic, Nils Liess, Noè Ponti und Roman Mityukov sorgen nicht nur für Schweizer Rekord und die erste Finalqualifikation in Tokio, sondern beanspruchen dafür auch Hundertstelglück. Beim ersten Wechsel startet Liess nämlich 0,02 Sekunden bevor Djakovic anschlägt, was gerade noch erlaubt ist. Eine Hundertstelsekunde mehr und die Staffel wäre disqualifiziert worden.
Eine bittere Enttäuschung setzt es im Tennisturnier der Frauen für Lokalmatadorin Naomi Osaka ab. Die Japanerin, die in der letzten Runde Viktorija Golubic rauswarf, scheiterte im Achtelfinal überraschend klar mit 1:6 und 4:6 an der Tschechin Marketa Vondrousova.
Der Laser-Radial-Seglerin Maud Jayet gelang nach zwei verhaltenen Tagen eine Reaktion. Die Westschweizerin nutzte den etwas stärkeren Wind im 6. Lauf für einen souveränen Start-Ziel-Sieg. «Es gelang mir, die Enttäuschung der letzten beiden Tage wegzustecken», erzählte die 25-Jährige im Ziel. Dank des heutigen Erfolgs machte sie im Zwischenklassement einen Sprung auf den 13. Platz und liegt nur noch acht Punkte hinter dem fürs Medal-Race berechtigten 10. Rang.
Der Brasilianer Italo Ferreira hat die Olympia-Premiere im Surfen gewonnen. Der 27-Jährige setzte sich im Final am Tsurigasaki Beach klar gegen den Japaner Kanoa Igarashi durch. Nach seinem Sieg wurde der Gewinner der Championship Tour 2019 auf den Schultern seiner Team-Mitglieder unter dem wolkenverhangenen Himmel aus dem Wasser getragen. Dritter wurde der Australier Owen Wright, der im Kampf um Bronze den Brasilianer Gabriel Medina besiegte.
Bei den Frauen ging Gold an die Amerikanerin Carissa Moore, die den Final gegen Bianca Buitendag aus Südafrika für sich entschied.
Die erst 17-jährige Lydia Jacoby schafft über 100 Meter Brust die grosse Überraschung. Die US-Amerikanerin schlägt im Final die Topfavoritinnen Lilly King und Tatjana Schoenmaker und holt sich das erste Olympiagold ihrer noch jungen Karriere.
Bei den emotionalen Worten über seine Familie in der Heimat streichelte Saeid Mollaei nachdenklich über die Silber-Medaille vor seiner Brust. Vor knapp zwei Jahren war der iranische Judoka aus Furcht vor Repressionen nach Deutschland geflohen, startet inzwischen für die Mongolei und holte bei den Olympischen Spielen von Tokio trotz aller Widrigkeiten Silber. «Ich hätte dies schon früher bekommen können. Leider haben einige Leute dies nicht zugelassen. Es gab viele schlimme Dinge. Dinge, die ich von mir entfernt halten musste», sagte der 29-Jährige laut einer Übersetzung ins Englische. «Als freier Mensch kannst du erreichen, was du willst – das ist meine Botschaft.»
Thank you, Saeid Mollaei! The entire nation is on the edge of our seats. A spectacular ippon! #TeamMongolia 🇲🇳 pic.twitter.com/YB41oqFjBI
— Tuvshinzaya (@G_Tuvshinzaya) July 27, 2021
Der Fall des heute 29-Jährigen hatte nach der Weltmeisterschaft 2019 in Tokio für Schlagzeilen gesorgt. Damals hatte der Iraner die Anweisung erhalten, im Halbfinal nicht anzutreten. Er sollte so einem möglichen Final gegen den Israeli Sagi Muki aus dem Weg gehen. Mollaei widersetzte sich dem, floh nach Deutschland, kämpfte zeitweise in der Bundesliga und erhielt die mongolische Staatsbürgerschaft.
Im Final in der Gewichtsklasse bis 61 kg musste sich Mollaei nur dem Japaner Takanori Nagase geschlagen geben. Es war die vierte Goldmedaille für Japan im vierten Wettkampf der Männer.
Bis zum vierten Wettkampftag musste sich Sport-Deutschland gedulden, bis es endlich über die erste Goldmedaille der diesjährigen Spiele jubeln durfte. Slalom-Kanutin Ricarda Funk sorgte in Tokio für die Premiere des «grossen Kantons» und setzte sich im Final vor der Spanierin Maialen Chourraut und der Australierin Jessica Fox durch. Wenig später sorgten die Dressurreiter im Teamwettkampf gleich für das nächste Gold.
Eine der weniger schönen Geschichten des Tages. Der Olympia-Boxer Youness Baalla sorgte in Tokio für einen Eklat, als er versuchte, seinen Gegner David Nyika ins Ohr zu beissen.
Mit Material der Nachrichtenagentur keystone-sda.