Die Tennis-Festspiele in der Genfer Palexpo-Halle haben am Freitag wie erhofft begonnen. Im mit 18'400 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel gewannen Roger Federer und Stanislas Wawrinka ihre beiden Einzelpartien im Davis-Cup-Halbfinal gegen Italien souverän in jeweils drei Sätzen.
«Das ist natürlich ein idealer Start», frohlockte Wawrinka nach seinem Sieg gegen Fabio Fognini. «Roger und ich haben beide solide gespielt und gewonnen. Nun haben wir alle Vorteile auf unserer Seite.» Stimmt. Nur noch ein Sieg und die Schweiz steht zum zweiten Mal nach 1992 (1:3 gegen die USA) im Davis-Cup-Final.
Wenn möglich soll der dritte Sieg natürlich schon am Samstag im Doppel eingefahren werden. Ausgerechnet die grosse Schwäche soll es also richten – von den letzten zwölf Doppel-Partien im Davis Cup haben die Schweizer nämlich nur deren drei gewonnen.
Die grosse Frage stellt sich also: Wer soll für die Schweiz auflaufen? Captain Severin Lüthi hielt sich nach den beiden Einzeln bedeckt: «Wir haben uns noch nicht entschieden», sagte der Berner zunächst nur.
Ein bisschen mehr war dann doch noch aus ihm rauszulocken: «Die 2:0-Führung gibt uns natürlich die Möglichkeit, mit Marco Chiudinelli und Michael Lammer anzutreten. Ein Taktieren im Hinblick auf den Final gibt es nicht, denn wir haben noch nicht gewonnen. Es muss einfach alles wohl überlegt sein.» Mit einem Schmunzeln fügte er an: «Jetzt wisst ihr mehr …»
Also bringen wir es auf den Punkt: Genau gesagt gibt es eigentlich nur folgende Optionen …
Obwohl die Weltnummern 3 und 4 im Sommer 2008 in Peking gemeinsam Olympiagold holten, gehören sie nicht zu den besten Doppelspielern der Welt. Auf der Tour konzentrieren sie sich fast ausschliesslich aufs Einzel, Doppel spielen «Fedrinka» höchstens noch unmittelbar nach einem Belagwechsel, um sich an die neue Unterlage zu gewöhnen.
Ihre Doppel-Bilanzen im Davis Cup seit 2004 sehen dann auch alles andere als rosig aus. Bei Federer ist sie mit 5:6 knapp negativ, bei Wawrinka mit 3:11 deutlich. Die letzten vier gemeinsamen Auftritte im Teamwettbewerb gingen allesamt verloren, zuletzt auch im Viertelfinal gegen Kasachstan.
Dennoch gibt es einen guten Grund, «Fedrinka» spielen zu lassen. Im Hinblick auf den möglichen Final wäre es sicher von Vorteil, wenn die beiden bis im November möglichst viele Doppel-Partien zusammen absolvieren können. Also auch gegen Italien. Vorausgesetzt, die beiden fühlen sich nicht zu müde und haben Lust, zu spielen.
Mit den Nummern 3 und 4 im Schweizer Davis-Cup-Team verfügt Severin Lüthi über eine Alternative, die vor allem beim Stand von 2:0 in die Bresche springen könnte. Das taten Maroc Chiudinelli und Michael Lammer in diesem Jahr bereits in Serbien, als die beiden beim 5:0-Sieg im Doppel den entscheidenden dritten Punkt holten.
Chiudinelli und Lammer spielen deutlich häufiger Doppel als Federer und Wawrinka. 2009 gewannen die beiden in Gstaad überraschend den Titel, es blieb bisher allerdings ihr einziges Erfolgserlebnis auf höchster ATP-Stufe in der Doppelkonkurrenz.
Möglich wäre auch ein Doppel mit einem Spieler aus den Top 2 und einem der beiden Ersatzmänner. Da käme wohl am ehesten die Paarung Wawrinka/Chiudinelli in Frage. Die beiden lieferten sich 2013 in der ersten Runde gegen Tschechien einen epischen Kampf mit Tomas Berdych und Lukas Rosol. Erst nach 7:01 Stunden mussten sich «Wawrinelli» mit 4:6, 7:5, 4:6, 7:6 und 22:24 geschlagen geben.
Erfolgreicher zusammen gespielt haben Wawrinka und Lammer: 2013 fuhren sie im Abstiegsplayoff gegen Ecuador den entscheidenen dritten Punkt beim 4:1-Sieg ein. Doch auch Federer und Chiudinelli haben gemeinsame Doppelerfahrung. Beim Heimturnier in Basel treten sie immer wieder zusammen auf, zuletzt kamen sie in diesem Jahr beim Rasenturnier von Halle bis in den Final.
Severin Lüthi hat also die Qual der Wahl. Doch am Ende werden wohl auch Federer und Wawrinka beim Entscheid ein Wörtchen mitreden. Fühlen sie sich fit genug? Oder geben sie Chiudinelli und Lammer die Chance, sich vor dem Heimpublikum zu profilieren? Spätestens eine Stunde vor Spielbeginn um 13 Uhr wissen wir mehr.