Der internationale Tennis-Zirkus bleibt in der Corona-Pause voller Spannungen. Nach dem Adria-Tour-Desaster, Alexander Zverevs Partyausflug in Monaco und dem damit verbundenen Twitter-Streit zwischen Nick Kyrgios und Boris Becker wird weiterhin kontrovers über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs und über eine mögliche Hilfe für tiefer klassierte ATP-Spieler diskutiert.
Andrew Harris knöpft sich im Podcast «Break Point» mit Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic die absoluten Topspieler vor. Sie würden zu wenig für die weniger Privilegierten tun, wenn es um die Verteilung der Preisgelder geht, so der Vorwurf der australischen Weltnummer 204: «Roger, Rafa und Novak sind so lange an der Spitze, dass sie fast vergessen, wie es ist, auf den unteren Positionen zu sein.»
Vor allem dem «Maestro» gehe es nur ums Geld. «Ich weiss, Federer geht es nur darum, das Geld an der Spitze zu behalten. Er mag in der Öffentlichkeit sagen, was die Leute hören wollen. Dass er dafür sei, mehr Geld an Spieler mit niedrigerem Rang zu verteilen. Aber wenn dann darüber abgestimmt wird, bevorzugt er es, das Geld an der Spitze zu halten.»
Von den «Big 3» sei es am ehesten Spielerrat-Präsident Djokovic, der sich um die Anliegen der Akteure ausserhalb der Top 100 kümmere. «Ich bin nicht sicher, ob es genug ist, aber von diesen dreien denke ich, dass er am meisten tut.» Das Trio sei von der Preisgeld-Diskussion nicht betroffen, «deshalb engagiert es sich nicht.»
Harris ist 26 Jahre alt und hat in seiner neunjährigen Profi-Karriere bislang 235'903 US-Dollar eingespielt. Er fordert Änderungen. Sein Vorschlag: «Ich denke, wir brauchen ein System, in dem wir 300 Spieler unterstützen können». Die Top 300 sollten vom Sport leben können, meint er. Derzeit sehe es allerdings ganz anders aus: «Die breite Öffentlichkeit hat keine Ahnung von den grossen Unterschieden beim Preisgeld. Der Reichtum wird an der Spitze verteilt!»
Ausserhalb der Top 100 verliere man aktuell eher Geld, so Harris. Deshalb die Forderung: «Die Verantwortlichen bei der ATP müssen mehr tun, um den Jungs ausserhalb der Top 100 zu helfen, weil es dort immer noch ein verdammt gutes Level gibt. Es geht nur darum, die Chancen zu nutzen und sie zum nächsten Level zu bringen.» (pre)