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Mit diesem unwirklichen Passierball sticht Andreas Seppi mitten ins Schweizer Tennisherz: Nach 2:57 Stunden verwandelt der Italiener im Tiebreak des vierten Durchgangs seinen ersten Matchball und wirft Roger Federer aus den Australian Open. So nah war Federer dran, die Partie nach 0:2-Satzrückstand nochmals auszugleichen, doch es sollte nicht sein. Zu inkonstant war Federers Service, zu pomadig seine Bewegungen, zu stark sein italienischer Kontrahent.
Dieser meinte nach dem Spiel überglücklich: «Ich weiss nicht recht, wie ich das geschafft habe. Ich versuchte, das Spiel auf dem Center Court zu geniessen. Es war sicher eines meiner besten Spiele ... Es muss es sein, denn ich habe Roger Federer geschlagen.»
Der Sieg von Seppi geht denn auch völlig in Ordnung, die ersten zwei Sätze von Federer waren teilweise kaum mit anzusehen. Da reihte sich Fehler an Fehler. Insgesamt schlug der Maestro neun Doppelfehler, alleine diese Statistik spricht Bände. Zudem wirkte der 17-fache Grand-Slam-Sieger auch nicht ganz frisch auf den Beinen, auf die Lockerheit der letzten Wochen wartete man vergebens.
Dennoch roch es zumindest nach dem gewonnenen dritten Satz stark nach Comeback des Schweizers. Nach 2 Stunden und 22 Minuten hatte er in Sachen Gewinnschlägen zu den unerzwungenen Fehlern aufgeholt (45:45). Federer holte sich mit einem frühen Aufschlagdurchbruch (zum 2:1) den dritten Satz. Im vierten Satz gelang ihm aber kein Break; seinen einzigen Breakball vergab er gleich im ersten Game.
Und im Tiebreak zwang wiederum Seppi, und wiederum nach Rückständen, das Glück auf seine Seite. Federer führte 1:0, 3:1, 4:3 und 5:4. Bei 5:4 konnte er zweimal aufschlagen. Aber Seppi gelangen zwei Mini-Breaks nacheinander. Und den ersten Matchball verwandelte er mit einem glückhaften Passierball. Seppi: «Ich weiss nicht einmal, wie ich diesen Ball getroffen habe. Ich dachte, dass sei ein Winner von Federer.»
Federer selber sieht den Grund seiner Niederlage im Verlust des Tiebreaks des zweiten Satzes. «Ich wusste wie wichtig dieses Tiebreak im zweiten Satz war. Das schmerzt sehr», so der enttäuschte Schweizer. «Ich konnte heute einfach nicht mein bestes Tennis spielen. Was natürlich auch am starken Andreas Seppi gelegen hat.» Weiter sagt Federer: «Ich habe gut trainiert, in Brisbane stark gespielt, aber wahrscheinlich war ich etwas zu früh in Topform.»
Für Roger Federer entschwindet die Nummer 1 in der Weltrangliste nach dieser frühen Niederlage wieder in weite Ferne. Um gegen Novak Djokovic im Rennen zu bleiben, muss Federer nun auch auf eine frühe Niederlage des Weltranglistenersten hoffen. Federer selber verabschiedet sich vorerst in die Ferien. Während der nächsten Tage und Wochen wird er seine Saisonplanung erstellen. Seine nächsten Turniere wird er in Dubai und Indian Wells bestreiten. Dazwischen stünde der Davis Cup in Lüttich im Terminkalender. Ob Federer teilnehmen wird, hat er noch nicht entschieden. (si/cma)
Aber jetzt heisst es Daumen drücken für STAN!!!