Der angebliche Streit wegen Zwischenrufen aus der Entourage Federers bei dessen dramatischem Halbfinalsieg gegen Stan Wawrinka an den ATP-Finals machte in den letzten Tagen weltweit Schlagzeilen. Wawrinka hatte sich davon gestört gefühlt und sich deshalb lautstark beklagt.
An der letzten Medienkonferenz vor der Auslosung der Finalpartien verkündete der Lausanner in Lille gestern mit einem schelmischen Lachen: «Es funktioniert gut, wenn wir nicht zu viel zusammen reden. Ich spreche jetzt nur noch via (Captain) Seve Lüthi mit Roger.» Ernsthaft erklärte er dann: «Wir haben nach dem Spiel in London fünf Minuten über die Sache gesprochen, jetzt ist es erledigt. Wir sind schliesslich erwachsene Leute und seit langem gute Freunde.» Beide schienen sich über den medialen Sturm eher zu amüsieren. «Es gibt keine schlechten oder nachtragenden Gefühle», versicherten sie unisono.
Nicht so leicht aus der Welt zu schaffen sind Roger Federers Probleme mit dem Rücken, die ihn zum Verzicht auf den Masters-Final in London zwangen. Während Wawrinka gestern drei Stunden auf dem Sandplatz in der imposanten Fussballarena Stade Pierre-Mauroy schwitzte, beschränkte sich Federers aktive Betätigung auf ein wenig spazieren. «Es geht in die richtige Richtung, aber ich wünschte, dass es schneller geht», verriet der 33-jährige Basler, der in dieser Saison so viel gespielt hat wie kein anderer (83 Partien). «Ich mache leider nur Babyschritte.»
A l'adresse des journalistes @stanwawrinka "Roger va attendre que vous partiez car il a du mal à se lever" #humour pic.twitter.com/7DES672Fol
— FFT (@FFTennis) 18. November 2014
Er sei ja ein «erfahrener Rücken-Typ», sagte Federer. Er habe eine ähnliche Situation auch schon erlebt. Wann und wo wollte er aber nicht verraten. Immerhin rang er sich noch zu einem Lächeln durch. «Ich bin ein positiver Mensch und werde alles machen, um rechtzeitig fit zu werden.» Die Zeit drängt allerdings. «Es wäre schon von Vorteil, wenigstens einen Tag auf Sand zu trainieren, bevor ich zum Ernstkampf antreten muss.»
Dieser beginnt am Freitag um 14 Uhr mit dem ersten Einzel, doch bereits am Donnerstag um 12.30 Uhr anlässlich der Auslosung muss Captain Lüthi die Karten auf den Tisch legen. «Es ist ja nichts Neues, dass auch die Nummern 3 und 4 im Team bereit für einen Einsatz im Einzel sein müssen», betonte der Berner. Klar ist aber auch, dass Marco Chiudinelli (ATP 212) und Michael Lammer (ATP 508) gegen die Franzosen mit den vier ehemaligen Top-Ten-Spielern Jo-Wilfried Tsonga, Gaël Monfils, Richard Gasquet und Gilles Simon im Kader kein adäquater Ersatz für Federer sein können.
Zum Schluss des Medientermins scherzte Wawrinka: «Wir warten, bis ihr alle weg seid, bevor Roger aufsteht, denn das Stehen bereitet ihm Mühe.» Worauf Federer antwortete: «Ich bleibe hier bis morgen und bewege mich nicht.» Galgenhumor oder echte Lockerheit vor dem grössten Spiel der Schweizer Davis-Cup-Geschichte? Erst das Wochenende wird die Antwort liefern.
Vor der Pressekonferenz der Schweizer fand jene der Franzosen statt. Die Spieler sagten, dass die Verhältnisse in der Halle ausgezeichnet seien und mit dem Licht und der Belüftung keine Probleme bestünden.
Auf die Frage, ob es einen Unterschied mache, ob Federer am Freitag nun spielt oder nicht, meinte Richard Gasquet: «Es würde nicht viel ändern. Klar, es wäre nicht derselbe Spieler. Doch ich bin sicher, dass diejenigen Spieler die spielen werden, 100 Prozent geben werden, um das Match zu gewinnen.» (si/cma)
Le stade Pierre-Mauroy est prêt pour accueillir les premiers entraînements #FRASUI #DavisCup pic.twitter.com/CAvvIhhEZQ
— FFT (@FFTennis) 18. November 2014