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Genau zehn Jahre nach seinem letzten Auftritt in Rotterdam, der mit einer Zweitrundenniederlage gegen Roger Federer geendet hatte, feierte Wawrinka in der holländischen Hafenstadt zwei Premieren. Er gewann sein erstes Turnier in der Halle und sein erstes der 500er-Kategorie.
Seit Anfang des letzten Jahres ist der 29-Jährige zum zuverlässigen Titelsammler geworden und weist eine tadellose Finalbilanz auf. Er gewann alle Endspiele, die er in den letzten 14 Monaten bestritten hat. 2014 triumphierte er in Chennai, Melbourne und Monte Carlo, 2015 erneut in Chennai und jetzt in Rotterdam, wo vier Top-Ten-Spieler am Start gewesen waren.
In der Jahreswertung liegt Wawrinka hinter Novak Djokovic auf dem zweiten Platz. Kein Tour-Spieler hat im laufenden Jahr öfter gewonnen als der Australian-Open-Sieger von 2014. 14:1 lautet seine Siegbilanz nach drei Turnieren. Präsentiert er sich weiterhin in dieser Form, wird er auch in der Weltrangliste wieder weiter nach vorne stossen. Vorerst hat er mit dem Turniersieg in Rotterdam einen Platz gut gemacht. Auf Kosten von Berdych stösst er heute Montag von Platz 8 auf 7 vor. Schon diese Woche geht Wawrinka in Marseille erneut auf Punktejagd. In Südfrankreich startet Wawrinka als Setznummer 2; topgesetzt ist der Kanadier Milos Raonic.
Mit Wawrinka und Berdych standen in Rotterdam zwei der derzeit formstärksten Spieler im Final. Der tschechische Titelverteidiger gab zunächst den Ton an, agierte eine Spur aggressiver als der Schweizer. Mit grossem Selbstbewusstsein spulte Berdych sein Pensum in der Startphase ab. Er schaffte den entscheidenden Servicedurchbruch zum 4:3 und befreite sich aus der einzigen gefährlichen Situation – ein Breakball, als er zum Satzgewinn aufschlug – mit einem Servicewinner mit dem zweiten Aufschlag.
Nach und nach verschoben sich die Kräfteverhältnisse. Wawrinka, der nun neun der letzten zehn Begegnungen gegen Berdych gewonnen hat, profitierte von der erhöhten Fehlerquote seines Gegenübers, der den elften Turniersieg anstrebte. Im zweiten Satz gelang Wawrinka sein erstes Break des Matches nach einem Vorhandfehler von Berdych zum 5:3. Danach kam er mit dem Aufschlag des Tschechen immer besser zurecht und zog im dritten Umgang mit zwei Breaks auf 4:1 davon. Nach knapp zwei Stunden verwertete er seinen ersten Matchball mit einem Servicewinner.
«Diesen Sieg musste ich mir erkämpfen», analysierte Wawrinka, nachdem er den Siegercheck in Höhe von 358'540 Euro entgegengenommen hatte. Berdych gestand derweil, er habe grosse Schwierigkeiten mit der Spielweise des Lausanners: «Egal, wie hart meine Schläge waren, die Bälle kamen immer zurück. Stan spielte stark.»
Nicht zuletzt im mentalen Bereich zeigte Wawrinka am Finalwochenende starke Leistungen. Gegen Berdych wartete er geduldig auf seine Chance und steigerte sich in der Schlussphase, während der Tscheche nachliess. Auch im Halbfinal gegen den kanadischen Weltranglistensechsten Milos Raonic konnte er in den entscheidenden Momenten zulegen. Er setzte sich dank zwei gewonnen Tiebreaks durch. Sechs Breakbälle hatte er in der 98 Minuten dauernden Partie abgewehrt.
Wawrinka ist bereits der vierte Schweizer Sieger in Rotterdam. Vor ihm hatten beim seit 2004 vom früheren Wimbledon-Sieger Richard Krajicek organisierten Turnier Heinz Günthardt (1980), Jakob Hlasek (1989) und Roger Federer (2005 und 2012) triumphiert. (si)