Novak Djokovic hat nach seinem Sieg bei den French Open 2016 seinen inneren Kompass verloren. Er hat vieles versucht, ihn wiederzufinden. Er vertraut auf einen spirituellen Guru: Pepe Imaz. Er trennte sich von seinem Trainer: Boris Becker. Dann von seinem ganzen Team: Fitnesstrainer Gebhard Gritsch, Physiotherapeut Miljan Amanovic. Er holte Andre Agassi und Radek Stepanek. Der eine blieb zehn Monate, der andere sogar nur vier. Nichts half wirklich.
Die Emanzipation von seinem alten Selbst, dem Asketen, dem drahtigen Selbstoptimierer, der eine strenge Diät hält und sogar Bücher über seine Ernährung verfasst hat, hat ihn zu einem besseren Menschen gemacht, wie er selber sagt. Aber es hat ihn auch zu einem schlechteren Tennisspieler gemacht. Zuweilen wirkte er in den letzten Monaten so, als sei ihm alles egal. Als ob es ihn nicht kümmere, ob er jetzt eine weitere Niederlage verdauen müsse.
Vielmehr kümmert ihn die Reise in sein Inneres, auf der Suche nach Inspiration. Sie führte ihn auch an die Schauplätze seiner Vergangenheit. Er reiste ins Skigebiet Kopaonik an der Grenze zu Kosovo, sein Vater und Onkel waren Skirennfahrer. Er besuchte die Plätze, auf denen er 1993 mit dem Tennis angefangen hatte, wo seine Eltern Srdjan und Dijana gegenüber ein Restaurant, ein Sportgeschäft und eine Kunstgalerie betrieben hatten.
Die Selbstfindung trieb ihn in die Arme eines Gurus. Es gibt dieses Video von Pepe Imaz, braun gebrannt, weisses, aufgeknöpftes Hemd. Nach einem einstündigen Monolog reicht er das Mikrofon an seinen Nebenmann. Er trägt ein blaues Hemd, Shorts, hat dunkles Haar. Er sagt, man wünsche sich Harmonie untereinander und mit den Seelen im Saal. Alle Menschen seien glücklich. Sie suchten nach Liebe und Glückseligkeit. Dieser Mann ist Novak Djokovic.
Schauplatz dieser Seance ist eine Akademie in Marbella, wo alle Lektionen so beginnen: die Teilnehmer kuscheln mit zwei Plüschbären – einer heisst Amor, der andere Paz – Liebe und Frieden also. Es sind seine wichtigsten Botschaften von Pepe Imaz. Novak Djokovic hat sie verinnerlicht. Er sagt: «Natürlich bin ich nicht dieselbe Person wie vor einem Jahr. Ich bin dadurch inspiriert, die beste Version von mir selbst zu werden.» Es ist zum Mantra geworden.
Und Marbella zu seinem neuen Lebensmittelpunkt. Nun hat offenbar sein ehemaliger Trainer Marian Vajda den Hilferuf seines ehemaligen Schützlings erhört. Am Wochenende trainierten die beiden an der spanischen Costa del Sol. Der 53-jährige Slowake war von 2006 bis Mai 2017 Haupttrainer Djokovics, verliess das Team aber, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Djokovic sprach damals von einer «Schock-Therapie» für sich selber.
Back on clay! Let’s get dirty! 😂😜 pic.twitter.com/nybinxIDzJ
— Novak Djokovic (@DjokerNole) 7. April 2018
Vajda war bei allen zwölf Grand-Slam-Siegen Djokovics Trainer. Eine feste Vereinbarung über die weitere Zusammenarbeite bestehe nicht, berichten serbische Medien. Sicher sei, dass Vajda Djokovic während der Sandsaison betreut, die kommende Woche mit dem Masters-Turnier in Monte Carlo beginnt. Vajda, so hatten es zahlreiche Weggefährten gesagt, sei Djokovics letzte Hoffnung. So gesehen greift der Serbe nach dem letzten Strohhalm. (aargauerzeitung.ch)
GS gewinnt man nicht mit Teddybären streicheln, sondern mit Talent und hartem Training.