Am Mittwoch feierte Rafael Nadal seinen 34. Geburtstag, erstmals seit vielen Jahren in seiner Heimat auf Mallorca im Kreis der Familie, statt bei den French Open, die er im letzten Jahr zum zwölften Mal gewonnen hat. Grund ist die Corona-Pandemie, welche auch den Tennis-Zirkus seit Mitte März und bis mindestens Ende Juli vollständig zum Erliegen gebracht hat. Am Donnerstag stellte er sich den Fragen einer Auswahl internationaler Journalisten. Es ging um das Coronavirus, Rassismus, und um Tennis.
Wimbledon wurde ersatzlos gestrichen, die French Open in den Herbst verschoben, ob die US Open in New York (24. August bis 13. September) stattfinden, ist angesichts der globalen Gesundheitskrise fraglich. Pläne der Organisatoren sehen vor, dass Spieler nur mit einer Person reisen dürfen und die Turniere ohne Zuschauer stattfinden. Nadal sagt dazu: «Wenn Sie mich heute fragen, ob ich nach New York reisen will, um ein Turnier zu spielen, wäre meine Antwort: ‹Nein. Das will ich nicht.›»
Er kenne die aktuelle Situation nicht, sagte Nadal. Aber er erwarte, dass die Turniere nur dann stattfinden, wenn die Gesundheit und Sicherheit aller gewährleistet sei, «andernfalls macht es keinen Sinn.» Er wolle ein gutes Beispiel sein, und der Tennis-Zirkus müsse verantwortungsvoll handeln und eine klare Botschaft an die Gesellschaft vermitteln. Nadal bezog sich damit nicht nur auf die Corona-Pandemie, sondern auch auf die angespannte Lage in den von sozialen Unruhen geprägten USA.
Ende Mai war der dunkelhäutige Amerikaner George Floyd in Minneapolis nach einem brutalen Polizeieinsatz verstorben. Seither demonstrieren im ganzen Land Hundertausende gegen strukturellen und institutionellen Rassismus, Polizeigewalt und soziale Ungleichheit. Auch Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic zeigten sich am Dienstag, der unter dem Motto «BlackOutTuesday» stand, posteten in sozialen Medien ein schwarzes Quadrat. «Was derzeit passiert, ist schrecklich», sagte Nadal.
— Rafa Nadal (@RafaelNadal) June 2, 2020
Gleichzeitig verurteilte er die gewalttätigen Proteste. «Wenn ich diese Bilder, das Desaster auf den Strassen sehe, denke ich mir: Das ist nicht der richtige Weg, zu protestieren. Das ist kein gutes Beispiel.», sagt Nadal. Die Situation sei kritisch, aber er glaube an die Menschen und dass sie, wir, die Probleme gemeinsam lösen könnten. «Aber es braucht Zeit. Alle Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit brauchten Zeit.» Es brauche jetzt einen kühlen Kopf und Respekt, und keine Gewalt.
Bezüglich einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Tennis bleibt Rafael Nadal skeptisch. «Überall auf der Welt sterben Menschen, andere leiden.» Seine Gedanken seien nicht beim Tennis. Und so lange es unterschiedliche Reisebeschränkungen gebe, sei an fairer Wettbewerb nicht zu denken. «Für mich ist der Schlüssel, ein Medikament zu finden.» Man könne nicht Menschen aus aller Welt durchmischen und müsse warten, bis die Lage sicher sei. Denn: «Nichts ist so wichtig wie Gesundheit und Frieden.»
Novak Djokovic hatte sich kürzlich kritisch gegenüber einer möglichen Impfung gegen das Coronavirus geäussert: «Ich habe das Recht dazu und ich fühle mich verantwortlich, über gewisse Themen zu sprechen, die das Tennis betreffen. Ich bin kein Experte, doch ich will die Möglichkeit haben, darüber zu entscheiden, was für meinen Körper am besten ist.» Rafael Nadal sagte daraufhin, dass sich auch Novak Djokovic impfen lassen müsse – und andernfalls nicht zu Turnieren zugelassen werden dürfe.