In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2002 wird Australien allerhand Kanonenfutter vorgesetzt: Fidschi, Samoa, Tonga – alle drei höchstens im Rugby stark. Und dazu die letztklassierte Nation der FIFA-Weltrangliste: Amerikanisch-Samoa. Wie stark die Aussies sind, zeigt sich zwei Tage vor dem Spiel, als sie einen Rekord aufstellen. Tonga wird von Australien gleich mit 22:0 abgefertigt – so hoch hatten die Aussies noch nie gewonnen.
Das Team von Amerikanisch-Samoa, rekrutiert aus etwas über 50'000 Bewohnern mehrerer Pazifik-Inseln, ist also gewarnt. Hinten dicht machen und vorne auf die lieben Götter hoffen, so lautet in etwa die Devise. Zehn Minuten lang geht diese Taktik auf. Dann brechen alle Dämme. Wirklich alle.
10. Con Boutsianis 1:0
12. Archie Thompson 2:0
13. David Zdrilic 3:0
14. Aurelio Vidmar 4:0
17. Tony Popovic 5:0
19. Tony Popovic 6:0
21. David Zdrilic 7:0
23. Archie Thompson 8:0
25. David Zdrilic 9:0
27. Archie Thompson 10:0
29. Archie Thompson 11:0
32. Archie Thompson 12:0
33. David Zdrilic 13:0
37. Archie Thompson 14:0
42. Archie Thompson 15:0
45. Archie Thompson 16:0
50. Con Boutsianis 17:0
51. Simon Colosimo 18:0
55. Fausto De Amicis 19:0
56. Archie Thompson 20:0
58. David Zdrilic 21:0
60. Archie Thompson 22:0
65. Archie Thompson 23:0
66. David Zdrilic 24:0
78. David Zdrilic 25:0
80. Aurelio Vidmar 26:0
81. Simon Colosimo 27:0
84. Con Boutsianis 28:0
85. Archie Thompson 29:0
88. Archie Thompson 30:0
89. David Zdrilic 31:0
Amerikanisch-Samoa hatte Probleme bei der Einreise ans Qualifikationsturnier in Australien. Vom vorgesehenen 20-Mann-Kader darf nur Nicky Salapu mitspielen und der wird sich später gewünscht haben, ebenfalls keine Genehmigung zu besitzen: Salapu ist der Goalie.
Weil der U20-Nati einige Spieler wegen wichtiger Schulprüfungen fehlen, kann Trainer Tunoa Lui auch nicht auf sie zurückgreifen. Er muss sich bei noch jüngeren Junioren bedienen. So spielen drei 15-Jährige gegen Australien, das Durchschnittsalter des Teams beträgt gerade mal 18 Jahre.
Die Partie in Coffs Harbour und ihr Ausgang sind so kurios, dass das Resultat beim Schlusspfiff nicht zweifelsfrei feststeht. Auf der Anzeigetafel wird ein 32:0 angezeigt, doch eine Nachzählung und die Angaben des Schiedsrichters ergeben das gültige Resultat von 31:0.
Der grösste Jubel der 3000 Zuschauer bricht übrigens nicht bei einem der vielen Tore aus, sondern bei Pati Feagiais Schuss auf den australischen Kasten: Drei Minuten vor dem Ende und beim Stand von 0:29 ist es der einzige von Amerikanisch-Samoa im ganzen Spiel.
Australien schafft beim 31:0 nicht nur den bis heute höchsten Länderspielsieg der Geschichte. Archie Thompson schiesst mit 13 Toren so viele wie vor ihm kein anderer Nationalspieler auf der Welt in einem einzigen Spiel.
Natürlich sei mit dem Weltrekord ein Traum wahr geworden, sagt Thompson anschliessend. Er kritisiert aber auch den Qualifikationsmodus für die WM: «Schauen Sie sich die beiden Teams mal an. Solche Spiele braucht niemand.»
Weil Australien in Ozeanien zwar praktisch konkurrenzlos ist, sich aber aufgrund der Regeln nicht auf direktem Weg für eine WM qualifizieren kann, tritt es 2006 in den asiatischen Fussballverband über. Seither bestreitet es die Qualifikation gegen Nationen dieses Kontinents. Und das mit Erfolg: Australien schafft die Qualifikation für die Weltmeisterschaften 2010, 2014, 2018 und 2022. Amerikanisch-Samoa dagegen liegt weiterhin auf den hintersten Rängen der FIFA-Weltrangliste.