Woran ich mich erinnere, wenn ich den Namen Ambrosi Hoffmann höre? An einige Anekdoten, aber zuallererst: An ein absolut köstliches Video.
Arno Del Curto, der damalige Trainer des HC Davos ruft «Amba» an, als dieser gerade auf dem Berg die Sonne geniesst. Er solle schnell runter ans Spiel kommen, fordert Del Curto den Abfahrer auf – und der gehorcht brav:
Ambrosi Hoffmann fährt zwischen 1996 und 2012 im Weltcup. 228 Mal geht er an den Start, er steht sechs Mal auf dem Podest – aber nie ganz zuoberst. Die wertvollsten Resultate des Davosers sind ein zweiter Rang bei der Abfahrt in Altenmarkt-Zauchensee und zwei dritte Plätze in Kitzbühel.
Jenen Rang 3 in der Hahnenkamm-Abfahrt 2004 bezeichnet er als den schönsten Moment seiner Karriere. «Als ich mit der schnellsten Zeit ins Ziel kam und schliesslich Dritter wurde, das werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen!»
Und dann ist da selbstverständlich noch die Bronze-Medaille, die für «Amba» golden strahlt: Am 18. Februar 2006 wird er Olympia-Dritter im Super-G. Neben ihm auf dem Podest stehen zwei der grössten Skifahrer der Geschichte: Kjetil-Andre Aamodt wird Olympiasieger, Hermann Maier holt Silber.
Wie nah Glück und Pech beisammen sind, erlebt Hoffmann nur zwei Wochen später. Der ehemalige Junioren-Weltmeister zieht sich im Training einen Kreuzbandriss zu und fällt lange aus.
Hoffmann wirkt so behäbig, dass man sich bisweilen wundert, weshalb einer wie er überhaupt ein schneller Abfahrer sein kann. Würde er mitten in einem Interview einschlafen: Niemand wäre überrascht.
Doch sein Naturell ist gleichzeitig seine Stärke. Hoffmann lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, er ist bescheiden und wird deshalb im Ski-Zirkus geschätzt. Ein «gmögiger» Typ halt; einer, der mit beiden Füssen auf dem Boden steht.
Die Teamkollegen schätzen Hoffmann vielleicht auch deshalb, weil er ihnen nie vor der Sonne steht. Als solider Platzfahrer (48 Top-10-Plätze) nimmt er aber immer mal wieder etwas Druck von der Mannschaft, wenn mal wieder eine Krise herrscht.
Im März 2012 schliesst sich für Hoffmann ein Kreis. Im norwegischen Kvitfjell, wo er 16 Jahre zuvor sein erstes Weltcuprennen bestritten hat, zieht er einen Schlussstrich unter seine Karriere. In seiner letzten Weltcupsaison, als 34-Jähriger, bildet ein 17. Platz sein Bestresultat.
«Es ist an der Zeit aufzuhören», entscheidet der gelernte Maurer, «einerseits vom Alter her, aber auch wegen den Resultaten. Es war eine super Zeit. Ich möchte keine Minute missen.» Seit dem Abschluss seiner Ski-Karriere ist Ambrosi Hoffmann im Baugeschäft seines Vaters in Davos tätig.