«The perfect game», das perfekte Spiel. Es existiert in vielen Sportarten. Im Golf ist es das «Hole-in-one», im Snooker das «Maximum Break», beim Bowling sind es zwölf Strikes und 300 Punkte. Beim Darts ist es der sogenannte «Nine Darter». Ein Spieler muss mit nur neun Pfeilen die 501 Punkte, die es zum Gewinn eines Legs braucht, exakt auswerfen.
71 verschiedene Möglichkeiten gibt es für einen «Nine Darter», trotzdem ist es eine äusserst knifflige Aufgabe. Im Training immer wieder geschafft, gelingt es lange keinem Darts-Spieler, das Kunststück vor laufender Kamera zu zeigen. Bis John Lowe, damals der beste Darts-Spieler der Welt, beim World Matchplay 1984 – zwar nicht im Live-TV, sondern zeitversetzt – den Bann durchbricht.
Im Viertelfinal gegen Keith Deller wirft Lowe im zweiten Leg die erste 180, also drei Pfeile ins Triple-Feld der 20. TV-Kommentator Dave Lanning sagt noch ganz cool: «Das Maximum mit den ersten drei Darts.» Als Lowe die nächste 180 wirft, steigen der Lärmpegel im Publikum und die Nervosität bei Lanning. «Wir sind auf Kurs für einen Nine-Dart-Checkout. Noch keinem Spieler ist dies im Fernsehen gelungen. Er braucht noch 141 Punkte», rechnet der Reporter flink vor.
Lowe, neben Phil «The Power» Taylor der einzige Darts-Spieler, der in drei verschiedenen Jahrzehnten Weltmeister wird, tritt mit versteinerter Miene zur Abwurflinie. «Es scheint, als geht er über die dreifache 17», sagt Lanning. Tatsächlich – und der Pfeil sitzt. «Yes. Die dreifache 18 ist sein nächstes Ziel.» Lowe trifft wieder, aus der Kommentatoren-Box hören wir das nächste «Yes».
Lannings Anspannung ist nun nicht mehr zu überhören: «Er braucht zweimal die 18 für 100'000 Pfund.» So hoch ist die Prämie für den ersten TV-Nine-Darter. Lowe behält die Nerven und trifft erneut. «Er hat es geschafft. Ein denkwürdiger Moment der Darts-Geschichte!», schreit Lanning begeistert ins Mikrofon.
Lowe dagegen bleibt cool, dreht sich mit ausgestrecktem rechten Arm um und lächelt ins Publikum. Eine ziemlich bescheidene Reaktion für einen Mann, der gerade die Quadratur des Darts-Kreises geschafft hat. Kein Wunder wird er von den Fans danach «Old Stoneface» genannt.
Die Darts-Welt ist nach dem ersten TV-Nine-Darter begeistert, Lowe wird wie ein Held gefeiert. Nur Alan Thompson, Reporter des «Daily Express», findet ein Haar in der Suppe. «In der Zeit eines Wimpernschlags hat John Lowe mehr kassiert als der bestverdienende Fussballer von Manchester United in einer Saison. Hat es ein Mensch wirklich verdient, für so wenig so viel zu verdienen?», gibt er zu bedenken.
Die nächsten TV-Nine-Darter nach Lowe lassen auf sich warten und die Diskussion über das Preisgeld erledigt sich zunächst von selbst. Erst 1990 schafft Paul Lim das nächste «Perfect Game» und kassiert 52'000 Pfund.
Danach dauert es wieder zwölf Jahre, bis Shaun Greatbatch und Phil Taylor zuschlagen. Auch «The Power», als 16-facher Weltmeister die Ikone seines Sports, garniert noch einmal 100'000 Pfund bei seiner Premiere.
Je professioneller der Darts-Sport im Laufe der Jahre wird, desto mehr häufen sich die TV-Nine-Darter. Mittlerweile sind wir bei über 70 angelangt und dementsprechend sehen auch die Prämien aus. 2004 erhält Taylor bei den UK Open 501 Flaschen Budweiser, 2007 einen Opel Tigra und 2008 noch 25'000 Pfund.
Robert Thornton und James Wade, die im Oktober 2014 in ihrem Direktduell beim PDC World Grand Prix je einen Nine-Darter bei Double-In werfen, kommen schlechter weg. Sie kassieren nur nur noch je 2500 Pfund für ihre grandiose Leistung.