Michael Albasini, Silvan Dillier, Marc Hirschi, Stefan Küng, Michael Schär und Danilo Wyss – sie bilden heute das Schweizer Team. Die sechs zählen im WM-Strassenrennen nicht zum Kreis der Favoriten. Nationaltrainer Marcello Albasini erwartet auch wegen des garstigen Wetters in der Region Yorkshire ein Ausscheidungsrennen und setzt einen Top-10-Platz zum Ziel.
Der Blick zurück zeigt, dass die Schweizer in diesem Jahrzehnt in WM-Strassenrennen keine grossen Stricke zerrissen haben: Einzig Fabian Cancellara (2011 als Vierter) und Michael Albasini (2017 als Siebter) war es in jüngster Vergangenheit gelungen, bei internationalen Titelkämpfen eine einstellige Klassierung herauszufahren.
Albasini nimmt bereits zum zwölften Mal ein WM-Strassenrennen in Angriff. Dem bald 39-jährigen Thurgauer fällt auf dem hügeligen Parcours von Leeds nach Harrogate wie seinen Nationalteam-Kollegen aber nur eine Aussenseiterrolle zu. Sein Vater Marcello Albasini, der den Posten des Schweizer Nationaltrainers Mitte Juni nach der Entlassung seines des Dopings geständigen Vorgängers Danilo Hondo interimistisch übernommen hat, rechnet sich für sein Team gleichwohl «reelle Chancen für ein gutes Top-10-Resultat aus».
Die Equipe verfüge zwar nicht über einen Topsprinter, gab Marcello Albasini zu, er glaube aber ohnehin nicht, dass es zu einer Sprintentscheidung kommen wird. «Wir werden unsere Chancen auf den finalen Runden suchen», offenbart der Nationaltrainer seine Pläne für die knapp 14 km lange Schleife, die zum Ende sieben Mal zu absolvieren ist. Albasini denkt dabei an Küng oder Dillier, die gemeinsam mit anderen Fahrern in der Schlussphase des Rennens einen Vorstoss wagen könnten.
Die Strecke, welche die Schweizer zu einem Grossteil am Donnerstag gemeinsam besichtigt haben, bezeichnet Albasini besonders im mittleren Teil als sehr schwierig. «Sie gleicht einem Ardennen-Klassiker, mit schnellen Abfahrten auf engen Strassen.» Weil ausserdem Regen und Wind prognostiziert sind, erwartet er eher ein Ausscheidungsfahren. Dazu kommt die nicht alltäglich zu bewältigende Distanz. «Zählt man die neutralisierten Kilometer dazu, sind es am Ende fast 300», rechnet Albasini vor. «Das hinterlässt bei den Fahrern sicher Spuren.»
Gespannt sein darf man aus Schweizer Sicht auch auf den Auftritt des letztjährigen U23-Weltmeisters Marc Hirschi, der noch nicht oft Rennen über solch grosse Distanzen gefahren ist. Trotzdem soll der 21-jährige Berner das Team zusammen mit Küng bereits als Leader anführen. Küng hat auf der World Tour schon mehrfach bewiesen, dass ihm nasskalte Bedingungen liegen. Der Zeitpunkt für einen Lucky Punch wäre bei diesem typisch britischen Wetter also ideal. (ram/sda)