Nicht der härteste, aber mit Sicherheit der berühmteste Anstieg der Alpen. In 21 Kehren führt die Strasse von Le Bourg-d'Oisans hinauf zur Alpe d'Huez. 1952 endete hier erstmals eine Touretappe, seit 1976 ist der Skiort regelmässig das Ziel einer Bergankunft. An die Sieger wird mit Tafeln in den Kehren erinnert – darunter ist mit Beat Breu (1982) auch ein Schweizer.
In diesem Jahr fällt auf der Alpe d'Huez die Entscheidung, sofern das Rennen um den Gesamtsieg noch offen ist. Denn die Bergankunft steht erst am zweitletzten Tag auf dem Programm.
An vielen Anstiegen gibt es Punkte für die ersten Fahrer, welche die Kuppe passieren. Je höher ein Pass, desto mehr Punkte gibt es zu holen. Wer die meisten davon hat, trägt das Trikot des Bergpreis-Leaders: Es ist weiss mit roten Punkten.
Die Optik hat es dem ersten Sponsoren zu verdanken: Dem Schoggi-Hersteller Chocolat Poulain, dessen Produkte in einer entsprechenden Verpackung verkauft wurden.
Von den Fahrern, die in diesem Jahr dabei sind, ist der Brite Mark Cavendish mit bislang 25 Erfolgen der Fahrer mit den meisten Etappensiegen. Gleich hinter dem Ausnahmesprinter folgt in dieser Rangliste ein Schweizer: Fabian Cancellara. Er hat bislang sieben Etappen für sich entscheiden können.
Kokain, Chloroform und eine Pille namens «Dynamit». Das ist nicht der Inhalt der Apotheke des Teams Astana, sondern das, was Toursieger Henri Pélissier 1924 einem Journalisten zeigte. Doping gab es im Radsport Sport schon immer und wird es wohl auch immer geben. Deutsche Experten sind sich einig, dass weiterhin getrickst wird. «Das gilt für andere Sportarten ganz genauso, nur hat man die noch nicht so in den Fokus genommen», sagt Professor Perikles Simon. Wer einmal ein schlechtes Image hat, der hat es schwer, es wieder loszuwerden.
Der Teufel jagte sie alle! «El Diablo» ist der berühmteste Fan der Tour de France.
Wenn das Stadion aus einem ganzen Land besteht, hat es naturgemäss auch jede Menge Platz für Zuschauer. Die Zahl der Fans, welche die Fahrer an der Strecke anfeuern, kann nur geschätzt werden. Vor zwei Jahren standen rund 12 Millionen Zuschauer an der Strecke.
Bei so vielen Menschen verwundert es nicht, dass sich auch immer wieder Zwischenfälle ereignen. Der wohl bekannteste ist die Nummer 3 in diesem Video: Ein fotografierender Zuschauer brachte Giuseppe Guerini auf dem Weg zum Solosieg auf der Alpe d'Huez zu Fall. Der Italiener gewann die Etappe trotzdem noch:
Von wegen! Die Profis sind auf absoluten Hightech-Maschinen unterwegs. Ingenieure brüten über möglichst aerodynamischen Formen, im Windkanal wird getestet, neue Materialien erprobt. Das Resultat sind Velos, die locker einen fünfstelligen Betrag kosten.
Filmemacher Pepe Danquart begleitete die Tour de France 2003 und drehte eine eindrückliche Dokumentation. Insbesondere die beiden Deutschen Erik Zabel und Rolf Aldag werden auf ihrer «Höllentour» durch Frankreich begleitet. Heimlicher Star des Films ist ihr Betreuer Dieter «Eule» Ruthenberg, der den Ruhm nutzte und noch heute eine von ihm entwickelte Gesässcrème mit seinem Namen verkauft.
… ist der Name der einzigen Schweizer Profi-Equipe (das BMC Racing Team hat eine US-Lizenz). IAM Cycling wurde 2013 gegründet, durfte letztes Jahr mit einer Wildcard erstmals an der Tour de France teilnehmen und ist nach dem Aufstieg in die ProTour in diesem Jahr automatisch mit dabei. Das Ziel der Westschweizer, die für einen Pensionsfonds werben, ist eine Platzierung von Kapitän Mathias Frank in den Top Ten.
Das Medieninteresse ist riesig. Rund 2000 Journalisten sind akkreditiert – auf einen Velorennfahrer kommen zehn Reporter. In diesem Jahr werden erstmals an der Tour de France kleine Kameras an einigen Velos montiert, die spektakuläre Bilder liefern. Sie werden jedoch nicht live ausgestrahlt, sondern jeweils am Folgetag gezeigt. Ein Vorgeschmack darauf:
Live eingeblendet werden hingegen GPS-Daten der Fahrer, so dass beispielsweise Abstände zwischen einer Fluchtgruppe und dem Feld in Echtzeit auf einer Karte gezeigt werden können.
In der langen Geschichte der Frankreich-Rundfahrt haben sie lediglich zwei Schweizer gewinnen können. Ferdy Kübler gewann die Tour de France 1950, Hugo Koblet siegte im Jahr darauf. Dem Erfolg am nächsten kamen seither Tony Rominger (1993) und Alex Zülle (1995 und 1999), die jeweils Zweiter wurden.
In diesem Jahr nehmen zehn Schweizer teil, so viele wie seit 1991 nicht mehr. Fabian Cancellara träumt vom Sieg in Utrecht und dem Maillot jaune, Michael Albasini möchte nach vielen Ehrenplätzen endlich eine Etappe gewinnen.
Der Amerikaner Lance Armstrong wurde aus den Siegerlisten der Tour de France gestrichen. Sieben Mal in Folge entschied er die Rundfahrt zwischen 1999 und 2005 für sich – doch Jahre später gab er zu, gedopt gewesen zu sein. Seither ist Armstrong ein Geächteter, weshalb sein geplanter Tourbesuch scharf kritisiert wird.
Armstrong wird am 16. und 17. Juli bei einem Benefizrennen mitfahren, welches am Tag vor den Touretappen auf den gleichen Strecken stattfindet. Als «respektlos und völlig unangemessen» bezeichnet dies Brian Cookson, der Präsident des Weltradverbands UCI.
Auch der «Kannibale» wurde in seiner Karriere mehrfach des Dopingmissbrauchs überführt. Seltsamerweise spricht darüber nie jemand. Der heute 70-jährige Belgier ist die grosse Figur des Radsports, er gewann mehr als 500 Rennen, triumphierte bei jedem wichtigen Anlass und insgesamt fünf Mal bei der Tour de France.
Vincenzo Nibali geht als Vorjahressieger an den Start. Nebst dem Italiener stehen noch zwei weitere Tour-de-France-Gewinner am Start: Nibalis Vorgänger Chris Froome sowie Alberto Contador, der die Tour 2007 und 2009 für sich entschied. Contador strebt in diesem Jahr das Double an, nachdem er bereits den Giro d'Italia gewinnen konnte.
Der Australier gehört zu den drei Fahrern, welche gemeinsam am meisten Tourteilnahmen auf ihrem Konto haben. Stuart O'Grady, Jens Voigt (Deutschland) und George Hincapie (USA) gingen alle 17 Mal an den Start. Allerdings erreichten sie nicht immer das Ziel in Paris. Das schaffte hingegen der Holländer Joop Zoetemelk bei seinen 16 Teilnahmen – 1980 gewann er die Tour de France.
Das Ziel aller Träume – aber nicht jeder der 198 Fahrer wird die Triumphfahrt auf den Champs-Elysées geniessen können. Im letzten Jahr mussten 34 Teilnehmer vorzeitig aufgeben – wegen Stürzen, wegen Krankheit, oder weil sie schlicht nicht mehr konnten. Diese Quote entspricht in etwa dem Durchschnitt. Etwa jeder Fünfte erreicht Paris nicht.
Der kleine Kolumbianer Nairo Quintana (1,67 m, 57 kg) gilt als grösster Herausforderer der drei Gesamtsieger, die alle erneut einen Tour-de-France-Sieg anstreben. Quintanas Stern ging vor zwei Jahren auf, als er Gesamtzweiter, Bergkönig und bester Jungprofi wurde. Im letzten Jahr gewann der 25-Jährige den Giro d'Italia, nun will er in Frankreich siegen.
Zwei Mal dürfen die Profis während der kommenden drei Wochen die Beine hochlagern: Bevor es in die Pyrenäen und bevor es in die Alpen geht. Wobei das mit den hochgelagerten Beinen nicht wirklich umgesetzt wird: Die meisten Fahrer setzen sich auch am Ruhetag einige Stunden aufs Velo, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen.
Längst nehmen die Teams nicht nur Mechaniker und Masseure mit an die Tour, sondern oft auch einen eigenen Koch. Denn die richtige Ernährung ist zentral in diesem kräfteraubenden Sport. Bis zu 9000 Kalorien verbrennt ein Fahrer bei schweren Bergetappen – das entspricht 18 Big Macs, 45 Erdbeer-Cornets oder 22 kg Rüebli.
Velorennfahrer an der Tour de France hauen sich also die Bäuche voll, um über die Berge zu kommen. Klingt paradox, ist aber so. Täglich gibt's ein halbes Kilogramm Pasta, Poulet, viel Gemüse, Früchte, Sandwiches, Energy-Riegel und -Gels und natürlich immer viel zu trinken. Das Beispiel eines Menüplans findest du hier.
Die Landesrundfahrt ist für Frankreich viel mehr als nur ein Velorennen. Es ist Kulturgut und Wirtschaftsfaktor zugleich. Gemeinden, durch die der Tross rollt, putzen sich heraus. Etappenorte bezahlen mehrere 100'000 Euro, um zu dieser Ehre zu kommen. Die Tour de France wird in rund 200 Länder übertragen – es ist ein einziger, dreiwöchiger Werbespot für die Grande Nation.
Die Tour de France startet im Ausland – wieder einmal. Erstmals wurde 1954 in Amsterdam ausserhalb des Hexagons gestartet. Zuletzt häuften sich die «grands départs» im Ausland. Im neuen Jahrtausend wurde die Tour in Luxemburg (2002), Lüttich (2004 und 2012), London (2007), Monaco (2009), Rotterdam (2010) und Leeds (2014) eröffnet.
Der grosse «Chouchou» der Franzosen heisst Thomas Voeckler: Er ist der Liebling der Nation. Aufgewachsen auf der Karibikinsel Martinique ging er als 17-Jähriger in die Heimat, um Radprofi zu werden. Zur grossen Figur wurde Voeckler, als er 2001 als 22-Jähriger Lance Armstrong das Leadertrikot entriss und es auf heroische Weise mehrere Tage lang verteidigte.
Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Voeckler wird in vielen Etappen auf die Flucht gehen und versuchen, zum fünften Mal in seiner Karriere ein Tour-Teilstück zu gewinnen. 2012 endeten seine wiederholten Ausritte mit dem Gewinn der Bergwertung.
Das ist der etwas despektierliche Begriff für Fahrer, die in erster Linie Helferdienste zu verrichten haben. Dazu gehört eben auch, dass man sich zum Begleitauto zurückfallen und sich einen Haufen Bidons reichen lässt, die man dann im Feld an die Teamkollegen verteilt.
Am Ende kann zwar nur ein Fahrer die Tour de France gewinnen – aber ohne eine gute Mannschaft wäre er chancenlos. Deshalb kommen auch sämtliche unterwegs eingefahrenen Prämien in einen Topf und werden fair verteilt: Jeder Fahrer erhält seinen Anteil, auch die Mechaniker und Betreuer kommen so zu Geld. Der Gesamtsieger verzichtet zugunsten seiner Kollegen auf seinen Anteil.
An der Tour de France 2003 beweist Lance Armstrong, wie unfassbar gut er sein Metier beherrscht. Als in einer Abfahrt der Baske Joseba Beloki genau vor ihm stürzt, kann der Amerikaner reflexschnell ausweichen – aber die Kurve kriegt er nicht mehr. Also fährt Armstrong über die Wiese und nimmt das Rennen nach diesem Cross-Country-Abstecher wieder auf. Die ausführliche Geschichte gibt's hier.
Der Jüngste am Start der Tour de France ist 21 Jahre alt. Merhawi Kudus kommt aus Eritrea und fährt für das afrikanische Team MTN-Qhubeka. Er gilt als hochtalentiert – und wer die Erfolge der Langstreckenläufer aus Eritrea im Kopf hat, den würde es nicht überraschen, wenn die Nation dereinst auch einmal einen Tour-de-France-Sieger stellen würde. Kudus und seine Equipe stehen denn gleichzeitig auch für die fortschreitende Globalisierung des Radsports, der lange Jahre primär ein europäischer Sport war.
Der Kampf gegen die Uhr hat bei der diesjährigen Austragung nur eine marginale Bedeutung. Bloss zum Auftakt in Utrecht steht mit 13,8 Kilometern ein Einzelzeitfahren auf dem Programm. Dazu findet am Montag in einer Woche ein Mannschaftszeitfahren statt, welches mit 28 Kilometern ebenfalls eher kurz ist. Dieser Parcours wurde kritisiert, besonders von Chris Froome, der sich im Zeitfahren gegenüber den anderen Anwärtern auf den Gesamtsieg im Vorteil sieht.