Der handfeste Skandal an der Radquer-WM im belgischen Heusden-Zolder ist Tatsache: Brian Cookson, der Präsident des Radsport-Weltverbands (UCI), bestätigt den Verdacht der Verwendung eines Hilfsmotors.
«Es ist kein Geheimnis, dass ein Motor gefunden worden ist. Wir glauben, dass es tatsächlich technologisches Doping war», sagte Cookson anlässlich einer Pressekonferenz an der WM. «Es betrifft keine Fahrerin auf dem Podium. Weitere Einzelheiten werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben.»
UCI-Sportdirektor Jos Smets liess die Katze wenig später dann aus dem Sack: «Wir können bestätigen, dass es sich um das Rad von Femke van den Driessche handelt.» Nach dem WM-Rennen der U23-Frauen wurde das Arbeitsgerät der Belgierin beschlagnahmt. Der belgische Nationaltrainer Rudy de Bie zeigte sich «angewidert» von dem Vorfall: «Wir dachten, Femke sei ein grossartiges Talent. Aber es sieht so aus, als hätte sie uns alle reingelegt.» Ihr Vater bestritt aber vehement, dass seine Tochter ein «Motörli» am Velo gehabt hatte.
.@BrianCooksonUCI “We’ve been trialling new methods of detection but you’ll understand why I don’t want to go into details of those methods"
— UCI (@UCI_cycling) 31. Januar 2016
Auch der Teenager wies die Anschuldigungen in einem Interview mit dem belgischen TV-Sender Sporza umgehend zurück. Das Fahrrad sei das eines Freundes und Trainingspartners gewesen, das sie diesem in der Vorsaison verkauft hätte. «Es ist das gleiche, das ich fahre. Ein Mechaniker muss es verwechselt und für mich verstaut haben», sagte van den Driessche: «Es war alles ein grosser Irrtum, ich bin sehr geschockt.» Sie fürchte das Ende ihrer Karriere, hoffe aber auf eine zweite Chance.
Der nicht ins Ziel gekommenen Mitfavoritin droht nun eine Sperre von mindestens sechs Monaten und eine Busse in der Höhe zwischen 20'000 und 200'000 Euro.
Die UCI hatte erst Anfang des Vorjahres ihren Strafkatalog um den Punkt «technologischer Betrug» erweitert. Fahrer werden mit sofortiger Disqualifikation, einer anschliessenden Sperre von mindestens sechs Monaten und Strafzahlungen belegt. Auch deren Teams würden sofort disqualifiziert und dürften mindestens sechs Monate nicht an Rennen teilnehmen. Die Geldstrafen bewegen sich zwischen 100'000 und einer Million Franken.
Den Verdacht, dass im Radsport auch Hilfsmotoren zum Einsatz kommen, gibt es schon seit längerem. Bereits 2010 war Fabian Cancellara vorgeworfen worden, elektrische Antriebe zu benutzen. Dies konnte aber nicht belegt werden. Zur Entdeckung des Hilfsmotors bei der Cross-WM soll nun ein neues Testverfahren eingeführt worden sein.
Auch bei der letztjährigen Tour de France wurde nach motorisierten Hilfsmitteln gesucht, jedoch nichts gefunden. «Wir werden auch während der aktuellen Saison ähnliche Kontrollen durchführen. Es kann sich niemand mehr verstecken. Früher oder später werden sie für den Schaden bezahlen, den sie dem Sport zufügen», verspricht Cookson. (pre/sda/apa)