International
USA

Kamala Harris rechnet in Interview mit Demokraten ab

Video: watson/Amber Vetter

«Die Kapitulation habe ich nicht kommen sehen»: Kamala Harris rechnet mit Demokraten ab

In ihrem ersten Interview seit sie die Präsidentschaftswahl gegen Donald Trump verloren hat, sagt die ehemalige Vizepräsidentin, warum sie aktuell nicht mehr in ein öffentliches Amt will.
05.08.2025, 04:5205.08.2025, 11:30
Natasha Hähni / ch media

«Es gibt Menschen, die schon als Kind Präsident werden wollten», sagt Kamala Harris im Gespräch mit Moderator Stephen Colbert. «Das war ich nicht», erzählt die ehemalige Vizepräsidentin und lacht herzhaft – wie man es von ihrem Wahlkampf gegen Donald Trump im vergangenen Jahr kennt.

Neun Monate ist es her, seit Harris bei der Präsidentschaftswahl scheiterte. Seitdem, sagt sie, habe sie kaum Nachrichten geschaut. Das Interview in der «Late Show» ist seither ihr erster grosser Auftritt. Diesen nutzt sie, um mit ihren Parteikolleginnen und -kollegen abzurechnen.

Auf den Hinweis des Moderators, sie habe viele Aktionen Trumps schon bei der Debatte gegen ihn prophezeit, sagt Harris: «Du hast recht: Aber diese Kapitulation habe ich nicht kommen sehen.» Gemeint sind ihre ehemaligen Kollegen im Kongress, die ihr zufolge tatenlos zusehen, wie Trump grundlegende Strukturen im Land verändert.

«Wenn ein Präsident versucht, das Bildungsministerium abzuschaffen, ist es die Pflicht des Kongresses, sich dem entgegenzustellen», sagt Harris. Stattdessen seien die Abgeordneten in die Sommerpause gegangen. «Vielleicht war das naiv von mir [...], aber ich glaubte, es gebe genügend Menschen, die sich als Hüter unseres Systems und unserer Demokratie verstehen.» Angesprochen auf ihre Freunde in Washington, sagt sie zu Colbert, viele würden sich einreden, «sie würden den Sturm aussitzen, um ihre Untätigkeit zu rechtfertigen».

This image released by CBS shows Stephen Colbert during a taping of "The Late Show with Stephen Colbert" on Monday, July 21, 2025, in New York. (Scott Kowalchyk/CBS via AP)
Stephen Colbert
Stephen Colberts «Late Show» wird 2026 abgesetzt.Bild: keystone

Die ehemalige Hoffnungsträgerin der Demokraten hat fürs Erste mit Wahlkämpfen abgeschlossen. Ein paar Tage vor dem Interview verkündete sie, dass sie nicht ins Rennen um das Gouverneursamt in ihrem Heimatstaat Kalifornien antreten wird. Viele handelten die ehemalige Senatorin auch als eine der demokratischen Topkandidatinnen für die kommenden Präsidentschaftswahlen im Jahr 2028. Aktuell habe sie aber kein Interesse daran, «ins System» zurückzukehren. «Das System ist kaputt», so Harris. Aufgeben wolle sie aber nicht. Sie wolle sich ausserhalb eines Wahlkampfs im Land umhören, um herauszufinden, was die Menschen umtreibt.

Zu Gast bei einem Trump-Kritiker

In den letzten Monaten habe sie viele Kochsendungen geschaut, erzählt Harris dem Moderator. Die Zeit nutzte sie aber auch, um ein Buch zu schreiben. Dieses bewarb sie während des Interviews mit Stephen Colbert bei jeder Gelegenheit. «Das beschreibe ich in meinem Buch», sagt die einstige Generalstaatsanwältin aus Kalifornien nach fast jeder Frage. «107 Days» – so heisst das Buch – sei ein Blick hinter die Kulissen des kürzesten Präsidentschaftswahlkampfs in der Geschichte der USA.

Ihr achter Auftritt in Colberts Sendung kommt kurz nachdem der US-Sender CBS die Absetzung dieser verkündet hat – laut eigenen Angaben eine «rein finanzielle Entscheidung». Trump hatte dem CBS-Magazin «60 Minutes» im vergangenen Jahr vorgeworfen, ein Interview mit seiner Rivalin Kamala Harris so geschnitten zu haben, dass eine schwache Antwort kaschiert werde. «60 Minutes» bestritt dies und veröffentlichte ein Transkript.

Paramount, der Mutterkonzern von CBS, willigte in einen Vergleich über 16 Millionen Dollar ein. Paramount ist derzeit auf die Zustimmung der US-Regierung für einen länger verhandelten Eigentümerwechsel angewiesen. Colbert kommentierte den Vergleich in seiner Sendung als «eine grosse fette Schmiergeldzahlung». Im Mai 2026 wird «The Late Show with Stephen Colbert» zum letzten Mal ausgestrahlt. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
215 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Revan
05.08.2025 06:23registriert Mai 2019
Tja, aber Rösti und die NZZ fanden ja den Trump die bessere Wahl als Harris...wenn ich nur denke wie viele Probleme wir jetzt weniger hätten...
42947
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pat Andrea
05.08.2025 06:47registriert Juli 2024
Das System ist sowas von kaputt.
25512
Melden
Zum Kommentar
avatar
maylander
05.08.2025 06:43registriert September 2018
Die Demokraten müssen endlich wieder in die Gänge kommen.

Einfach warten und hoffen, dass sich die MAGAs selbst zerlegen wird nicht funktionieren.
Die Demokraten müssen auch wieder Themen besetzen, die die Leute wirklich interessieren. Die haben sich zu sehr mit Identitätspolitik verzettelt. Nur weil auf Social Media ein paar wenige ihre Anliegen hochpushen heisst es noch lange nicht, dass sich die Mehrheit dafür interessiert.
19923
Melden
Zum Kommentar
215
Nächster Zollhammer: Donald Trump kündigt 100-Prozent-Zölle auf Pharmaprodukte an
US-Präsident Donald Trump hat Zölle von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten ab dem 1. Oktober angekündigt. Er will die Produktion von Arzneien in die USA verlagern. Zudem verlangt der Republikaner von der Pharmabranche tiefere Medikamentenpreise.
Zur Story