«Erbrochenes im Bart» – Gaimon schnappt sich Everesting-Rekord
Beim Everesting geht es darum, mit einem Velo so viele Höhenmeter zurückzulegen, bis man theoretisch von Meereshöhe auf dem höchsten Berg der Welt angelangt ist: 8848.
Weil es (noch?) keine Strasse von der Küste bis auf den Gipfel des Mount Everest im Himalaya gibt, weichen die Velofahrer auf andere Anstiege aus. Jeder entscheidet selber, wo er seinen Versuch unternimmt, wo er zig Mal hoch und runter fährt. Der Anstieg muss steil genug sein, damit er in einigermassen kurzer Zeit zu schaffen ist. Er darf aber nicht zu steil sein, sonst bricht der Fahrer nach x Fahrten hinauf ein und schafft die 8848 Höhenmeter nicht.
Der amerikanische Ex-Radprofi Phil Gaimon wählte eine Strasse in Los Angeles. 60 Mal bewältigte er die Mountaingate Ridge Road, einen 920 Meter langen und im Durchschnitt elf Prozent steilen Anstieg. Pro Runde kamen 146,3 Höhenmeter aufs Konto.
Gaimon bewältigte sein Everesting dort schneller als jede andere bisher registrierte Fahrt irgendwo sonst auf der Welt. In 7 Stunden, 52 Minuten und 12 Sekunden verbesserte er die bisherige Bestmarke, die der Mountainbiker Tobias Lestrell vor drei Jahren in Australien aufgestellt hatte, gleich um mehr als eine halbe Stunde. Um auf der sicheren Seite zu sein, bewältigte der 34-Jährige den Aufstieg noch ein 61. und letztes Mal.
«Da ist Erbrochenes in meinem Bart», meinte Gaimon nach dem gelungenen Rekordversuch, «aber diese Art des Leidens ist ein Privileg.» Er sammelte Spenden von rund 85'000 Dollar für ein Hilfswerk, das Kinder in den USA mit Essen versorgt.
Gaimon, dessen Vorliebe für Cookies bekannt ist, darf nun mit gutem Gewissen zulangen. Bei der Rekordfahrt verbrannte sein Körper rund 8000 Kalorien.
Als Profi hatte Gaimon, der zwischen 2014 und bis zu seinem Rücktritt 2016 in der World Tour engagiert war, keine nennenswerten Erfolge erreichen können. Dafür sorgte er als Autor unterhaltsamer Blogs und Bücher für Aufsehen. Wobei Gaimon nicht nur über die amüsanten Seiten des Radsports schrieb. So vermutete er etwa, der Berner Fabian Cancellara habe einige seiner grossen Erfolge auch deshalb errungen, weil er einen versteckten Motor im Velo hatte.
