Der ernste Grund, warum sich Finnlands kältestes Dorf für Olympische Sommerspiele bewirbt
Denken wir an Finnland, so denken wir in unseren Breitengraden an ein Winterland. Wo es noch kälter ist als bei uns, wo im hohen Norden fast das ganze Jahr lang Schnee liegt.
Wie kalt ist es dann wohl in Salla, dem Dorf, das sich selber als kältestes von ganz Finnland bezeichnet? Kalt. Von Oktober bis April herrschen meist Minustemperaturen. Dass das Thermometer -40 Grad anzeigt, ist keine Seltenheit. Und hier, am nördlichen Polarkreis, sollen Olympische Sommerspiele ausgetragen werden?
Wo jetzt noch Schnee liegt, soll im Sommer in elf Jahren um olympische Beachvolleyball-Medaillen gespielt werden. So verspricht es ein Video der Kandidatur. Auch auf den Bergen wird der Schnee schmelzen, was dannzumal perfekte Bedingungen für Mountainbike-Rennen bedeutet.
«Wir wollen, dass unser Dorf so bleibt, wie es ist»
Und weil das alles die Bewohner – 3400 verteilen sich auf einer Fläche so gross wie der Kanton Bern – selbstredlich nicht wollen, wird klar, worum es sich bei der Kandidatur für die Olympischen Sommerspiele 2032 handelt: Um einen gelungenen PR-Stunt, um auf das Problem des Klimawandels aufmerksam zu machen.
«Unsere Absicht ist klar: Wir wollen, dass Salla so bleibt, wie es ist, und dass unsere Winter weiterhin kalt und schneereich sind», betonte Sallas Bürgermeister, Erkki Parkkinen. «Wenn wir uns einfach zurücklehnen und nichts tun und die globale Erwärmung zulassen, werden wir unsere Identität verlieren. Das Dorf, das wir lieben, wird, so wie wir es kennen, aufhören zu existieren – wie viele andere auf der Welt.»
Wärmere Sommer, kürzere Winter
Der Klimawandel habe das Leben in Lappland bereits jetzt stark verändert. «Unsere Sommer werden wärmer und wärmer, unsere Winter werden stetig kürzer», schildert Parkkinen. Die Erfahrungen, die die Bevölkerung macht, werden gestützt von der Wissenschaft. «Besonders die arktischen Gebiete sind einer drastischen Erwärmung ausgesetzt, die sogar schneller ist als der globale Durchschnitt», sagt Tuukka Petäjtä, Professor am Institut für Atmosphären- und Erdsystemforschung an der Universität Helsinki zu «Euronews».
Der Mensch ist nicht alleine dem Klimawandel ausgesetzt, auch die Tier- und Pflanzenwelt. Bäume beginnen, früher zu knospen als einst, es kommen Vögel, die sich früher nicht dort aufhielten. Das Maskottchen der Kandidatur ist ein von der Wärme erschöpftes Rentier.
«Olympia soll Menschen und Nationen verbinden», kennt Bürgermeister Parkkinen den olympischen Gedanken. Deshalb passe ihre verrückte Idee: «Der Klimawandel ist ein Problem, das uns alle angeht.»
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