Eigentlich wäre ein Auftritt im San Paolo von Neapel ein Karriere-Highlight für jeden Schweizer Fussballer. Dort steht für YB heute Abend das vierte Vorrundenspiel in der Europa League im Programm. Das Gastspiel in der Metropole am Fusse des Vesuvs kommt für YB aber zur Unzeit. Nach einmal mehr unbefriedigenden Resultaten in der Super League gehört der Fokus dem in mehrfacher Hinsicht wegweisenden Heimspiel vom Sonntag gegen Sion. Die ambitionierten Berner liegen in der Meisterschaft, in der eine Top-3-Klassierung Pflicht ist, sieben Punkte hinter dem Dritten St.Gallen und elf Punkte hinter Leader Basel zurück.
Die vier Niederlagen bei Sparta Prag, gegen Aarau, in Basel und gegen Vaduz haben den Monat Oktober – abgesehen vom 2:0 gegen Napoli – zu einer tristen Angelegenheit verkommen lassen. Vor allem der Fehltritt gegen Aufsteiger Vaduz nagt am Selbstvertrauen. «Das stellt die Vorfreude auf dieses spezielle Spiel in den Schatten», sagte Forte, einer von diversen Protagonisten im YB-Kader und -Staff mit Wurzeln in der Region Neapel. Für den Coach ist das zweite Kräftemessen mit Napoli deshalb «gewissermassen das Dessert».
«Wir treten deswegen aber nicht mit gedämpften Erwartungen auf», versprach Forte. «Weil wir auch in Neapel unser Spiel aufziehen können.» Mit welchem Personal das geschehen wird, ist noch nicht abzusehen. Forte liess durchblicken, den einen oder anderen Akteur schonen zu wollen.
Der FC Zürich will heute Abend widerlegen, dass er nur für nationale Aufgaben geschaffen sein soll. Das Team von Urs Meier empfängt Villarreal. Der blamable Auftakt gegen die später nur noch inferioren Zyprioten aus Limassol überschattete die Gruppenphase aus der Sicht des FCZ von Beginn weg. Die Fortsetzung mit dem Remis gegen Mönchengladbach war respektabel, die Lektion beim 1:4 in Villarreal hingegen kam einer kollektiven Grenzerfahrung gleich. Nach halbem Pensum ist der FCZ bereits deutlich distanziert. Die Chancen sind bestenfalls theoretischer Natur.
Eine vorzeitige Kapitulation kommt trotz unvorteilhafter Ausgangslage nicht infrage. Meier verlangt eine ähnliche Leistung wie gegen Mönchengladbach. Die blanke Null nach fünf Duellen mit spanischen Kontrahenten soll aus der Europacup-Bilanz verschwinden. «Aber dafür benötigen wir ein perfektes Spiel – im kämpferischen, spielerischen und organisatorischen Bereich», doziert Urs Meier.
Zürich beklagte seit dem 1:4 in Spanien einen Stillstand. Die Heimniederlage gegen den Tabellenletzten Luzern ist als Tiefpunkt der letzten Monate zu taxieren. Meier will nichts von einem Einbruch wissen: «Wir sind nach wie vor auf Kurs und in drei Wettbewerben tätig. Ich spüre keine Unruhe im Verein – auch nach einer Niederlage gegen den Letzten nicht.» (ram/si)