«Ganz einfach durch die Nächte – wir bringen dich ans Ziel»: Mit diesem Slogan werben Postauto Schweiz und die Nachtwelle für ihr Nachtbusangebot. Letzten Sonntag endete die Fahrt des N72-Postauto-Busses aus Baden jedoch nicht wie geplant in Bremgarten, sondern im Morast eines Waldweges. Ein Fahrgast berichtet gegenüber der az von der Irrfahrt: «Ich fuhr am 2. August um 2:33 Uhr mit dem Nachtbus von Baden in Richtung Bremgarten, wollte schnellstmöglich nach Hause nach Mellingen.
Die Fahrt dauerte jedoch etwas länger als gewohnt.» Der Bus sei sehr unruhig gefahren, doch die Passagiere hätten wegen der Dunkelheit nicht erkennen können, was vor sich ging. «Plötzlich merkten wir, dass Bäume und Sträucher die Scheiben des Busses touchierten. Der Bus hielt an – und kam nicht mehr vom Fleck.» Die Passagiere wurden aufgefordert auszusteigen. «Wir standen am Waldrand auf einem Waldweg, irgendwo ausserhalb von Rütihof. Einige Passagiere versuchten den Bus anzuschieben – vergeblich».
Der Chauffeur habe keine Durchsage gemacht, keine Erklärung abgegeben, berichtet der Passagier. «Er war gestresst und telefonierte wie wild.» Nach 15-minütiger Wartezeit – und keinen weiteren Informationen – hätten sich die meisten Passagiere entschlossen, in Richtung Mellingen zu laufen. Die Wanderung über Müslen nach Mellingen dauerte eine gute halbe Stunde. «Mühsam war es auch für Passagiere, die nach Bremgarten gelangen wollten – diese mussten ein Taxi nehmen oder sonst schauen, wie sie nach Hause kamen.»
Katharina Merkle von Postauto Schweiz bestätigt die Irrfahrt und spricht von einer Verkettung von unglücklichen Umständen. Derzeit werden die Rütihof- und Birchstrasse zwischen Rütihof und Mellingen saniert und sind deswegen gesperrt, die Postautos würden über Müslen umgeleitet. «Der Fahrer hat in Müslen leider die falsche Abzweigung genommen und ist auf einem Feld- und Waldweg im Morast stecken geblieben», erklärt Merkle. Der Fahrer hatte Kenntnis von der Umleitung, befuhr sie jedoch zum ersten Mal, weil er am Samstag den ersten Arbeitstag nach längerer Abwesenheit hatte. «Unsere Fahrzeuge verfügen grundsätzlich über GPS, im vorliegenden Fall hat dies leider nicht genützt.»
Der Chauffeur habe sich gemäss Vorschrift zuallererst um die Sicherheit der Fahrgäste und des Fahrzeuges gekümmert und danach beim Pikettdienst ein Ersatzfahrzeug angefordert. «Leider hat er in der Hektik vergessen, sämtliche Fahrgäste über das Mikrofon zu informieren. Dieser Fehler tut uns leid, wir entschuldigen uns», sagt Merkle weiter.
Ein Teil der Fahrgäste sei mit dem Chauffeur aber in Kontakt gestanden. «Niemand war gezwungen, durch den Wald zu Fuss nach Hause zu gehen», sagt Merkle. «Wer sich aktiv informierte, hatte Kenntnis davon, dass ein Ersatzbus unterwegs war.» Fünf weibliche Fahrgäste seien mit dem organisierten Ersatzbus nach Tägerig und Niederwil heimgeführt worden, der ungefähr 30 Minuten später vor Ort war. Betroffene Fahrgäste, die sich bei Postauto Schweiz melden, erhalten die Taxispesen zurück. (az Aargauer Zeitung)